Symptomatik depressiver Störungen
Depressive Störungen im Kindes- und Jugendalter sind psychopathologisch oft deutlich weniger eindeutig in ihrer Symptomatik als im Erwachsenenalter (Baji et al.
2009). Die Symptomatik kann in ihrer Schwere weniger stark ausgeprägt sein, oder die Anzahl der Symptome geringer als üblicherweise im Erwachsenenalter (Kim et al.
2018). Gleichwohl gelten die gleichen Kriterien für die Diagnose einer depressiven Störung bei Kindern und Jugendlichen wie bei Erwachsenen. Die Klassifikationssysteme unterscheiden hier nicht zwischen Jugendlichen und Erwachsenen (Abschn.
1.2).
Manche Symptome, die typischerweise z. B. bei schweren
depressiven Störungen im Erwachsenenalter auftreten, wie z. B. ein Schuldwahn, sind entwicklungspsychologisch bei Kindern und Jugendlichen noch nicht zu erwarten (Mayes et al.
2010). Andererseits treten typische Symptome wie Schuldgefühle im Rahmen familiärer Konflikte („Ich bin schuld, dass sich die Eltern streiten.“) oder auch bezogen auf die eigene Person („Es ist meine Schuld, dass ich schlecht in der Schule bin.“) auf. Anstelle eines Schuldwahns zeigen sich bei Minderjährigen eine starke Selbstabwertung und negative Selbstzuschreibungen. Verfestigte negative Gedanken und Einengungen auf Schuldgedanken können psychopathologisch durchaus erfasst werden, müssen aber oft erst dezidiert exploriert werden. Nach den international verfügbaren Leitlinien wie denen in den USA, Großbritannien und den AWMF-Leitlinien in Deutschland ist evident, dass es in der Symptomatik einer depressiven Störung zwischen Erwachsenen und Minderjährigen Unterschiede geben kann. Typisch für das Kindes- und Jugendalter ist z. B., dass eine gereizte Stimmung
vorherrschen kann, auch mit schnellem Stimmungswechsel innerhalb eines Tages. Gereiztheit wird als spezifisches Symptom im Kindes- und Jugendalter für
depressive Störungen (Major Depressive Disorder, MDD) im
DSM-5 benannt.
Generell stehen Stimmungsproblem
e im Vordergrund, die depressive Stimmung mit eingeschränktem affektivem Erlebensmuster, gedrückter bis trauriger Stimmung, dem Gefühl der Gefühllosigkeit und einer Anhedonie sind leitend (Jain et al.
2007). Zudem kommt es zu Interessenverlust/Freudverlust, der sich z. B. im Jugendalter durch Verlust an Freude bisheriger Aktivitäten, Freundschaften etc. zeigen kann. Zudem können Störungen im Bereich des Antriebs, wie ein reduzierter Antrieb, eine erhöhte Ermüdbarkeit hinzukommen. Patienten zeigen ein vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, was bis hin zu starken Selbstvorwürfen reichen kann. Schuldgefühle sind ebenfalls ein typisches Symptom, z. B. zeigt sich dies in Schuldgefühlen gegenüber familiären Situationen (Streit in der Familie) oder Beziehungen (Freundschaften) oder ähnlichem. Konzentrations- bzw. Aufmerksamkeitsprobleme können ebenfalls vorhanden sein. Gerade bei Jugendlichen können diese differenzialdiagnostisch schwierig zu bewerten sein bezüglich einer eventuell vorliegenden komorbiden Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung (
ADHS, Abschn.
2). Eine psychomotorische Hemmung oder auch Agitiertheit mit dem Gefühl der inneren Unruhe kann auftreten.
Besonders auffällig können wiederkehrende Todesgedanken sein. Diese sind per se nicht untypisch für das Jugendalter, gleichwohl in der Intensität und Persistenz unterscheiden sich Todesgedanken bei
depressiven Störungen von denen, die allgemein in der
Pubertät auftreten. Zusätzlich erhöht eine Depression das Risiko für einen
Suizid, insofern sind akute suizidale Gedanken oder gar Pläne von besonderer Bedeutung bei
depressiven Störungen als psychopathologische Phänomene.
