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Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindes- und Jugendalter

Verfasst von: Manfred Döpfner und Tobias Banaschewski
Hauptmerkmale einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Etwa 5 % aller Kinder und Jugendlichen entwickeln eine ADHS und die meisten erwachsenen Patienten mit einer ADHS berichten über einen Störungsbeginn im Kindes- und Jugendalter. Die Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen leiden zudem an komorbiden psychischen Störungen. Die Heterogenität dieser Störung legt multifaktorielle Ursachen nahe, in denen neurobiologische, genetische, neuroanatomische und neurophysiologische, neuropsychologische und psychosoziale Faktoren Berücksichtigung finden. Die multimodale Behandlung der ADHS wird auf der Grundlage einer ausführlichen Psychoedukation des Patienten und seiner Bezugspersonen durchgeführt und kann, je nach Indikation, familienzentrierte behaviorale Interventionen (vor allem Elterntraining), psychosoziale und behaviorale Interventionen im weiteren Umfeld (Kindergarten, Schule), kognitiv-behaviorale Therapie des Patienten und Pharmakotherapie umfassen. Die Pharmakotherapie ist die wirkungsvollste Behandlung und sollte laut Leitlinien in Kombination mit Psychoedukation und bei Bedarf auch psychologischen und psychosozialen Interventionen zumindest bei Patienten mit starker Symptomausprägung im Vordergrund stehen. Sie kann jedoch auch bei moderater ADHS nach einer umfassenden Psychoedukation als primäre Therapie eingesetzt werden. Ergänzend können Neurofeedback und diätetische Interventionen hilfreich, wobei die Effekte eher gering sind.

