Bedeutung der Simulation
Historischer Hintergrund
Datenlage
Anzahl Krankenhäuser, Studiendesign | Simulationstyp Teamzusammensetzung | Outcome | Autoren, Jahr, Land |
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„Single site“, vorher/nachher retrospektiv | 4 h CTG-Lektionen, 4 h Simulation Wiederholung jährlich, Geburtshelfer, Hebammen, Anästhesisten | ↓ 5 Min Apgar ≤ 6 um 49 %, ↓ hypoxisch ischämische Enzephalopathie um 50 % | Draycott et al. 2006 [18] UK |
Cluster-RCT 3 Kohorten Kontrolle und 2 Gruppen mit Intervention | Kontrollgruppe TeamSTEPPS TeamSTEPPS + Simulation Dauer: mehrere Tage Hebammen, Ärzte, Anästhesisten, TOA | 37 % Verbesserung im „weighted adverse outcome score“ (Summe aus maternaler und perinataler Mortalität, Verlegung auf Neonatologie, tiefer Apgar-Wert, Uterusruptur, Sphinkter Verletzung, EC-Gabe) bei TeamSTEPPS + Simulation | Riley et al. 2011 [19] USA |
Cluster-RTC, vorher/nachher | Multiprofessionelles Simulationstraining Noelle® CRM Dauer: 4 h und 3–4 Tage später 4 h Simulationstraining Hebammen, Ärzte, Anästhesisten, Anästhesiepflege, Geburtshilfliche Sekretärin, TOA | ↓ 18 % Weniger „patient adverse outcome“ (Summe aus maternaler und perinataler Mortalität, Verlegung auf Neonatologie, tiefer Apgar-Wert, Uterusruptur, Sphinkterverletzung, EC-Gabe) | Phipps et al. 2012 [20] USA |
Acht Krankenhäuser, retrospektive Kohorte | PROMPT®-Training, Dauer 1 Tag, Geburtshelfer, Hebammen | ↓ Nabelschnur-Laktat > 5,27 um 10 % ↓ Hospitalisationsdauer Neugeborene (2,85 auf 2,79 d) kein Unterschied: 5 Min Apgar < 7, Blutverlust > 1500 ml | Shoushtharian et al. 2014 [21] Australien |
„Single site“, retrospektive Kohorte | PROMPT®-Training, Dauer: 2 Tage, Geburtshelfer, Hebammen | ↓ pH < 7,00 (0,96 % auf 0,14 %) ↓ transiente Plexusparese (von 0,29 auf 0,07 %) Verbesserte interprofessionelle Kommunikation | Weiner et al. 2016 [22] USA |
Single site, retrospektiv | Interprofessionelles Simulationstraining Dauer: 2 Tage Geburtshelfer, Hebammen, Anästhesisten, Pädiater, Transfusionsservice | Zunahme im „self reported comfort“ für PPH, Präeklampsie, Schulterdystokie | Lutgendorf et al. 2017 [23] USA |
24 Krankenhäuser TOSTI-Studie, „open cluster RCT“ | MOET® (80 % CRM + 20 % techn. Skills) Dauer: 8 h Hebammen, Ärzte | Kein Unterschied in maternaler Mortalität und Morbidität Reduktion Klavikulafraktur bei Schulterdystokie Höhere Rate an EC-Gaben, uterine Embolisation und Hysterektomie bei PPH | Fransen et al. 2017 [24] Niederlande |
3 Krankenhäuser, retrospektive Kohorte | PROMPT®-Training Dauer: 4 h Geburtshelfer, Hebammen | ↑ Inzidenz Schulterdystokie (1,7 auf 2,3 %), kein Unterschied in Plexusparesen ↑ Verlegung in den Operationssaal bei Blutverlust > 1500 ml (30 vs. 38 %) | Kumar et al. 2018 [25] Australien |
THISTLE „stepped wedge RCT“ mit 12 Krankenhäusern | Nationales PROMPT®-Training Dauer: 2 d Geburtshelfer, Hebammen | Kein Unterschied im 5‑min-Apgar < 7 | Lenguerrand et al. 2020 [26] Schottland |
Regionales Netzwerk mit 14 Krankenhäusern vorher/nachher | Simulationstraining Dauer: 2 Tage Geburtshelfer, Hebammen, Anästhesist, Pädiater | 91 % Zufriedenheit, nach 6 Monaten Verbesserung in der Teamkommunikation in 44 %, Modifikation interner Protokolle oder Erstellen von Protokollen für sehr seltene Ereignisse | Dochez et al. 2021 [27] Frankreich |