Schlafstörung
en können ein sowohl diagnostisches als auch therapeutisch wichtiges Symptom von
depressiven Störungen sein. Sie können in Form von Ein- und Durchschlafstörungen und/oder frühmorgendlichem Erwachen als eines der Symptome der depressiven Störung auftreten. Schlafprobleme, insbesondere
Insomnien sind häufig bei depressiven Jugendlichen: Bis zu 73 % der Jugendlichen mit
depressiven Störungen berichten von
Schlafstörungen.
Die im Erwachsenenalter bekannten Phänomene wie Appetitsteigerung oder -verminderung treten auch bei Kindern und Jugendlichen auf. Bei Kindern ist zu beachten, dass auch eine mangelnde Gewichtszunahme Symptom einer depressiven Störung im Kindes- und Jugendalter sein kann. Insgesamt scheint insbesondere bei Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen mit depressiver Störung ein vegetatives Symptommuster vorzuherrschen. Dieses ist gekennzeichnet durch Appetit- und Gewichtsverlust, Antriebslosigkeit und
Schlafstörungen (Rice et al.
2019).
Unter Berücksichtigung des Alters finden sich zwei Cluster an typischen Symptomen (Tab.
1). Kinder zeigen eher Traurigkeit, Zurückgezogenheit, somatoforme Symptome wie körperliche
Schmerzen (Bauch-, Kopfweh,
Kopfschmerzen,
Muskelschmerzen), Wut/unerklärbare Wutanfälle/Gereiztheit, Müdigkeit und Angst vor dem Tod sowie ein ausgeprägtes Gefühl der Langeweile mit z. B. wenig Motivation zum Spiel etc. Bei Kindern mit vielen und chronischen, v. a. auch wechselnden Schmerzen ist an eine komorbide Depression zu denken, so wie auch Schmerzen an sich auch als Auslöser einer Depression
fungieren können. Für jüngere Kinder ist typisch, dass sie wenig Positives über sich berichten können. Zudem machen sie sich selbst für ihre Stimmung und Symptomatik sowie für etwaige Probleme in der Familie Vorwürfe und erleben diesbezüglich Schuldgefühle. Alterstypische Symptome einer Depression bei älteren Kindern/Jugendlichen sind dagegen selbstverletzendes Verhalten, sozialer Rückzug (geht nicht mehr in den Verein, trifft sich nicht mehr mit Freunden) und Beziehungsprobleme. Zusätzlich besteht eine Gereiztheit, die in verschiedenen Kontexten auftritt. Auch ein Leistungsabfall in der Schule kann ein weiteres Symptom sein. Todesgedanken und
Suizidalität sind typische Symptome einer depressiven Störung, insbesondere bei älteren Kindern und Jugendlichen. Das Suizidrisiko ist bei Jugendlichen mit einer depressiven Störung um bis zu 30-fach gegenüber Nichtbetroffenen erhöht. Vor allem das Vorliegen von
Schlafstörungen parallel zur depressiven Symptomatik scheint mit einem deutlich erhöhten Suizidrisiko einherzugehen. Darüber hinaus ist das Auftreten von Schlafproblemen mit einem erhöhten Substanzkonsum assoziiert.