Symptomatik, Definition und Klassifikation

Mit dem Zappelphilipp aus dem Struwwelpeter beschrieb der Neurologe Dr. Heinrich Hoffmann 1844 ein hyperkinetisch auffälliges Kind so prägnant, dass die hyperkinetische Störung im deutschsprachigen Raum vielfach auch als Zappelphilipp-Syndrom bekannt geworden ist. Neben der hyperkinetischen Störung gibt es keine zweite psychische Störung des Kindes- und Jugendalters, die auch heutzutage so häufig im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses steht. Der Spiegel und Focus schreiben fast regelmäßig Leitartikel, im Fernsehen widmet Arte diesem Problem ganze Themenabende, der Bundestag beschäftigt sich damit und auch der Nationale Ethikrat thematisiert das Problem. Dieses erhebliche Interesse ist wohl teilweise darauf zurückzuführen, dass hyperkinetische Störungen zusammen mit oppositionellen Verhaltensstörungen zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter gehören und mit großem Abstand den häufigsten Anlass für die Vorstellung von Kindern in Einrichtungen zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensproblemen und psychischen Störungen darstellen. Zudem steht kaum ein anderes Störungsbild so im Brennpunkt von Kinderpsychiatrie, klinischer Kinderpsychologie, Pädagogik und Neurowissenschaften und wird damit auch aus so unterschiedlichen Perspektiven interpretiert und kontrovers diskutiert.
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) oder Hyperkinetische Störungen (HKS) umfassen ein breites Spektrum an hyperaktiven, impulsiven und unaufmerksamen Verhaltensweisen, die häufig gemeinsam auftreten (Döpfner et al. 2013).
  • Hyperaktivität bezeichnet eine nicht altersgerechte, desorganisierte, mangelhaft regulierte und überschießende motorische Aktivität oder ausgeprägte Ruhelosigkeit, die besonders in Situationen auftritt, die relative Ruhe und Ausdauer verlangen (z. B. Unterricht).
  • Impulsivität umfasst das plötzliche und unbedachte Handeln oder auch die vermeintliche Unfähigkeit abzuwarten und Bedürfnisse aufzuschieben. Der Begriff der kognitiven Impulsivität beschreibt die Tendenz, ersten Handlungsimpulsen zu folgen und eine Tätigkeit zu beginnen, bevor sie hinreichend durchdacht worden ist.
  • Unaufmerksamkeit tritt vor allem bei Beschäftigungen auf, die eine kognitive Anstrengung erfordern oder als besonders langweilig und ermüdend erlebt werden. Meist sind diese Störungen bei Tätigkeiten, die fremdbestimmt sind (z. B. Hausaufgaben), stärker ausgeprägt als bei selbstbestimmten Beschäftigungen (z. B. Spiel). In der Regel ist sowohl die selektive Aufmerksamkeit, d. h. die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf aufgabenrelevante Reize zu fokussieren und irrelevante Reize zu ignorieren, als auch die Daueraufmerksamkeit beeinträchtigt.
Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit können in den verschiedenen Lebensbereichen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Die Symptome treten typischerweise stärker in solchen Situationen auf, in denen von den Kindern oder Jugendlichen eine längere Aufmerksamkeitsspanne und Ausdauer vorausgesetzt wird, beispielsweise im Unterricht, bei den Hausaufgaben oder beim Essen. Anzeichen der Störung können in sehr geringem Maße oder gar nicht auftreten, wenn sich das Kind oder der Jugendliche in einer neuen Umgebung befindet, wenn es nur mit einem Gegenüber konfrontiert ist oder wenn es sich einer Lieblingsaktivität widmet, selbst wenn diese in vermehrtem Maße Aufmerksamkeit erfordert (z. B. beim Computerspiel) (Döpfner et al. 2013).
Bei ADHS liegen diese Symptome in einem dem Entwicklungsstand des Kindes oder Jugendlichen nicht zu vereinbarenden und unangemessenem Ausmaß vor und sie treten typischerweise bereits vor dem Einschulungsalter auf, wobei bei manchen Kindern, die in der Regel weniger stark betroffen sind oder bei denen die Unaufmerksamkeitssymptomatik dominiert, die Symptome auch erst im Laufe des Schulalters in einer Stärke auftreten, die zu psychosozialen Funktionsbeeinträchtigungen führt. Für eine Diagnose müssen sich Beeinträchtigungen durch diese Symptome in zwei oder mehreren Lebensbereichen (z. B. Schule, Familie) manifestieren und es müssen deutliche Hinweise auf klinisch bedeutsame Beeinträchtigungen in sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsbereichen vorhanden sein.
Die ICD-10 (Weltgesundheitsorganisation 2015, 2016) unterscheidet im Wesentlichen zwischen einer Störung von Aktivität und Aufmerksamkeit (F90.0), bei der Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit vorliegen und der Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (F90.1), bei der zusätzlich die Diagnosekriterien für eine Störung des Sozialverhaltens erfüllt sind.
Die folgende Übersicht listet die Codierungen und Diagnosebezeichnungen der ICD-10 auf.
Diagnosen einer Hyperkinetischen Störung (F90) nach ICD-10 (Weltgesundheitsorganisation 2015, 2016)
  • F90.0: Störung von Aktivität und Aufmerksamkeit
  • F90.1: Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens
  • F90.8: Sonstige hyperkinetische Störungen
  • F90.9: Hyperkinetische Störung, nicht näher bezeichnet
Die nachfolgende Übersicht zeigt die Symptomkriterien einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) nach DSM-5 (American Psychiatric Association (APA) et al. 2018), die mit den Symptomkriterien aus den Forschungskriterien der ICD-10 (Weltgesundheitsorganisation 2016) weitgehend übereinstimmen, wobei in der ICD-10 zusätzlich zwischen Hyperaktivität (Kriterien B1 bis B5) und Impulsivität (Kriterien B6 bis B9) unterschieden wird.
Overview
Symptomkriterien einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) nach DSM-5 (Abdruck erfolgt mit Genehmigung vom Hogrefe Verlag Göttingen aus dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition, © 2013 American Psychiatric Association, dt. Version © 2018 Hogrefe Verlag).
A.
Ein durchgehendes Muster von Unaufmerksamkeit und/oder Hyperaktivität-Impulsivität, wie in (1) und/oder (2) beschrieben, welches das Funktionsniveau oder die Entwicklung beeinträchtigt :
1.
Unaufmerksamkeit: Sechs (oder mehr) der folgenden Symptome sind während der letzten 6 Monate beständig in einem mit dem Entwicklungsstand nicht zu vereinbarenden Ausmaß aufgetreten und wirken sich direkt negativ auf soziale und schulische/berufliche Aktivitäten aus: Beachte: Die Symptome sind nicht ausschließlich ein Ausdruck von oppositionellem Verhalten, Trotz, Feindseligkeit oder der Unfähigkeit, Aufgaben oder Anweisungen zu verstehen. Für ältere Jugendliche und Erwachsene (17 Jahre und älter) sind mindestens fünf Symptome erforderlich.
a.
Beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schularbeiten, bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten (z. B.: übersieht Einzelheiten oder lässt sie aus; arbeitet ungenau).
 
