Bisher gibt es noch keine eindeutigen Hinweise auf eine genetische Ursache bei den neuroendokrinen Thymustumoren. Bei einzelnen Tumoren, die speziell
adrenokortikotropes Hormon (ACTH) ausschütteten, wurden Veränderung im Wnt- und Notch-Pathway und CDC25B, CTBP und CTNNB1 festgestellt (Berman et al.
2020). Hinsichtlich somatischer Veränderungen wiesen die gering differenzierten neuroendokrinen Thymustumoren nur eine geringe Anzahl an Mutationen und wenige
chromosomale Aberrationen auf (Crona et al.
2013). Die genetischen Veränderungen bei den atypischen Thymuskarzinoiden sind in ihrer Rate deutlich höher. Sie betreffen die
Chromosomen 1q, 5p, 5q, 7p, 7q, 8q, 12q24, 17q und 20q. Ein Chromosomenverlust trifft die Chromosomen 3p, 3q, 4q, 5q, 6q, 10q, 11q und 13q (Walch et al.
1998). Bei den großzelligen neuroendokrinen Karzinomen des Thymus (LCNC) sind die Genveränderungen noch höher als bei den atypischen Thymuskarzinoiden. Genaberrationen betreffen die Chromosomen 1q, 6p, 7, 8q, 12q und 14. Ein Chromosomenverlust betrifft am häufigsten die Chromosomen 3, 4q und 13q. Nur bei den LCNC zeigen sich Aberrationen auf den Chromosomen 2p, 9p und 17q und ein Chromosomenverlust auf 4p, 8p, 9p, 18p (Ströbel et al.
2014).
Bei Personen, die an einem MEN1-Syndrom leiden, sind bisher interessanterweise keine großzelligen und kleinzelligen neuroendokrinen Thymustumoren beschrieben worden (Gibril et al.
2003; Goudet et al.
2009).
Wie oben schon beschrieben existiert einer Verbindung zwischen dem Auftreten von neuroendokrinen Thymustumoren und dem autosomal-dominant vererbten MEN1-Syndrom. In 25 % der Fälle tritt ein typischer oder atypischer neuroendokriner Tumor im Rahmen eines MEN1-Syndroms auf, obwohl das MEN1-Gen niemals in diesen Tumoren mutiert ist, im Gegensatz zu manchen sporadischen neuroendokrinen Thymustumoren (Teh
1998; Bohnenberger et al.
2017). Aufgrund der hohen Inzidenz für das Auftreten von neuroendokrinen Thymustumoren bei den MEN1-Patienten wird ein thorakales Screening mittels einer Computertomografie des Thorax empfohlen (Ferolla et al.
2005).