Erschienen in:
01.09.2016 | Polymerase-Kettenreaktion | Kasuistiken
Tinea corporis durch den seltenen geophilen Dermatophyten Microsporum praecox
verfasst von:
Prof. Dr. P. Nenoff, C. Overbeck, S. Uhrlaß, C. Krüger, Y. Gräser
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 5/2017
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Zusammenfassung
Ein 10-jähriges Mädchen erkrankte an einer Tinea corporis mit einer erythrosquamösen, zentrifugal wachsenden, kaum juckenden Hauterscheinung am rechten Unterarm. Im fluoreszenzoptischen Blankophor®-Präparat aus Hautschuppen ließen sich Pilzhyphen nachweisen. Der auf Sabouraud-Glukose-Agar relativ schnell wachsende Dermatophyt bildete flache, peripher ausstrahlende und gefurchte Kolonien mit einer weißen, leicht gelblich bis beige-braun gefärbten, granulären, puderartigen Oberfläche aus. Die glatte Unterseite der Kolonien zeigte eine leuchtend gelbe Farbe. Mikroskopisch sah man eine Unmenge von dünnwandigen, spindelförmigen, aber auch länglich spitzen sowie lanzettenartigen Makrokonidien. Die birnenförmigen Mikrokonidien sind klein, länglich und finden sich orthotrop (gerade oder senkrecht stehend) an den Hyphen angeordnet. Chlamydosporen werden ebenfalls ausgebildet. Die Ureaseaktivität war positiv. Anhand der Makromorphologie war an Trichophyton (T.) interdigitale (früher T. mentagrophytes) zu denken. Wegen der Form der Makrokonidien kamen jedoch auch Microsporum (M.) gypseum und M. fulvum als mögliche Spezies in Betracht. Der Stamm war im PCR (Polymerasekettenreaktion)-ELISA negativ auf T. rubrum, T. interdigitale, T. Spezies von Arthroderma benhamiae und M. canis. Erst die Sequenzierung der ribosomalen ITS-Region (18 S rRNA, ITS1, 5.8 S rRNA, ITS2, 28 S rRNA) und des Translation-elongation-factor-1-alpha (tef-1-alpha)-Gens erbrachte den Nachweis der Dermatophytenspezies M. praecox. Die Behandlung erfolgte topisch mit Ciclopiroxolamin. M. praecox ist ein geophiler Dermatophyt, der morphologisch M. gypseum ähnelt. Überträger sind oft Pferde. M. praecox kann beim Menschen sowohl eine Tinea corporis als auch eine Tinea capitis verursachen. Für die orale Behandlung einer ausgeprägten Dermatomykose durch M. praecox kommen Griseofulvin und Terbinafin in Betracht.