Bei Patienten, die nach Diagnose und Initialtherapie einer akuten LE mindestens 6 Monate überlebt haben, beträgt das Risiko, eine CTEPH zu entwickeln, etwa 3 %, während die Inzidenz bei Betrachtung „aller Patienten“ mit knapp 0,6 % deutlich geringer ist (Ende-Verhaar et al.
2017). Aufgrund der relativ niedrigen CTEPH-Inzidenz nach akuter LE wird ein Screening aller – auch asymptomatischer – Patienten mittels Echokardiografie nicht als sinnvoll angesehen (Klok et al.
2010). Wenngleich der Anteil der nach einer akuten LE persistierend symptomatischen Patienten mit knapp 50 % sehr hoch ist (Kahn et al.
2017) und ebenso der Aufwand, innerhalb dieser Gruppe Patienten mit CTEPH/CTEPD zu identifizieren (Held et al.
2014b; Coquoz et al.
2018), empfehlen die aktuellen LE-Leitlinien, alle Patienten nach akuter LE nach 3–6 Monaten im Sinne einer
Nachsorge zunächst klinisch zu evaluieren (Konstantinides et al.
2019). Dabei soll neben der Frage nach persistierender oder neu aufgetretener Belastungsdyspnoe und deren Ausprägung auch auf mögliche Hinweise für ein VTE-Rezidiv, Tumorerkrankungen und Blutungskomplikationen unter therapeutischer Antikoagulation geachtet werden (Konstantinides et al.
2019; Klok et al.
2022). Die Indikation zur
Echokardiografie besteht bei Symptomen oder ggf. bei vorliegenden CTEPH-Risikofaktoren (Abb.
1). Die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer PH wird anhand der Trikuspidalklappenregurgitationsgeschwindigkeit und weiteren Zeichen der Rechtsherzbelastung
eingeschätzt (Humbert et al.
2023). Bei Vorliegen eines intermediären oder hohen PH-Risikos in der Echokardiografie wird die Durchführung einer
V/P-Szinti unter der Verdachtsdiagnose einer CTEPH empfohlen (Abb.
1) (Wilkens et al.
2018; Humbert et al.
2023; siehe Kap. „Nuklearmedizinische Verfahren“). Eine
Thorax-CT mit Kontrastmittel (im Sinne einer CT-Pulmonalisangiografie) wird weder routinemäßig im Rahmen der LE-Nachsorge noch bei V. a. CTEPH als initiale Bildgebung empfohlen, da selbst bei optimaler Durchführung der Untersuchung typische Zeichen chronischer LE (s. u.) fehlen oder übersehen werden können (Tunariu et al.
2007).
Da ein niedriges PH-Risiko in der Echokardiografie jedoch das Vorliegen einer CTEPH nicht gänzlich ausschließt und eine CTEPD (ohne PH) ja gerade durch das Fehlen einer PH in Ruhe gekennzeichnet ist, sollte bei symptomatischen Patienten nach LE (und ggf. auch bei solchen mit Risikofaktoren) die Durchführung weiterer Untersuchungen erwogen werden. Dies ist zunächst insbesondere die
Spiroergometrie zur Objektivierung einer Leistungseinschränkung und Darstellung von krankheitstypischer Hyperventilation und erhöhter alveolärer Totraumventilation (Abb.
1) (Scheidl et al.
2012; Held et al.
2014a; van Kan et al.
2016; Humbert et al.
2023).
Die LE-Leitlinien empfehlen, bei intermediärem PH-Risiko in der Echokardiografie auch den
NT-proBNP-Wert zu berücksichtigen (Konstantinides et al.
2019). Wenngleich dies im Einzelfall hilfreich sein kann und ein normaler NT-proBNP-Wert in Kombination mit fehlenden Rechtsherzbelastungszeichen im
EKG einen gewissen Stellenwert zum Ausschluss einer CTEPH – aber nicht einer CTEPD ohne PH – hat (Klok et al.
2011,
2015), kann bei erhöhtem Wert nicht zwischen einer Links- und Rechtsherzinsuffizienz als Ursache differenziert werden.