Tab. 1
Zusammenfassende Übersicht depressiver Symptome bei Kindern und Jugendlichen getrennt nach Alterskategorien
Stimmung | Erhöhte Reizbarkeit, leicht irritierbar;Fähigkeit, Freude zu empfinden, reduziert | Vorherrschende Traurigkeit (kann vom Kind verbalisiert werden), Gefühl von Isolation (berichtet beispielsweise nicht gemocht zu werden), suizidale Gedanken | |
Verhalten | Eher introvertiert, exploratives Verhalten reduziert, wenig Interesse an Spielaktivität | Häufig eher aggressives Verhalten, gibt sich als Klassenclown, Interesse reduziert (beispielsweise wenige Hobbys/Freunde) | Pessimismus, Rückzug von Freunden, soziale Gehemmtheit, übermäßiges Schlafen oder Änderung im Wach-Schlafrhythmus |
Mimik/Gestik | Reduziert, trauriger Gesichtsausdruck | Reduziert, trauriger Gesichtsausdruck | Reduziert, trauriger Gesichtsausdruck |
Somatische Beschwerden | Bauch-/Kopfweh, verminderter Appetit mit ausbleibender Gewichtszunahme/abnahme, gestörter Schlaf in Form von Alpträumen, Ein-/Durchschlafstörungen | Bauch-/Kopfschmerzen, gestörter Schlaf in Form von Ein-/Durchschlafstörungen, gestörtes Essverhalten mit Gewichtszunahme/abnahme | Hyper-/Hyposomnie, Konzentrationsmangel, zirkadiane Schwankungen des Befindens, psychosomatische Störungen |
Sonstiges | Trennungsangst | Leistungsstörungen | Leistungsstörungen, Substanzkonsum, Delinquenz |
Als Besonderheit bei Kindern und Jugendlichen ist v. a. auch in der Exploration zu beachten, dass Traurigkeit oftmals verleugnet wird, aber die Kinder/Jugendlichen angeben, sich „down“ oder niedergeschlagen zu fühlen. Eine manifeste Anhedonie tritt in immerhin 15–20 % der Fälle auf. Ansonsten treten psychopathologische Phänomene, wie Hoffnungslosigkeit, Konzentrationsprobleme und Entscheidungsunfähigkeit („Weiß-nicht-Antworten“) auch bei Kindern und Jugendlichen auf.
Klassifikation
Die Übergänge von unspezifischen Symptomen zu einer manifesten Störung sind oft fließend. Dies kann gerade im Kindesalter die Unterscheidung zwischen emotionalen Störungen aus dem Kapitel F9 der ICD-10, den emotionalen Störungen, schwierig machen. Wichtig ist, dass die bisherige Forschung zeigt, dass
depressive Störungen einen hohen Chronifizierungscharakter haben. Die früher oftmals gängigen diagnostischen Einordnungen entsprechender Symptome als Anpassungsstörung (für die im Übrigen ein Ereignis zeitnah zur Symptomatik eruierbar sein muss, das der Auslöser der Symptome ist) ist eigentlich obsolet.
Zu Beginn der Symptomatik erkennen Patienten, Eltern, aber auch Ärzte die Störung oft nicht („normales Verhalten in der Pubertät“ mit Interessenfluktuation), was zu längeren Verläufen der Störung beiträgt. Oft kommt es zur Inanspruchnahme von speziellen Hilfen und Diagnostik erst bei hinzutretender
Suizidalität, die z. B. über Notfallvorstellungen zur fachärztlichen Behandlung führt, über das Auftreten von nichtsuizidalem selbstverletzendem Verhalten (NSSV
) oder einer stärkeren Beeinträchtigung der Teilhabe (mangelnder Schulbesuch, deutlicher Notenabfall, Beginn eines Substanzabusus).
In der bisher gültigen ICD-10 werden die
depressiven Episoden eingeteilt einmal nach dem Schweregrad und zum anderen danach, ob es sich um singuläre Ereignisse handelt oder um rezidivierende Erkrankungen. Der Schweregrad einer Episode wird nach dem Vorliegen einer gewissen Anzahl von Symptomen bestimmt: Beispielsweise wird bei einer leichten Episode verlangt, dass mindestens 2 Symptome aus dem Komplex depressive Stimmung, Freud-/Interessenverlust und erhöhte Ermüdbarkeit vorliegen und zusätzlich 2 der übrigen Symptome. Eine rezidivierende Störung wird kodiert, wenn mehrere Erkrankungsphasen aufgetreten sind. Bei der Dysthymie
ist keines der Symptome so stark ausgeprägt wie bei einer depressiven Episode, dafür aber länger (chronisch) vorhanden: Der episodenhafte Verlauf fehlt.