b.
Hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten (z. B.: hat während Unterricht, Vorträgen, Unterhaltungen oder längerem Lesen Schwierigkeiten, konzentriert zu bleiben).
 
c.
Scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn/sie ansprechen (z. B.: scheint mit den Gedanken anderswo zu sein, auch ohne ersichtliche Ablenkungen).
 
d.
Führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und bringt Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende (z. B.: beginnt mit Aufgaben, verliert jedoch schnell den Fokus und ist leicht abgelenkt).
 
e.
Hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren (z. B.: hat Probleme sequenziell aufeinander folgende Aufgaben zu bewältigen; Schwierigkeiten, Materialien und eigene Sachen in Ordnung zu halten; unordentliches, planlos-desorganisiertes Arbeiten; schlechtes Zeitmanagement; hält Termine und Fristen nicht ein).
 
f.
Vermeidet häufig, hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich nur widerwillig mit Aufgaben, die länger andauernde geistige Anstrengungen erfordern (z. B.: Mitarbeit im Unterricht oder Hausaufgaben; bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen: Ausarbeiten von Berichten, Ausfüllen von Formularen, Bearbeiten längerer Texte).
 
g.
Verliert häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben oder Aktivitäten benötigt werden (z. B.: Schulmaterialien, Stifte, Bücher, Werkzeug, Geldbörsen, Schlüssel, Arbeitspapiere, Brillen, Mobiltelefone).
 
h.
Lässt sich oft durch äußere Reize leicht ablenken (bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen können auch mit der aktuellen Situation nicht in Zusammenhang stehende Gedanken gemeint sein).
 
i.
Ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich (z. B.: bei der Erledigung von häuslichen Pflichten oder Besorgungen; bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen umfasst das Vergessen auch Telefonrückrufe zu tätigen, Rechnungen zu bezahlen, Verabredungen einzuhalten).
 
 
2.
Hyperaktivität und Impulsivität: Sechs (oder mehr) der folgenden Symptome sind während der letzten 6 Monate beständig in einem mit dem Entwicklungsstand nicht zu vereinbarenden Ausmaß aufgetreten und wirken sich direkt negativ auf soziale und schulische/berufliche Aktivitäten aus: Beachte: Die Symptome sind nicht ausschließlich ein Ausdruck von oppositionellem Verhalten, Trotz, Feindseligkeit oder Unfähigkeit, Aufgaben oder Anweisungen zu verstehen. Für ältere Jugendliche und Erwachsene (17 Jahre und älter) sind mindestens fünf Symptome erforderlich.
a.
Zappelt häufig mit Händen und Füßen oder rutscht auf dem Stuhl herum.
 
b.
Steht oft in Situationen auf, in denen Sitzenbleiben erwartet wird (z. B.: verlässt eigenen Stuhl im Klassenraum, im Büro oder anderen Arbeitsplatz oder in anderen Situationen, die erfordern, am Platz zu bleiben).
 
c.
Läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist (Beachte: bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen kann dies auf ein subjektives Unruhegefühl beschränkt bleiben).
 
d.
Hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen.
 
e.
Ist häufig „auf dem Sprung“ oder handelt oftmals, als wäre er/sie „getrieben“ (z. B.: kann nicht über eine längere Zeit hinweg ruhig an einem Platz bleiben bzw. fühlt sich dabei sehr unwohl, z. B. in Restaurants, bei Besprechungen; dies kann von anderen als Ruhelosigkeit oder als Schwierigkeit erlebt werden, mit dem Betreffenden Schritt zu halten.
 
f.
Redet häufig übermäßig viel.
 
g.
Platzt häufig mit den Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist (z. B.: beendet die Sätze anderer; kann in Unterhaltungen nicht abwarten bis er/sie mit Reden an der Reihe ist).
 
h.
Kann häufig nur schwer warten, bis er bzw. sie an der Reihe ist (z. B.: beim Warten in einer Schlange).
 
i.
Unterbricht oder stört andere häufig (z. B.: platzt in Gespräche, Spiele oder andere Aktivitäten hinein; benutzt die Dinge anderer Personen, ohne vorher zu fragen oder ohne Erlaubnis; bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen: übernimmt oder unterbricht Aktivitäten anderer).
 
