Erschienen in:
01.01.2007 | Kasuistiken
Angina Pectoris und ST-Hebungen nach Chemotherapie mit 5-FU
verfasst von:
S. Spencker, A. Schmittel, D. Westermann, A. Marek, H. P. Schultheiss, Dr. B. Witzenbichler
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 1/2007
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Zusammenfassung
Wir berichten den Fall eines 64-jährigen Patienten, der aufgrund eines metastasierten Plattenepithelkarzinoms des Zungengrundes eine Chemotherapie mit Infusion von 5-Fluorouracil (5-FU) und Cisplatin erhielt. Sechs Stunden nach Beendigung der ersten Dauerinfusion von 5-FU über 24 Stunden entwickelte der Patient heftige Angina-Pectoris-Symptomatik mit vegetativer Symptomatik und ausgeprägten, fast ubiquitären ST-Streckenhebungen im EKG. Unter der Verdachtsdiagnose eines akuten Vorderwandmyokardinfarktes wurde eine sofortige Herzkatheteruntersuchung durchgeführt, wobei sich ein kompletter Verschluss der Vorderwandarterie unmittelbar am Abgang aus dem Hauptstamm bei ansonsten glattwandigen Gefäßen fand. Nach intrakoronarer Gabe von Nitro kam es zur spontanen Wiedereröffnung des Gefäßes ohne verbleibende Stenose und zum prompten Sistieren der Beschwerdesymptomatik des Patienten, sodass die Diagnose eines 5-FU-induzierten Koronarspasmus gestellt wurde. Unter einer antivasospastischen Therapie mit zunächst einem intravenösen Nitrat, später mit einem oralen Kalziumantagonist blieb der Patient beschwerdefrei, ohne Anstieg der kardialen Enzyme. Aufgrund des massiven 5-FU-induzierten Koronarspasmus wurde das Chemotherapieregime auf Cisplatin plus Docetaxel umgestellt, worunter im Folgenden keine erneuten Angina-Pectoris-Anfälle auftraten, sodass die antivasospastische Therapie abgesetzt werden konnte.