Erschienen in:
14.07.2023 | Psychopharmakotherapie | Leitthema
Psychopharmakotherapie in der Schwangerschaft und Stillzeit – Teil II: Schwerpunkt Stillzeit
Möglichkeiten der Unterstützung durch therapeutisches Drug-Monitoring
verfasst von:
PD Dr. med. Michael Paulzen, Dr. Dr. Georgios Schoretsanitis
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2023
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Zusammenfassung
Die medikamentöse Therapie psychischer Störungen in der Stillzeit erfordert besondere Kenntnisse über mögliche Auswirkungen auf den gestillten Säugling. Dieser zweigeteilte Beitrag widmet sich in einem ersten Teil dem Einsatz von Psychopharmaka während der Schwangerschaft. In dem hier vorliegenden zweiten Teil wird der Einsatz von Psychopharmaka während der Stillzeit behandelt. Die Unsicherheit bezüglich der Frage, ob mütterliches Stillen bei bestehender Psychopharmakotherapie empfohlen werden kann, ist groß und das klinische Management stellt eine große Herausforderung dar. Aufgrund spärlicher wissenschaftlicher Evidenz ist die Gabe von Psychopharmaka in jedem Einzelfall neu zu bewerten. Das Risiko einer psychischen Dekompensation der Mutter ist ein gewichtiger Faktor, der sich sehr negativ auf das Mutter-Kind-Paar, schlimmstenfalls bis hin zum Suizid oder Infantizid, auswirken kann. Die Behandlung während der Stillzeit erfolgt immer „off-label“ und sollte daher erst nach einer sorgfältigen Risikoabschätzung und einer umfassenden therapeutischen Aufklärung erfolgen. Bei jeder Therapieentscheidung handelt es sich um eine Einzelfallentscheidung unter Würdigung der Gesamtkonstellation. Hierzu zählen die psychiatrische Vorgeschichte, die aktuellen Beschwerden und eine Risikoabschätzung für den Säugling, idealerweise unter Einbezug eines sozialen Hilfsnetzwerks im Umfeld. Eine multiprofessionelle Begleitung durch Psychiater, Pädiater, Gynäkologen und Hebammen sollte während der Stillzeit unter engmaschiger Therapieüberwachung erfolgen. Der hier vorliegende zweite Teil des Beitrags verschafft einen Überblick über den Einsatz der am häufigsten verwendeten Substanzgruppen während der Stillzeit. Auch während dieser Zeit besteht mit dem therapeutischen Drug-Monitoring (TDM) ein Instrument, das einen wertvollen Beitrag zur Risiko- und Expositionsbewertung darstellt.