Cannabisintoxikationen bei Kindern häufen sich nach der Legalisierung

Seit Kanada im Oktober 2018 den Konsum von Cannabis für nicht medizinische Zwecke legalisiert hat, werden häufiger Kinder und Jugendliche in der Notaufnahme vorgestellt, die die Droge unbeabsichtigt eingenommen haben. Kanadische Pädiater stellen in einer Veröffentlichung einige dieser Fälle vor. Wenn Kinder große Mengen an Cannabis zu sich nehmen, kann es schlimmstenfalls zu einem Atemstillstand oder komatösen Zuständen kommen. Jedoch gibt es nach wie vor wichtige Wissenslücken in Bezug auf die klinische Präsentation, Diagnose und Behandlung von Cannabisintoxikationen bei Kindern. Christina Grant von der McMaster University in Hamilton im kanadischen Bundesstaat Ontario und ihr Team präsentieren zwei typische Fälle: Fallbeispiel 1 Die Mutter eines 18 Monate alten Jungen kam von der Arbeit nach Hause und stellte fest, dass ihr Sohn erbrach, schläfrig und unausgeglichen war. Er war von seiner Großmutter beaufsichtigt worden, die im selben Haus wohnt, während die Mutter bei der Arbeit war. Der Junge wurde in die Notaufnahme gebracht und als schläfrig, aber aufweckbar eingestuft. Nach einer Reihe von Tests und Befragungen der Mutter stellte sich heraus, dass das Kind möglicherweise einen Cannabis-Brownie gegessen hatte, den die Großmutter liegen gelassen hatte. Weitere Tests bestätigten das Vorhandensein von Cannabinoiden in der Urinanalyse. Das Kind wurde mehrere Stunden lang beobachtet und später mit normalen Vitalwerten entlassen. Fallbeispiel 2 Die Eltern eines siebenjährigen Jungen ohne Vorerkrankungen beobachteten, wie er zwei Krampfanfälle von jeweils etwa 30 Sekunden Dauer erlitt. Der Junge wurde in die Notaufnahme gebracht, wo man feststellte, dass er nur langsam reagierte und die Pupillen geweitet waren. Im Krankenhaus wurden folgende Werte ermittelt: Körpertemperatur: 36,3 °C, Blutdruck: 109/62 mmHg, Sauerstoffsättigung: 98%. Die Eltern gaben an, dass ihr Sohn zwei ihrer Cannabiskekse zu sich genommen hatte, die jeweils 9 mg Cannabis mit einer unbekannten Konzentration von THC enthielten. Der Junge wurde mehrere Stunden zur Überwachung in der Klinik behalten und später mit normalen Vitalwerten entlassen. Meist folgt eine stationäre Aufnahme Eine Studie des Canadian Paediatric Surveillance Program (CPSP) möchte die Wissenslücken bezüglich Cannabisintoxikationen bei Kindern schließen, indem sie seit September 2018 über schwerwiegende und lebensbedrohliche Ereignisse im Zusammenhang mit nicht medizinischem Cannabis berichtet. Seit dieser Zeit kam es in Kanada zu 160 schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Ereignisse bei Kindern und Jugendlichen. Das mediane Alter dieser Fälle lag bei 5,1 Jahren. Die häufigste primäre Präsentation war eine Intoxikation (43%), wobei hauptsächlich Kinder unter 13 Jahren und Cannabis in essbarer Form (86%) involviert waren. Weitere Symptome waren Reizbarkeit, Schlafstörungen, veränderte Stimmung, Nervosität, Gewichtsverlust und neurologische Symptome. In den meisten Fällen wurden die Kinder und Jugendlichen stationär aufgenommen (89%), davon 14% auf die Intensivstation und 7% auf eine psychiatrische Station. Das Cannabis war häufig aus unbekannten (65%) oder illegalen (20%) Quellen bezogen worden, während 15% aus legalen Quellen stammte (z. B. legale Einzelhändler, zugelassene Lizenzhersteller oder legaler Eigenanbau). Das kanadische Gesundheitsministerium rät deshalb: „Bewahren Sie gekaufte oder selbst hergestellte Cannabisprodukte sicher und außerhalb der Reichweite von Kindern und Jugendlichen auf. Kaufen Sie regulierte Cannabisprodukte nur bei Einzelhändlern, die über eine Lizenz der Provinz oder des Bundeslandes verfügen.“

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