Wer an einer hypertrophen Kardiomyopathie leidet und regelmäßig Sport mit Belastungen über 6 MET betreibt, riskiert damit keine arrhythmischen Komplikationen, so das Ergebnis einer großen prospektiven Studie. Eine Voraussetzung muss jedoch erfüllt sein.
Ein gewisses Maß an regelmäßiger körperlicher Belastung ist bei vielen Herzerkrankungen vorteilhaft. Bei hypertropher Kardiomyopathie hingegen ist man oft sehr vorsichtig, weil ventrikuläre Arrhythmien und plötzlicher Herztod befürchtet werden. Vielen Patientinnen und Patienten wird daher von körperlich belastenden Sportarten explizit abgeraten.
Prospektive Studie mit über 1.500 HCM-Betroffenen
Womöglich zu Unrecht, wie jetzt die Ergebnisse der beim ACC-Kongress 2023 vorgestellten Studie LIFE-HCM zeigen. Für diese waren prospektiv 1.534 Patienten und Patientinnen mit manifester HCM sowie 126 Personen mit einer genetischen HCM-Variante ohne linksventrikuläre Hypertrophe rekrutiert worden. 40% waren Frauen und 20% unter 25 Jahre alt. Sie wurden gefragt, ob und wie intensiv sie Sport betrieben, und anschließend drei Jahre lang nachbeobachtet.
42% der Teilnehmenden strengten sich körperlich richtig an und betrieben zum Teil Wettkampfsport: diese Gruppe belastete sich mehr als 60 Stunden pro Jahr mit mehr als 6 MET (metabolisches Äquivalent). 43% betrieben moderaten Sport, sie trainierten mehr als 60 Stunden pro Jahr mit 4-6 METs. 16% taten weniger und wurden als überwiegend inaktiv eingestuft.
Auch Wettkampfsport erhöhte das Arrhythmie-Risiko nicht
Als primäre Endpunkte wurden Tod, überlebter Herzstillstand, Synkope und adäquater Schock von implantierten ICDs gewertet. 77 Teilnehmer erlitten derartige Endpunkte, Die Ereignisrate für den kombinierten Endpunkt lag in den Gruppen mit oder ohne intensiven Sport jeweils bei 15-16 pro 1.000 Patientenjahren. Die Ereignisraten für Tod betrugen 1,9 pro 1000 (intensiver Sport) sowie 2,7 pro 1000 (kein intensiver Sport).
Somit lässt sich festhalten, dass intensiver Sport für HCM-Patienten nicht mit einem erhöhten Risiko für Tod oder arrhythmische Komplikationen einhergeht. Dies galt auch für Wettkampfsportler, so Studienautorin Prof. Rachel Lampert, Yale School of Medicine in New Haven, Connecticut. Insgesamt war die Ereignisrate gering. Sport hatte aber auch keine protektive Funktion.
Zu ergänzen ist, dass die meisten Studienpatienten von erfahrenen Kardiologen auf dem Gebiet der HCM betreut wurden, die eine genaue Risiko-Analyse durchgeführt und eine spezifische Therapie eingeleitet hatten, bevor sie den Betroffenen Ratschläge bezüglich ihrer sportlichen Belastbarkeit gaben. Die Betreuung von Spezialisten sei wirklich wichtig, betonte Lampert. Gut 40% der Teilnehmer mit einem ICD ausgestattet, ca. 20% hatten eine Myektomie gehabt, knapp 5% bereits einen Herzstillstand erlitten