Im Vergleich zwischen den Klassifikationssystemen von ICD-10 und ICD-11 sowie
DSM-5 ergeben sich hinsichtlich der Kernsymptomatik keine relevanten Unterschiede. Alle Klassifikationssysteme fordern zur Diagnosestellung das Vorhandensein von Stimmungsproblemen, Aktivitätseinschränkungen und Interessenverlust. Im ICD-11 bleibt die Kategorisierung vermutlich sehr ähnlich zur bisherigen Einteilung. Die Kriterien für
depressive Störungen beinhalten weiter eine fast täglich gedrückte Stimmung oder Interessenverlust über 2 Wochen. Zusätzlich werden Konzentrationsstörungen, Wertlosigkeitsgefühle, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken, Appetitveränderungen,
Schlafstörungen, psychomotorische Getriebenheit/Verlangsamung und ein reduzierter Antrieb oder Fatigue als Symptome genannt. Die Schweregradunterscheidung erfolgt wie bisher im ICD-10 nach der Anzahl und Ausprägung einzelner Symptome. Als Anker wird z. B. angegeben, dass bei einer moderaten MDD deutliche Probleme in der Alltagsbewältigung auftreten, generell aber noch eine Funktionsfähigkeit in Teilbereichen erhalten ist. Neu kategorisiert werden
depressive Episoden als Folge von Substanzabusus. Die Störung der Affektregulation (Disruptive Mood Dysregulation Disorder, DMDD), die Kinder mit starken Stimmungsschwankungen und dadurch bedingten Wut- und Impulsdurchbrüchen klassifiziert und im DSM-5 den
affektiven Störungen zugeordnet ist, findet im ICD-11 wohl im Kapitel Störung mit oppositionellem Trotzverhalten ihren Niederschlag und damit anders als im DSM-5 nicht im Kapitel affektive Störungen.
Sonderformen im
DSM-5 sind z. B. die Premenstrual Dysphoric Disorder (PDD, eher selten bei Minderjährigen), sowie die Einführung von Specifiern, wie z. B. ängstliche Gespanntheit, Melancholie, psychotische Symptome, ein saisonales Muster und
Katatonie (Tab.
2).
Tab. 2
Übersicht über mögliche diagnostische Einordnung depressiver Symptome gemäß den unterschiedlichen Klassifikationssystemen
- leicht (F32.0), - mittelgradig (F32.1), - schwer ohne (F32.2)/mit psychotischen Symptomen (F32.3) - nnb (F32.9) | Einzelne depressive Episode (6A70) - leicht (6A70.0), - mittelgradig ohne (6A70.1)/mit psychotischen Symptomen (6A70.2), - schwer ohne (6A70.3)/mit psychotischen Symptomen (6A70.4) - nicht spezifizierbarer Schweregrad (6A70.5) - gegenwärtig teilremittiert (6A70.6) - gegenwärtig voll remittiert (6A70.7) - sonstige depressive Störung (6A70.Y) - nnb (6A70.Z) | Major Depression, einzelne Episode (296.2) - leicht (296.21), - mittelgradig (296.22), - schwer ohne (296.23)/mit psychotischen Symptomen (296.24) - teil-/vollremittiert (296.25, 296.26) - unspezifisch (296.27) |
Rezidivierende depressive Episode (F33) - leicht (F33.0), - mittelgradig (F33.1), - schwer ohne (F33.2)/mit psychotischen Symptomen (F33.3) - nnb (F33.9) | Rezidivierende depressive Episode (6A71) - leicht (6A71.0), - mittelgradig ohne (6A71.1)/mit psychotischen Symptomen (6A71.2), - schwer ohne (6A71.3)/mit psychotischen Symptomen (6A71.4) - nicht spezifizierbarer Schweregrad (6A71.5) - gegenwärtig teilremittiert (6A71.6) - gegenwärtig voll remittiert (6A71.7) - sonstige depressive Störung (6A71.Y) - nnb (6A71.Z) | Major Depression rezidivierend (296.3) - leicht (296.31), - mittelgradig (296.32), - schwer ohne (296.33)/mit psychotischen Symptomen (296.34) - teil-/vollremittiert (296.35, 296.36) - unspezifisch (296.37) |