 
 
B.
Mehrere Symptome der Unaufmerksamkeit oder der Hyperaktivität-Impulsivität treten bereits vor dem Alter von 12 Jahren auf.
 
C.
Mehrere Symptome der Unaufmerksamkeit oder der Hyperaktivität-Impulsivität bestehen in zwei oder mehr verschiedenen Lebensbereichen (z. B. zu Hause, in der Schule oder bei der Arbeit; mit Freunden oder Verwandten; bei anderen Aktivitäten).
 
D.
Es sind deutliche Hinweise dafür vorhanden, dass sich die Symptome störend auf die Qualität des sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsniveaus auswirken oder dieses reduzieren.
 
E.
Die Symptome treten nicht ausschließlich im Verlauf einer Schizophrenie oder anderen psychotischen Störung auf und können auch nicht durch eine andere psychische Störung besser erklärt werden (z. B. affektive Störung, Angststörung, dissoziative Störung, Persönlichkeitsstörung, Substanzintoxikation oder -entzug).
 
Bestimme, ob:
F90.2 Gemischtes Erscheinungsbild: Sowohl Kriterium A1 (Unaufmerksamkeit) als auch Kriterium A2 (Hyperaktivität-Impulsivität) waren während der letzten 6 Monate erfüllt.
F90.0 Vorwiegend Unaufmerksames Erscheinungsbild: Kriterium A1 (Unaufmerksamkeit), aber nicht Kriterium A2 (Hyperaktivität-Impulsivität) war während der letzten 6 Monate erfüllt.
F90.1 Vorwiegend Hyperaktiv-Impulsives Erscheinungsbild: Kriterium A2 (Hyperaktivität-Impulsivität), aber nicht Kriterium A1 (Unaufmerksamkeit) war während der letzten 6 Monate erfüllt.
Bestimme, ob:
Teilremittiert: Wenn die Kriterien früher vollständig erfüllt worden sind, in den letzten 6 Monaten jedoch nicht alle notwendigen Kriterien erfüllt wurden und die Symptome immer noch eine Beeinträchtigung des sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsniveaus verursachen.
Bestimme den aktuellen Schweregrad:
Leicht: Es treten wenige oder keine Symptome zusätzlich zu denjenigen auf, die zur Diagnosestellung erforderlich sind, und die Symptome führen zu nicht mehr als geringfügigen Beeinträchtigungen in sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsbereichen.
Mittel: Die Ausprägung der Symptome und der funktionellen Beeinträchtigung liegt zwischen „leicht“ und „schwer“.
Schwer: Die Anzahl der Symptome übersteigt deutlich die zur Diagnosestellung erforderliche Anzahl oder mehrere Symptome sind besonders stark ausgeprägt oder die Symptome beeinträchtigen erheblich die soziale, schulische oder berufliche Funktionsfähigkeit.
ICD-10 (Forschungskriterien) und DSM-5 legen zudem weitgehend übereinstimmend fest, dass für eine entsprechende Diagnose:
  • die Symptome mindestens 6 Monate lang in einem dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenem Ausmaß vorliegen,
  • die Beeinträchtigungen durch diese Symptome sich in zwei oder mehr Lebensbereichen manifestieren,
  • deutliche Hinweise auf klinisch bedeutsame Beeinträchtigungen in sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsbereichen vorhanden sein müssen.
ICD-10 fordert zudem, dass die Störungen bereits vor dem Alter von 7 Jahren auftreten, während nach DSM-5 mehrere Symptome vor dem Alter von 12 Jahren auftreten müssen. Die größten Unterschiede zwischen ICD-10 und DSM-5 sind in der Kombination der Symptomkriterien zu Diagnosen festzustellen. Nach ICD-10 (Forschungskriterien) müssen für die Diagnose einer einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (F90.0) sowohl ausgeprägte Unaufmerksamkeit als auch Überaktivität und Impulsivität vorliegen. Im DSM-5 sind dagegen drei Erscheinungsbilder spezifiziert:
  • beim gemischten Erscheinungsbild liegen jeweils mindestens 6 Symptome von Unaufmerksamkeit und von Hyperaktivität/Impulsivität vor;
  • beim vorwiegend unaufmerksamen Erscheinungsbild liegen mindestens 6 Symptome von Unaufmerksamkeit, während Hyperaktivität/Impulsivität nicht oder nicht hinreichend stark ausgeprägt ist;
  • beim vorwiegend hyperaktiv-impulsiven Erscheinungsbild liegen mindestens 6 Symptome von Hyperaktivität/Impulsivität vor, während Unaufmerksamkeit nicht oder nicht hinreichend stark ausgeprägt ist.
Ab dem Alter von 17 Jahren sind nach DSM-5 statt der geforderten 6 jeweils nur noch mindestens 5 Symptome erforderlich.
Die ICD-11 (World Health Organization 2018) übernimmt sowohl die Bezeichnung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung als auch die Binnendifferenzierung vom DSM-5 weitgehend.
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) nach ICD-11 (Übersetzung durch die Autoren)
  • 6A05: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
  • 6A05.0: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung mit vorwiegend unaufmerksamem Erscheinungsbild
  • 6A05.1: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung mit vorwiegend hyperaktiv-impulsivem Erscheinungsbild
  • 6A05.2: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung mit gemischtem Erscheinungsbild
  • 6A05.Y: Anderweitig bezeichnete Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
  • 6A05.Z: Nicht näher bezeichnete Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
Ansonsten sind die Symptomkriterien von ICD-11 – vergleichbar mit den klinischen Kriterien von ICD-10 – bewusst weniger präzise formuliert und nicht weiter operationalisiert. ICD-11 hält auch den Störungsbeginn vage – mit Beginn in der Entwicklungsphase, typischerweise in der frühen bis mittleren Kindheit – und liegt damit nahe am DSM-5. Die weiteren Kriterien – Symptomdauer von mindestens 6 Monaten lang in einem dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenem Ausmaß, Beeinträchtigungen durch diese Symptome in zwei oder mehr Lebensbereichen und deutliche Hinweise auf klinisch bedeutsame Beeinträchtigungen in sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsbereichen – stimmen mit ICD-10 und DSM-5 überein.
Die ICD-11 verzichtet auch auf die Kombinationsdiagnose der hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens und fordert zwei getrennte Diagnosen, wenn die Kriterien für beide Störungen erfüllt sind. ICD-11 und DSM-5 ordnen die ADHS den neuronalen Entwicklungsstörungen (bzw. den Störungen der neuronalen und mentalen Entwicklung) zu.
Die Störung geht mit vielfältigen psychosozialen Funktionsbeeinträchtigungen und einer deutlich reduzierten gesundheitsbezogenen subjektiven Lebensqualität einher (Banaschewski et al. 2017; Danckaerts et al. 2010). Betroffene erreichen durchschnittlich schlechtere Schulleistungen, niedrigere Bildungsabschlüsse und einen geringeren sozioökonomischen Status. Die Beziehungen zu Eltern, Geschwistern und Gleichaltrigen und Partnern sind häufig konfliktreich. Das Risiko für delinquentes Verhalten ist erhöht, das Selbstwerterleben häufig beeinträchtigt und im Verlauf besteht ein erhöhtes Suizidrisiko). Die erhöhte Unfallneigung, vor allem im Straßenverkehr, trägt wesentlich zu einer insgesamt 8-fach erhöhten Mortalität bei (Dalsgaard et al. 2015).

