Der Name ist Programm: Botulinumtoxin (übersetzt „Wundergift“, umgangssprachlich kurz „Botox“) ist ein Nervengift, das vom Bakterium Clostridium botulinum produziert wird. Seine Wirkung entfaltet das Toxin durch Hemmung der Freisetzung von Acetylcholin – einem Neurotransmitter, der Signale von Nerven auf die Muskeln überträgt [1]. Mittlerweile sind sieben Serotypen bekannt, in Deutschland verwenden Ärzte jedoch nur den Serotyp A.
Die Einsatzgebiete des Nervengiftes sind vielseitig: Neben der ästhetischen Dermatologie wird es unter anderem gegen fokale Dystonie, spastische Bewegungsstörungen, dem Tennisarm, Blasenfunktionsstörungen, Kopfschmerzen, Hypersalivation, Hyperhidrose und einige andere chronische Erkrankungen eingesetzt [2, 3, 4].
Ästhetische Dermatologie: On- und Off-Label-Use
Besonders durch seine glättende Wirkung von Falten ist Botulinumtoxin einem breiteren Publikum bekannt geworden. In der ästhetischen Dermatologie wurde das Gift erstmals zur Behandlung der Glabellaregion (On-label) eingesetzt, heute werden jedoch nahezu alle Bereiche im Gesicht erfolgreich behandelt.
Der Off-Label-Use ist für | folgende Indikationen möglich [1]: |
Stirn | Kinn |
Augenbrauenlift | Hals |
Suborbitalregion | Gummy smile (Zahnfleischlächeln) |
Krähenfüße | Wangenfalten |
Bunny lines (Nasenfalten) | Nasolabial |
Perioral | Nasenspitze |
Mundwinkel |
Weitere Hinweise zum Off-Label-Use und der Abrechnung von ästhetisch-dermatologischen Leistungen (IgeL) finden Sie in unserer Abrechnungsdatenbank.
So lange glättet das Gift
Botulinumtoxin entfaltet seine Wirkung schon 24 bis 48 Stunden nach der Injektion. Nach drei bis zehn Tagen ist der maximale Effekt zu erwarten [1]. Wie lange das Neurotoxin wirkt, hängt von der Dosierung, der Auswahl der Injektionspunkte und vom Patienten selbst ab. Bei Glabellafalten kann die Glättung durch Botulinumtoxin zwischen drei und fünf Monaten anhalten. Ähnlich sieht es bei Krähenfüßen und Stirnfalten aus: Hier lässt die Wirkung nach drei bis vier Monaten nach.
Kontraindikationen und Nebenwirkungen
Nicht angewendet werden sollte das Nervengift bei neuromuskulären Erkrankungen (z.B. Myasthenia gravis, Eaton-Lambert-Syndrom, amyotrophe Lateralsklerose), Entzündungen an den Injektionsstellen, Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile, sowie in der Schwangerschaft und in der Stillzeit. Relative Kontraindikationen sind Koagulopathien und die Einnahme von Antikoagulanzien. Auch bei Patienten mit einer Selbstwahrnehmungsstörung ist Vorsicht geboten [1].
Die Behandlung mit Botulinumtoxin gilt allgemein als sicher. Selten treten Nebenwirkungen auf, zum Beispiel Hämatome, Rötungen, Schwellungen an der Injektionsstelle sowie geringe Schmerzen durch die intramuskulären Injektionen. Auch Kopfschmerzen und allergische Reaktionen sind möglich. Des Weiteren kann es zu einer übermäßigen Entspannung der Muskulatur und zu einer unerwünschten Parese von angrenzenden Muskeln kommen [1].
Kombinationsmöglichkeiten
Botulinumtoxin kann in der ästhetischen Dermatologie mit Fillern, Lasern und Licht kombiniert werden. Durch den Einsatz von Fillern kann das Gift langsamer abgebaut werden. Licht und Lasertherapien können die Effizienz der Injektion erhöhen [5].
Literatur
[Stand: 01.02.2018]
1. Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft: Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie. AWMF-Register Nr. 013/077. http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-077.html
2. Nigam PK., Nigam A. Botulinum Toxin. Indian J Dermatol. 2010 Jan-Mar; 55(1): 8–14.
3. www.dystonie.de/behandlungen/botulinumtoxin-injektionstherapie.html
4. Reimer CD, Paulus W., Steinhoff B. (Hrsg.): Patienteninformaionen Neurologie – Empfehlungen für Ärzte. Springer 2. Auflage; 2017
5. www.springeraesthetik.de/springeraesthetik-de/gesichtsrejuvenation/botulinumtoxin/faltenfrei-dank-botulinumtoxin/15163398