Erschienen in:
01.05.2024 | Psychotherapie | Einführung zum Thema
Herausforderung Therapieresistenz
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. René Hurlemann, MBA, Katharina Domschke
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2024
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Auszug
Ein für die Qualität der interdisziplinären und multiprofessionellen Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Deutschland bedrohliches Szenario sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor ist der zunehmende Fachkräftemangel [
5]. Beispielsweise geht aus dem Auswertungsbericht 2022‑2 des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) hervor, dass über die Hälfte der psychiatrischen Einrichtungen die geforderte Mindestpersonalausstattung in den therapeutischen Berufsgruppen nicht erfüllen kann [
11]. Aufgrund des Zusammenhangs zwischen Personalausstattung und Versorgungsqualität [
3,
9] ist zu befürchten, dass eine infolge fehlender Therapieeinheiten geringere Behandlungsintensität nicht ohne Konsequenzen bleibt, insbesondere für die vulnerablen Patientengruppen, die aufgrund therapieresistenter Erkrankungsverläufe besonders hohen Ressourcenbedarf haben, Unterstützung durch erfahrenes Fachpersonal benötigen und auf die leitliniengerechte Umsetzung therapeutischer Innovationen angewiesen sind. Gerade die von Therapieresistenz Betroffenen fühlen sich häufig stigmatisiert: Nicht die Behandlung habe „versagt“, sondern sie selbst. Da Therapieresistenz fälschlicherweise auf die Betroffenen bezogen verstanden werden kann, wurden alternative Konzepte vorgeschlagen, darunter z. B. die „schwierig zu behandelnde Depression“ („difficult-to-treat depression“ [DTD]; [
7]). Neben den individuellen Belastungen stellt Therapieresistenz schließlich auch auf gesamtgesellschaftlicher und sozioökonomischer Ebene eine erhebliche Herausforderung dar [
13]. Aus den genannten Gründen erscheint eine Auseinandersetzung mit dem Thema Therapieresistenz dringlich. …