Schulterdystokie
Postpartale Blutung
Anzahl Krankenhäuser, Studiendesign | Simulationstyp Teamzusammensetzung | Outcome | Autoren, Jahr, Land |
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„Single site“, retrospektiv | „Lecture, multiprofessional skill, training debriefing“ Dauer: 2,5 h Geburtshelfer, Hebammen, PFF | Kein Unterschied in EC-Gabe nach schwerer PPH ↓ EC-Gabe nach Sectio (24 auf 1,2 %) | Markova et al. 2012 [37] Dänemark |
„Single site“, vorher/nachher retrospektiv | Simulation mit Mama Nathalie, Laerdal® Dauer: 6 h Ärzte/Hebammen/PFF | ↓ 41 % EC-Gabe ↓ Kürettage (11 vs. 6 %) | Egenberg et al. 2015 [38] Norwegen |
„Single site“, retrospektiv | Interprofessionelles Simulationstraining, Mama Natalie® Dauer: 8 h Geburtshelfer, Hebammen | ↓ Massentransfusion (EC, Thrombozyten, ≥ 5 FFP) von 14 auf 6 % | Egenberg et al. 2017 [39] Norwegen |
Single site vorher/nachher retrospektiv | In situ Lokale Simulation + CRM (TeamSTEPPS) Dauer: Ärzte/TOA/PFF | ↓ 50 % EC-Gabe ↑ 5 % Inzidenz PPH | Mc Guire et al. 2017 [40] USA |
Single site, retrospektiv | PROBE® Dauer: 3 h Geburtshelfer, Hebammen | Verbesserung im klinischen Management (i.v.-Zugang, Vitalparameter Monitorisieren) Kein Unterschied im klinischen Outcome | Baldvinsdottir et al. 2018 [41] Schweden |
Single site | Geburtshilfliches und Operationsteam | Zunahme der PPH von 2,8 auf 6,1 %, „composite outcome“ besser (44 vs. 35 %) | Gerard J et al. 2022 [42] USA |
Herzkreislaufstillstand
Präeklampsie
Schwierige Kindsentwicklung bei sekundärer Sectio in der Austreibungsphase
Simulationstraining und der Einfluss auf Schadensforderungen
Voraussetzungen und Barrieren
Fazit für die Praxis
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Theoretisches Wissen, „technical and non technical skills“ können durch interdisziplinäre Simulation von geburtshilflichen Notfällen gefestigt und verbessert werden, ohne dass es zur Schädigung von Patientinnen kommt.
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Typische Szenarien sind kritische Situationen, bei denen Kommunikationsfehler häufig auftreten, oder Notfälle, die per se selten auftreten.
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Grundvoraussetzungen für ein Simulationstraining sind die Unterstützung durch die Klinikleitung sowie die Motivation der Teilnehmenden und der Trainer, die über klinische Erfahrung verfügen und in Debriefingverfahren geschult sind.
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Repetitive Simulationstrainings können neonatale Verletzungen reduzieren und verbessern das neonatale Outcome bei der Schulterdystokie.
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Simulationstrainings zur PPH (postpartale Hämorrhagie) verbessern Dokumentation, Einhalten von Checklisten und Teamkommunikation.
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Das Durchführen von Manövern, wie die Kindsentwicklung bei eingekeiltem Kopf bei Sectio, gelingt nach Simulation deutlich besser und erhöht die Selbstkompetenz.