Differenzialdiagnose und Komorbidität

Differenzialdiagnostisch sind Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen von anderen psychischen Störungen abzugrenzen, da Merkmale von Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit bei einer Vielzahl von psychischen Störungen auftreten können, die sich allerdings in der Phänomenologie doch unterscheiden und zudem zusätzliche Merkmale aufweisen, welche üblicherweise nicht bei ADHS auftreten (Döpfner et al. 2013; Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018).
Allerdings können differenzialdiagnostisch abzugrenzende Störungen auch als koexistierende Störungen bei gesicherter ADHS auftreten. Differenzialdiagnostisch kommen vor allem folgende Störungen in Betracht:
  • Störungen des Sozialverhaltens, die mit Verweigerung von Aufgaben einhergehen können, die Anstrengung verlangen und die mit Impulsivität einhergehen können, die sich aber primär auf aggressive Affekte bezieht (kommen aber auch als komorbide Störungen gehäuft vor).
  • Stereotype Bewegungsstörungen (isoliert oder im Rahmen von Autismus-Spektrum-Störungen oder geistiger Behinderung), die mit erhöhtem Bewegungsdrang einhergehen können.
  • Tic- und Tourette-Störungen, die durch plötzlich einschießende Bewegungen gekennzeichnet sein können.
  • Umschriebene Entwicklungsstörungen und Lernstörungen, die mit Unaufmerksamkeit einhergehen können.
  • Intelligenzminderung, die mit Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität einhergehen kann und bei der eine Überforderung Symptome einer ADHS auslösen kann.
  • Autismus-Spektrum-Störung, bei denen aufgrund der autistischen Symptomatik Unaufmerksamkeit oder auch Impulsivität ausgelöst werden können.
  • Beziehungs-/Bindungsstörung mit Enthemmung, bei der sozial enthemmtes impulsives Verhalten auftritt.
  • Angststörungen, bei denen Unaufmerksamkeit und Unruhe in Zusammenhang mit Angst auftreten können.
  • Posttraumatische Belastungsstörungen, bei denen Hyperarousal auftreten kann.
  • Depressive Störungen, bei denen Konzentrationsprobleme auftreten können.
  • Bipolare Störungen, bei denen episodisch Überaktivität, Impulsivität und Konzentrationsprobleme auftreten.
  • Disruptive Affektregulationsstörungen, bei denen Impulsivität im Rahmen von Reizbarkeit auftritt.
  • Substanzkonsumstörungen, bei denen durch Substanzkonsum Symptome einer ADHS ausgelöst werden können.
  • Persönlichkeitsstörungen, bei denen Symptome von Desorganisation, sozialer Aufdringlichkeit, sowie von emotionaler und kognitiver Dysregulation auftreten können.
  • Psychotische Störungen, in deren Verlauf auch ADHS-Symptome auftreten können.
  • Medikamenteninduzierte Störungen, beispielsweise in Zusammenhang mit Bronchospasmolytika.
  • Schlafstörungen (einschließlich Schlafapnoe), bei denen Müdigkeit und Unaufmerksamkeit auftreten können.
Komorbide Störungen sind eher die Regel als die Ausnahme. Bei 75 % der Betroffenen besteht eine weitere psychische Störung, bei etwa der Hälfte der Betroffenen finden sich mehrere koexistierende psychische Störungen, welche den Verlauf ungünstig beeinflussen. Im Kindesalter bestehen am häufigsten komorbide oppositionelle Störungen (ca. 50 %), umschriebene Entwicklungsstörungen (Motorik, Sprache, schulische Fertigkeiten 10–25 %), Angststörungen (bis zu 25 %) und Tic-Störungen (bis zu 25 %). Das gemeinsame Auftreten mit Autismus-Spektrumstörungen, depressiven Störungen oder ausgeprägten Störungen des Sozialverhaltens mit ADHS ist etwas weniger häufig. Störungen des Sozialverhaltens sind ab der Adoleszenz oft mit Substanzmissbrauch und der Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen assoziiert (Faraone et al. 2015).

Epidemiologie

ADHS gehört mit einer weltweiten epidemiologischen Prävalenz von 5–7 % zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter.
Einzelne Symptome von Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit treten in Deutschland bei Kindern und Jugendlichen im Alter von vier bis 17 Jahren in deutlicher Ausprägung nach Angaben der Eltern bei 5–22 % auf. Die Diagnosenprävalenz ist erwartungsgemäß deutlich geringer. Auf der Basis der von Eltern beurteilten Symptomkriterien liegt die Prävalenz für ADHS nach DSM-IV/5 in Deutschland zwischen 5 % und 9,3 % (Döpfner et al. 2008). Die Prävalenzraten vermindern sich deutlich mit dem Alter und sind bei Jungen zwei- bis dreimal höher als bei Mädchen. Werden neben den Symptomkriterien auch noch weitere Diagnosekriterien berücksichtigt, wie Funktionsbeeinträchtigung, Ausprägung der Symptomatik in mehreren Situationen, dann sinkt die Prävalenz noch einmal deutlich. Nach den wesentlich strengeren Diagnosekriterien der ICD-10 liegt die Prävalenz in Deutschland zwischen 1 % und 3,4 % (Döpfner et al. 2008).
Internationale Studien belegen ähnliche Prävalenzraten für ADHS (nach DSM-IV) in verschiedenen Ländern und Kulturen. So zeigen nach Skounti und Mitarbeitern die Studien aus anderen europäischen Ländern bei Kindern Prävalenzraten zwischen 3,6 % und 6,7 %, während sie bei Jugendlichen geringer ausfallen und zwischen 2,2 % und 2,6 % liegen. Polanczyk und Mitarbeiter berechnen weltweit eine durchschnittliche Prävalenzrate von 5,3 %, wobei Europa (4,6 %) geringfügig unter und Nordamerika mit 6,6 % etwas über dem weltweiten Durchschnitt liegen.
Während die Diagnoserate in den letzten Jahrzehnten weltweit deutlich angestiegen ist und in Deutschland bei etwa 4 % im Kindes- und Jugendalter liegt, findet sich in epidemiologischen Studien keine Veränderung der weltweiten populationsbasierten Prävalenz von 5,3 % über den Zeitraum der letzten 30 Jahre (Steinhausen et al. 2016). Damit kann der Anstieg der Diagnoseraten nicht auf eine tatsächliche Prävalenzzunahme zurückgeführt werden, sondern beruht auf einer verbesserten Diagnosestellung oder einer Zunahme der funktionellen Beeinträchtigungen (Polanczyk et al. 2014).

