Zusammenfassung
Die Anfänge der Kohlenhydratchemie gehen ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1811 beobachtete Gottlieb Sigismund Constantin Kirchhoff (1764–1833), Apotheker am Hof des Zaren in St. Petersburg, dass nach dem Erhitzen von Stärke mit Schwefelsäure ein Sirup entsteht, aus dem Glukose isoliert werden konnte. Analysen von Joseph Louis Gay-Lussac (1778–1850) und Louis Jacques Thénard (1777–1857) ergaben, dass Zucker, Stärke und Zellulose Wasserstoff und Sauerstoff zu gleichen Anteilen wie in Wasser enthielten. Diese Verbindungen wurden 1827 von William Prout (1785–1850) als „Saccharine“ zusammengefasst. Erst 1844 jedoch wurde von Carl Schmidt (1822–1894) erstmals die Bezeichnung „Kohlenhydrate“ gebraucht. Andere Verbindungen wurden entweder der „öligen“ oder der „albuminären“ Klasse zugeordnet. Erst in den 3 letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erhielten die Kohlenhydrate wieder verstärkte Aufmerksamkeit. Zu Beginn dieser Zeit waren die einfachen Zucker Glukose, Fruktose, Galaktose und Sorbose bekannt. Saccharose war ein kommerziell verfügbarer Zucker, der zu Fruktose und Glukose hydrolysiert werden konnte. Erst 1871 jedoch wurde seine Struktur als Disaccharid von Rudolf Fittig (1835–1910) vorgeschlagen. Gleichfalls war Laktose der Milch geläufig, und es war bekannt, dass sie in Galaktose und Glukose gespalten werden konnte. Im Jahr 1875 hat Emil Fischer (1852–1919) Phenylhadrazin entdeckt, welches mit einfachen Zuckern reagiert und kristallisierbare Verbindungen bildet, die getrennt werden können und dadurch eine Darstellung unterschiedlicher Zucker möglich machen. Zwischen 1883 und 1894 hatte er die Strukturformeln der meisten Zucker dargestellt.