Erschienen in:
16.04.2024 | Riesenzellarteriitis | Der interessante Fall
Ischämien der Zunge und der Augenmuskeln als „mimic“ eines Hirnstamminfarkts bei 73-jähriger Patientin mit erhöhten Entzündungswerten
verfasst von:
J. Heitmann, E. Megahed, Prof. Dr. W. Pfeilschifter, C. Kraemer, R. Mühl-Benninghaus, A. Finke
Erschienen in:
DGNeurologie
|
Ausgabe 3/2024
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Auszug
Wir sahen die damals 73-jährige Patientin erstmalig in unserer zentralen Notaufnahme aufgrund von rezidivierenden Schwindelepisoden und Doppelbildern. Der Schwindel sei erstmalig vor etwa 3 Monaten aufgetreten. Er sei attackenartig, ohne Provokationsfaktoren, für wenige Sekunden anhaltend mit einmaligem Sturzereignis. Wiederholt seien davon unabhängig passagere Doppelbilder aufgetreten. Am Vorstellungstag war der Schwindel, begleitet von Übelkeit und Erbrechen, deutlich länger anhaltend gewesen, und auch die Doppelbilder hätten zugenommen, was die notfällige Zuweisung durch die Hausärztin veranlasste. Die Patientin berichtete außerdem über eine vor etwa 2 Wochen akut aufgetretene Schluckstörung. So müsse sie insbesondere beim Schlucken fester Konsistenzen Druck auf Höhe des Kehlkopfes ausüben und den Kopf inklinieren, und selbst weiche Nahrung könne nicht ohne Schwierigkeiten geschluckt werden. Die Schluckstörung stellte für die Patientin die Hauptbeschwerde dar, die Doppelbilder waren nach Therapiebeginn rasch rückläufig. Die Patientin verneinte Kopfschmerzen, auch nächtliche Kopfschmerzen oder eine Berührungsempfindlichkeit der Kopfhaut bestünden nicht. Einige Tage vor der Vorstellung sei ihr eine nicht druckschmerzhafte Schwellung im Bereich der linken Schläfe aufgefallen. Schmerzen bei längerem Kauen wurden initial verneint, später jedoch auch ein Schmerz im Bereich der Kiefergelenke angegeben, wobei dies für die Patientin deutlich hinter den Schluckbeschwerden zurückstand. Sie gab ein spontanes „Brennen“ im Bereich der Zungenränder und eine Phagodynie beim Schluckakt an. Außerdem berichtete sie über seit längerer Zeit bestehende Nacken- und Schulterschmerzen sowie eine zunehmende Erschöpfung, welche die Patientin selbst im Kontext eines kürzlich durchgemachten und noch nicht ganz abgeklungenen respiratorischen Infekts erklärte. Kognitive Leistungseinbußen hätten sie und ihre Angehörigen nicht bemerkt. …