Erschienen in:
31.07.2023 | Zervixkarzinom | Leitthema
Zervixkarzinom
Risikofaktoren, Früherkennung und primäre Prävention
verfasst von:
Univ.- Prof. Dr. med. Julia Gallwas
Erschienen in:
Die Onkologie
|
Ausgabe 11/2023
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Zusammenfassung
Mit über einer halben Million Neuerkrankungen und mehr als 300.000 Todesfällen pro Jahr ist das Zervixkarzinom die vierthäufigste Krebserkrankung der Frau weltweit. In Deutschland wurden 2019 etwa 4575 Neuerkrankungen und 1600 Todesfälle gezählt. Dem Karzinom gehen höhergradiger zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN 2/3) voraus. Durch die frühzeitige Diagnose und Behandlung dieser Läsionen kann die Entstehung eines Karzinoms verhindert werden. Mit der Einführung von Früherkennungsprogrammen auf der Grundlage zytologischer Abstriche konnte in den letzten 50 Jahren in Ländern mit hohem Einkommen die Inzidenz und Mortalität des Zervixkarzinoms mehr als halbiert werden. Man kann daher mit Recht sagen, dass die Einführung des zytologischen Screenings eine der erfolgreichsten präventivmedizinischen Maßnahmen in der Medizin darstellt [
4,
29]. Fast immer stellen Hochrisikosubtypen des humanen Papillomavirus (HPV) die Ursache für die Entstehung eines Zervixkarzinoms und seiner Vorgängerläsionen dar. Dieses Wissen hat das Konzept der Früherkennung dahingehend verändert, dass die HPV-Testung mittlerweile weltweit eine bedeutende Rolle in Screeningprogrammen einnimmt [
10,
31]. Neben der High-Risk-HPV-Infektion sind auch andere virusunabhängige Risikofaktoren, wenn auch in weitaus geringerem Maße, zu berücksichtigen. Hierzu zählen u. a. Immundefizienz, Multiparität, langjährige Einnahme oraler Antikonzeptiva und Rauchen. Die Entstehung eines Zervixkarzinoms ist weitgehend vermeidbar. Durch die HPV-Impfung von Mädchen und Jungen vor ihrem ersten sexuellen Kontakt könnte bei Impfraten über 70 % die Erkrankung zu einem sehr seltenen Ereignis werden. So treten 90 % der Zervixkarzinome in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf. Bei fehlenden Möglichkeiten der Etablierung systematischer Früherkennungsprogramme wäre auch hier, wie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefordert, die Implementierung umfassender Impfprogramme ein bedeutender Schritt nach vorn.