| | Affektregulationsstörung (296.99) |
Anhaltende affektive Störung (F34) - Zyklothymie (F34.0) - Dysthymie (F34.1) - sonstige anhaltende depressive Störung (F34.9) - nnb depressive Störung | Dysthyme Störung (6A72) | Dysthyme Störung (300.4) |
Sonstige affektive Störung (F38) | Sonstige depressive Störung (6A7Y) | Nnb depressive Störung (311) |
Nnb affektive Störung (F39) | Nnb depressive Störung (6A7Z) | |
Angst und depressive Störung gemischt (F41.2) | Angst und depressive Störung gemischt (6A73) | |
- kurze depressive Reaktion (F43.20) - längere depressive Reaktion (F43.21) Angst und Depression gemischt (F43.22) | | Anpassungsstörung mit depressiver Verstimmung (309.0) mit Angst und depressiver Störung gemischt (309.24) |
Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung (F92.0) | | |
Verlauf
Depressive Störungen haben eine hohe Gefahr der Chronifizierung einerseits, zum anderen bergen sie ein hohes Rezidivrisiko, was sich auch in der klassifikatorischen Kategorie der rezidivierenden depressiven Störung
ausdrückt. Bei Minderjährigen zeigen Studien, dass fast die Hälfte der Depressionen innerhalb 1 Jahres remittiert (Park und Goodyer
2000; Saluja et al.
2004). Die mittlere Dauer
depressiver Episoden liegt bei Jugendlichen bei 8 Monaten. Wenn die Dauer länger als 6 Monate ist, besteht ein höheres Risiko der Chronifizierung (Birmaher et al.
2002). Die Gefahr, dass es zu weiteren Phasen kommt, ist hoch. 20–60 % der Jugendlichen oder jungen Erwachsenen haben nach 1 Jahr eine erneute Phase, 70 % nach 5 Jahren. Ein frühes Auftreten einer depressiven Störung ist prädiktiv für Verlauf und Outcome, diese früh auftretenden Formen haben eine schlechtere Prognose.
Bezüglich der Dauer ist insbesondere im Kindes- und Jugendalter zu bedenken, dass hier bereits kürzer dauernde Phasen bezüglich der sehr kondensierten Entwicklungsanforderungen in dieser Lebensphase starke Auswirkungen haben können. So kann auch ein nur wenige Monate dauernder Leistungsknick in der Schule weitreichende Folgen haben. Ein Schulversagen kann wiederum dann einen zusätzlichen Risikofaktor für einen chronischen Verlauf bilden.
Depressive Störungen und riskantes Gesundheitsverhalten haben einen engen Zusammenhang (Bai et al.
2018). Depressiv erkrankte Jugendliche haben im Verlauf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Suchterkrankungen und
Persönlichkeitsstörungen und insgesamt einer schlechteren Gesundheit (Yu et al.
2017a). Auch zeigt sich bei ihnen das psychosoziale Funktionsniveau längerfristig reduziert, sie haben langfristige soziale Problem
e (niedriger Schulabschluss, Armut). Die schlechteste Prognose auch hinsichtlich sozialer Faktoren im späteren Leben (Fombonne et al.
2001; Meinzer et al.
2016) haben Kinder und Jugendliche, die die Kombination von Depression und entweder
Störungen des Sozialverhaltens (SSV) oder
ADHS aufweisen (z. B. Maudsley Longterm-Follow-up MDD Study, Pittsburgh ADHD Longitudinal Study). Besorgniserregend ist, dass
depressive Störungen vor allem im Kindesalter häufig undiagnostiziert und vor allem unbehandelt bleiben: Nur 50 % der Betroffenen erhalten die Diagnose einer depressiven Störung vor Erreichen des Erwachsenenalters (Zuckerbrot et al.
2018).