Immer breitere Evidenz für Dupilumab bei atopischer Dermatitis

Die Fülle an Daten, die den Einsatz von Dupilumab bei atopischer Dermatitis (AD) unterstützen, nimmt immer weiter zu: Beim Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) 2022 wurden mehr als 20 Poster und Vorträge sowie zwei Symposien zu diesem Thema präsentiert – darunter Ergebnisse von PROLEAD, einer in Deutschland durchgeführten Real-World-Studie, welche die Wirksamkeit und Sicherheit von Dupilumab bei atopischer Dermatitis im klinischen Alltag bestätigt [1, 2]. In die multizentrische, prospektive, nicht interventionelle Studie PROLEAD wurden Erwachsene eingeschlossen, die wegen ihrer mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis (AD) zum ersten Mal mit Dupilumab (Dupixent®) behandelt wurden. Die Auswertung der Baseline-Daten von 817 Patientinnen und Patienten zeigte: Fast alle Teilnehmenden (99,6%) litten unter Pruritus und 86,1% unter chronischen bzw. chronisch rezidivierenden Hauteffloreszenzen. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen war von mindestens einer weiteren Erkrankung mit Typ-2-Inflammation betroffen – 37% litten auch an allergischer Konjunktivitis, 27% an anderen Allergien und 23% an Asthma [1]. Mehr als 60% der Patientinnen und Patienten waren wegen ihrer AD bereits mit systemischen Optionen vorbehandelt, fast die Hälfte (49,3%) davon mit oralen Kortikosteroiden; bei 38,6% war Dupilumab die erste systemische Therapie [1]. Rascher Rückgang des Pruritus Eine Interimsanalyse der Studie PROLEAD zu Wirksamkeit und Sicherheit von Dupilumab demonstrierte: Unter der Therapie mit dem monoklonalen Antikörper erreichten nach vier Wochen mehr als ein Drittel (34,4%) und nach zwölf Wochen 59,4% der Teilnehmenden ein EASI (Eczema Area and Severity Index)-75-Ansprechen (Abb. 1). Dieses aus Sicht der Behandelnden gute Ergebnis steht im Einklang mit den von Patientinnen und Patienten berichteten Behandlungserfolgen: Der Pruritus – bestimmt mit der Pruritus-Numerical Rating Scale (Pruritus-NRS) – war bereits in Woche 4 deutlich geringer ausgeprägt (Baseline 7,4; nach vier Wochen 4,3) und ging im Verlauf weiter zurück (Pruritus-NRS in Woche 12: 3,4). POEM (Patient Oriented Eczema Measure) und Lebensqualität waren nach vier Wochen bereits ebenfalls deutlich gebessert: Der POEM lag zu Baseline bei 20,3; nach vier Wochen war er auf 10,7 und nach zwölf Wochen auf 8,4 gesunken. Der DLQI (Dermatology Life Quality Index) sank von 13,9 auf 6,8 in Woche 4 und auf 4,8 in Woche 12 [2]. Abb. 1 Interimsanalyse der Studie PROLEAD: Anteil an Patientinnen und Patienten, die in Woche 4 und in Woche 12 ein EASI-50-, EASI-75- und EASI-90-Ansprechen erreichen (modifiziert nach [2]) Springer Medizin Verlag GmbH × Unter der Therapie mit Dupilumab ging außerdem der Anteil an Teilnehmenden zurück, die zusätzlich topische Kortikosteroide (TCS) anwendeten. Patientinnen und Patienten mit mittelschwerer AD profitierten in vergleichbarem Ausmaß von Dupilumab wie jene mit schwerer Krankheitsausprägung [2]. Dupilumab war wie in allen bisherigen Studien gut verträglich, es wurden keine neuen Sicherheitssignale berichtet [2]. Phase-IV-Daten: DUPISTAD-Studie Neben den Daten aus dem klinischen Alltag wurden auch Ergebnisse einer aktuellen randomisierten kontrollierten Doppelblindstudie vorgestellt: Die Phase-IV-Studie DUPISTAD verglich über zwölf Wochen bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer AD Dupilumab (n=127) und Placebo (n=61). In einer zweiten zwölfwöchigen Studienperiode wurden alle Teilnehmenden offen mit Dupilumab behandelt. Die zusätzliche Anwendung von TCS war in beiden Gruppen erlaubt [3]. Die Gabe von Dupilumab war mit einer raschen Linderung der Symptome der AD assoziiert. So gingen unter dem monoklonalen Antikörper die Schmerzen der Haut zurück (bestimmt mit dem Skin Pain NRS). In der Gruppe mit durchgehender Dupilumab-Gabe setzte der Rückgang ab Baseline ein, in der Gruppe, die zunächst Placebo erhielt, erst nach der Umstellung auf Dupilumab (Abb. 2) [3]. Darüber hinaus verbesserten sich unter Dupilumab die Scores für Pruritus und Schlaf (Schlaf-NRS und Pruritus-NRS) [4]. Abb. 2 DUPISTAD-Studie: Rückgang des NRS (Numerische Rating-Skala)-Scores für Schmerzen der Haut (modifiziert nach [3]) Springer Medizin Verlag GmbH × Anhaltende Wirksamkeit Die aktuellen Daten stehen im Einklang mit den bisherigen Studien zu Dupilumab bei AD. So zeigte beispielsweise die CHRONOS-Studie, dass Dupilumab in Kombination mit TCS bei Erwachsenen mit einer raschen und über 52 Wochen anhaltenden Verbesserung des Hautbildes sowie einer Reduktion des Pruritus assoziiert war; auch die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten stieg an [5, 6]. Gute Verträglichkeit, etabliertes Sicherheitsprofil Dupilumab weist über alle