Erschienen in:
05.12.2022 | Schielen | Originalien
Hoch dosierte Medialisrücklagerung bei Nystagmus vom Latenstyp
verfasst von:
Prof. Dr. Michael Gräf, Leniie Seliametova, Anja Hausmann
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 6/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Große Augenmuskelrücklagerungen im Sinne einer Anderson-Operation reduzieren die Kopfzwangshaltung (KZH) bei frühkindlichem Nystagmus. Ihre Effektivität bei manifestem Nystagmus vom Latenstyp (NLT) ist quantitativ nicht bekannt.
Ziel der Studie
Evaluation der Wirkung großstreckiger Medialisrücklagerungen auf die KZH bei NLT.
Material und Methoden
Daten von 12 Patienten mit reinem NLT, die in den Jahren 2014 bis 2019 eine große Medialisrücklagerung am einzigen Auge oder am Führungsauge erhielten, wurden retrospektiv ausgewertet. Die Mediane und Streubreiten (min–max) betrugen: Alter bei Operation 14 (3–43) Jahre; dezimaler Visus des führenden/anderen Auges 0,56 (0,4–1,0)/0,01 (0–0,4); KZH in 5 m/0,3 m 35° (15–45)/20° (0–45); Rücklagerung 13 (11,5–15) mm; Nachbeobachtung 13 (4–39) Monate.
Ergebnisse
Am Ende der Nachbeobachtungszeit war die KZH auf 10° (0–20/0–15) reduziert. Die Abnahme der KZH in 5 m betrug 25° (8–35) ohne eine Überkorrektion. Bei funktioneller Einäugigkeit war das Gesichtsfeld nach nasal entsprechend vergrößert. In 0,3 m trat eine geringe Überkorrektion in 2 Fällen auf. Die Adduktion des operierten Auges war auf 25° (20–40) limitiert. Der Visus und die KZH in anderen Ebenen zeigten keine Verbesserung.
Diskussion
Eine große Medialisrücklagerung am Führungsauge verbessert die KZH bei NLT in ähnlichem Maß wie bei frühkindlichem Nystagmus (INS). Bei funktioneller Einäugigkeit wird das verfügbare Gesichtsfeld erweitert.