Erschienen in:
01.10.2004 | Originalien
Prioritätenorientiertes Schockraummanagement unter Integration des Mehrschichtspiralcomputertomographen
verfasst von:
Dr. K.-G. Kanz, M. Körner, U. Linsenmaier, M. V. Kay, S. M. Huber-Wagner, U. Kreimeier, K.-J. Pfeifer, M. Reiser, W. Mutschler
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 10/2004
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Zusammenfassung
Die rasche Diagnostik von lebensbedrohlichen und schwerwiegenden Verletzungen und die unverzügliche adäquate Therapie ist ein zentrales Anliegen der Schockraumversorgung. Die technischen Möglichkeiten der Mehrschichtspiralcomputertomographie (MSCT) in Bezug auf Verkürzung der Scanzeit und Verbesserung der mehrdimensionalen Bildrekonstruktion ermöglichen die Integration der MSCT bereits in die Frühphase der Polytraumabehandlung.
Der prospektiv evaluierte Workflow unter Einbindung des MSCT stellt eine Weiterentwicklung des an der Klinik entwickelten Schockraumalgorithmus dar und integriert die Anforderungen des ATLS®-Programms in Bezug auf die Prioritäten und die Grundstruktur der Traumaversorgung. Die Ganzkörper-MSCT wird nach Sicherung von Atemwegen und Beatmung und initialer Bildgebung mittels fokussierter Sonographie (FAST) und Thoraxübersicht bei Intubation durchgeführt. Die Ermittlung des Zeitbedarfs für die MSCT bei der Primärdiagnostik von Traumapatienten erfolgte auf Grundlage der Schockraumdokumentation und aus Daten des Radiologieinformationssystems (RIS) und des Befundungssystems (PACS).
Im Zeitraum von 05/02 bis 10/03 wurde bei 125 Traumapatienten, die primär über den Schockraum aufgenommen wurden, die Indikation für ein Ganzkörper-MSCT gestellt. Das Zeitintervall vom Eintreffen im Schockraum bis zum Abschluss der kraniellen CT umfasste im Median 21,12 (IQR=18,13–27,52) min. Der Zeitbedarf für die MSCT-Untersuchung inklusive Pilotscan, Untersuchungsplanung, Kontrastmittelgabe sowie dem CT-Scan ergab 6,08 (Median, IQR=4,40–8,27) min. Die reine Scanzeit für Schädel, Halswirbelsäule (HWS) und Stamm betrug im Median 0,59 (IQR=0,55–1,03) s. Die sagittalen und koronaren multiplanaren Rekonstruktionen (MPR) standen 11,37 (Median, IQR=8,06–16,41) min nach dem Pilotscan zur Verfügung. In keinem Fall wurde eine relevante, durch die MSCT-Untersuchung bedingte Komplikation beobachtet [95%-Konfidenzintervall(-KI) =0–3%].
Innerhalb von 30 min nach Klinikaufnahme kann mit den technischen Möglichkeiten der MSCT eine umfassende und gezielte Diagnostik einschließlich MPR durchgeführt werden. Vor Durchführung der MSCT-Untersuchung müssen lebensbedrohliche Zustände ausgeschlossen und die respiratorische Funktion sichergestellt sein. Der Zeitbedarf für die MSCT-Untersuchung selbst beträgt nur wenige Minuten. Relevante Komplikationen durch den frühen Einsatz der CT-Untersuchung konnten bei einem ATLS®-gestützten Vorgehen nicht beobachtet werden. Für eine weitere Validierung und Entwicklung des Konzepts ist eine multicentrische Untersuchung im Rahmen des Traumaregisters angezeigt.