Altersgruppen hinweg ein etabliertes Sicherheitsprofil auf [5, 7–10]. Dies bestätigte auch eine unverblindete Verlängerungsstudie [8]. Aufgetretene Nebenwirkungen im Rahmen der Studien waren u.a. Reaktionen an der Injektionsstelle, Blepharitis und Konjunktivitis [5, 11]. Der monoklonale Antikörper hemmt durch eine duale Rezeptorblockade die Signalwege der Interleukine IL-4 und IL-13 – zentrale Zytokine bei einer AD – und greift so gezielt in die Typ-2-Inflammation ein [7, 12]. Die Hemmung der Signaltransduktion kann den Defekt der Hautbarriere verringern [13], den Pruritus vermindern [5, 6, 11] und die Entzündung der Haut reduzieren [5, 13]. Für die Initiierung und Fortführung einer Dupilumab-Therapie sind keine Laboruntersuchungen notwendig. Relevante Arzneimittelwechselwirkungen sind aufgrund des Wirkmechanismus nicht zu erwarten [7]. Dupilumab für Kinder ab sechs Jahren Seit Ende 2020 kann Dupilumab als erste Systemtherapie mit zielgerichtetem Wirkmechanismus zur Behandlung von Kindern im Alter von sechs bis elf Jahren mit schwerer AD, die für eine systemische Therapie in Betracht kommen, eingesetzt werden [7]. Basis der Zulassung waren die Ergebnisse von LIBERTY AD PEDS. In die Studie waren 367 Kinder (sechs bis elf Jahre alt) mit schwerer AD eingeschlossen, die mit topischen Therapien nicht ausreichend kontrolliert waren [9]. Die Kinder wurden über 16 Wochen zusätzlich zu TCS (topischen Kortikosteroiden) entweder mit Placebo oder Dupilumab behandelt. Nach 16 Wochen erzielten 32,8% der Kinder unter 300mg Dupilumab +TCS q4w (alle vier Wochen; p<0,0001) und 39,0% der Kinder ≥30kg unter Dupilumab 200mg + TCS q2w (alle zwei Wochen; p<0,001) eine vollständige oder fast vollständige symptomfreie Haut. Von den mit Placebo + TCS behandelten Kindern erreichten 9,7% dieses Therapieziel. Ein EASI-75-Ansprechen konnte von 69,7% der Kinder, die 300mg Dupilumab + TCS q4w erhielten, und von 74,6% der Kinder ≥30kg unter Dupilumab 200mg + TCS q2w erreicht werden. Unter alleiniger TCS-Gabe erreichten nur 26,8% bzw. 25,8% der Kinder dieses Ansprechen. Darüber hinaus zeigte Dupilumab eine signifikante, klinisch relevante Reduktion des Pruritus um mehr als 4 Punkte [9]. Sicherheit und Verträglichkeit von Dupilumab bei Kindern entsprachen der Sicherheit und Verträglichkeit von Dupilumab bei anderen Altersgruppen [7]. Hohe Krankheitslast bei Kindern mit atopischer Dermatitis Eine atopische Dermatitis (AD) geht bei Kindern (sechs bis elf Jahre) mit einer hohen Krankheitslast einher: Insbesondere unter den Kindern mit einer schweren AD ist der Anteil der Kinder mit einer schlechteren nächtlichen Schlafqualität und mit mehr Nächten mit gestörtem Schlaf höher als bei hautgesunden Kindern. Die Schlafstörungen gehen häufiger mit einer Tagesmüdigkeit einher. Von den Schlafstörungen sind auch die Eltern der erkrankten Kinder betroffen [14]. Kinder zwischen sechs und elf Jahren – ebenso wie Jugendliche und Erwachsene – leiden häufiger unter atopischen Komorbiditäten: Am häufigsten waren Pollenallergien (52,5%), Hausstaubmilbenallergien (46,3%), allergische Konjunktivitis (35%) und Nahrungsmittelallergien (33,1%) [15]. Literatur Thaçi D et al., EADV-Kongress 2022, Poster 0204 Augustin M et al., EADV-Kongress 2022, Poster P0200 Merola J et al., EADV-Kongress 2022, Poster 0332 Merola J et al., EADV-Kongress 2022, Poster 0328 Blauvelt A et al., Lancet 2017, 389:2287–2303 Silverberg JI et al., J Am Acad Dermatol 2020, 82:1328–1336 Fachinformation Dupixent® 200/300mg, Stand: September 2022 Beck L et al., Am J Clin Dermatol 2020, 21:567–577 Paller AS et al., J Am Acad Dermatol 2020, 83:1282–1293 Simpson EL et al., JAMA Dermatol 2020, 156:44–56 Simpson EL et al., N Engl J Med 2016, 375:2335–2348 Gandhi NA et al., Nat Rev Drug Discov 2016, 15:35–50 Guttman-Yasky E et al., J Allergy Clin Immunol 2019, 143:155–172 Baiardini I et al., EADV-Kongress 2022, Poster 0355 Galli E et al., EADV-Kongress 2022, Poster 0358 Sanofi und Regeneron haben sich verpflichtet, die dermatologische Forschung in Bereichen mit hohem medizinischem Bedarf für Patientinnen und Patienten mit schwer kontrollierbarer AD voranzutreiben. Impressum „EADV 2022: Immer breitere Evidenz für Dupilumab bei atopischer Dermatitis“ Literaturarbeit Bericht: Monika Walter, München Artikel gedruckt in Die Dermatologie 1/2023 Mit freundlicher Unterstützung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt/Main Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Friederike Holthausen Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführung: Fabian Kaufmann, Dr. Cécile Mack, Dr. Hendrik Pugge Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF-Download: EADV 2022 - Immer breitere Evidenz für Dupilumab bei atopischer Dermatitis

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