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12.08.2019 | Kardiologie | Nachrichten

Linksventrikuläre Funktion

Nicht nur niedrige, sondern auch hohe Auswurffraktion mit erhöhter Mortalität assoziiert

verfasst von: Peter Overbeck

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Eine niedrige linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) als Maß für die Herzfunktion signalisiert bekanntlich ein erhöhtes Sterberisiko. Doch auch eine hohe LVEF von ≥70% ist neuen Studiendaten zufolge prognostisch ebenso ungünstig.

Die Beziehung zwischen LVEF und Mortalität verläuft U-förmig, stellten US-Forscher jetzt in einer retrospektiven Studie fest. Am niedrigsten war die Sterblichkeit demnach bei LVEF-Werten von 60 – 65%. Im Vergleich dazu war sowohl eine niedrigere als auch eine höhere LVEF jeweils mit einer Zunahme des Sterberisikos assoziiert.

Die Untersuchergruppe um Dr. Brandon Fornwalt von Geisinger Health in Danville im US-Bundesstaat Pennsylvania nutzte für ihre Analyse zwischen 1998 und 2018 erhobene Daten von Patienten der großen US-Gesundheitsservice-Organisation Geisinger Health. Bei 203.135 Patienten waren in dieser Zeit aus Gründen wie Brustschmerz, Dyspnoe, KHK, Herzklappenerkrankung oder Herzinsuffizienz insgesamt 403.977 echokardiografische Untersuchungen einschließlich LVEF-Messung vorgenommen worden. Das Durchschnittsalter der Patienten, von denen 52% Männer waren, betrug 64 Jahre.

Alle gemessenen LVEF-Werte wurden in Intervallen mit einer Breite von jeweils 5% kategorisiert. Per Verlinkung mit anderen Registern wurde dann die Mortalität in einem Zeitraum von im Median vier Jahren in Abhängigkeit von den LVEF-Intervallen analysiert.

Risiko um mehr als 70% erhöht

Im Follow-up-Zeitraum der Studie starben 46.258 Patienten (23%), bei denen 108.578 Echokardiografien (27%) vorgenommen worden waren. Im Vergleich zu LVEF-Werten von 60-65% waren alle anderen LVEF-Intervalle - sowohl niedrigere als auch höhere - mit einer höherer Gesamtmortalität assoziiert. So war die Mortalitätsrate bei den 13.563 Patienten mit  LVEF-Werten von ≥70% ähnlich hoch wie bei den 10.595 Patienten mit LVEF-Werte von 35–40%: LVEF-Werten von ≥70% waren in der adjustierten Analyse mit einer relativ um 71% höheren Mortalität (adjustierte Hazard Ratio [aHR] 1,71; 95% Konfidenzintervall [CI] 1,64-1,77) und LVEF-Werte von 35–40% mit einer relativ um 73% höheren Mortalität assoziiert (aHR 1,73; 95% CI 1,66-1,80).  

LVEF-Werte von ≥70% waren prädiktiv für eine höhere Sterblichkeit sowohl bei stationären als auch ambulanten Patienten mit Herzinsuffizienz wie auch bei der größeren Patientengruppe ohne diagnostizierte Herzinsuffizienz, berichten Fornwalt und seine Mitautoren. Dies spricht nach ihrer Ansicht dagegen, dass sich die gemachten Beobachtungen dem Zufall verdanken.

Neuer Herzinsuffizienz-Phänotyp?

Derzeit wird im Fall einer Herzinsuffizienz mit LVEF-Werten ≥50% von einer Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (HFpEF: Heart Failure with preserved Ejection Fraction) gesprochen. Vor dem Hintergrund der eigenen Studienergebnisse halten es Fornwalt und seine Kollegen für potenziell fragwürdig, alle Patienten mit entsprechenden LVEF-Werten einer einzigen Gruppe zuzuordnen. Nach ihrer Ansicht  könnte es möglich sein, dass es in Zukunft einen vierten Herzinsuffizienz-Phänotyp geben wird, nämlich Herzinsuffizienz mit supra-normaler LVEF (HFsnEF).

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