Risikofaktoren und Pathogenese

Die pathogenetischen Mechanismen der ADHS sind bislang noch unzureichend geklärt. (Banaschewski et al. 2017).
Studienergebnisse stützen die Vermutung, dass ADHS in den meisten Fällen multifaktoriell bedingt ist. Genetische Faktoren und frühe Umweltrisiken, die komplex interagieren und die strukturelle und funktionelle Hirnentwicklung beeinflussen, spielen eine wesentliche Rolle und bedingen eine hohe ätiologische Heterogenität. Es ist wahrscheinlich, dass kein einzelner Faktor notwendig oder hinreichend ist, um ADHS verursachen, sondern dass die Vulnerabilität für ADHS in der Regel multifaktoriell durch das Zusammenwirken multipler Risikofaktoren bedingt wird. Bei einigen Patienten scheinen allerdings seltene genetische Varianten oder extreme Umweltrisiken einen besonders starken Einfluss zu haben.

Genetische Risikofaktoren und Umweltrisiken

ADHS tritt familiär gehäuft auf. Verwandte 1. Grades haben ein 5- bis 10-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko (Faraone et al. 2005). Adoptions- und Zwillingsstudien haben gezeigt, dass eine genetische Prädisposition wesentlich zur Entstehung von ADHS beiträgt. Nach Resultaten von Zwillingsstudien sind 70–80 % der phänotypischen Varianz auf genetische Faktoren und ihre Interaktion mit Umweltfaktoren (epigenetische Veränderungen der Genexpression durch spezifische Umweltfaktoren) zurückzuführen (Faraone et al. 2005). Die verbleibende Varianz wird durch prä-, peri- und postnatale Umwelteinflüsse erklärt, die von den Geschwistern nicht geteilt werden. Geteilte Umwelteffekte sind von untergeordneter Bedeutung. An der genetischen Vulnerabilität sind verschiedene Risikoallele beteiligt. Meta-Analysen von Assoziationsstudien zeigen, dass Gene, die Rezeptoren und Transporter deskatecholaminergen und serotonergen Transmittersystems codieren, an der Ätiologie beteiligt sind (Faraone et al. 2005). So fanden sich z. B. Assoziationen mit Polymorphismen im Exon III des Dopamin D4-Rezeptors, mit VNTR-Polymorphismen in der nicht translatierten 3’Region des Dopamintransporter(DAT1)-Gens, im 5’Bereich des Dopaminrezeptor-D5-Gens sowie Polymorphismen in der Promotorregion des Serotonintransporters (5HTTLPR) und im Exon I des Serotonin-1B-Rezeptor-Gens (HTR1B) bzw. im SNAP-25-Gen (Faraone et al. 2005). Allerdings erhöhen die entsprechenden Risikoallele das Risiko für ADHS jeweils nur in geringem Maß.
Genomweite Assoziationsstudien fanden zahlreiche weitere potenzielle Risikovarianten und legen nahe, dass etwa 40 % der genetisch bedingten Varianz durch häufige Varianten (Frequenz > 5 %), die jeweils für sich nur eine geringe Risikoerhöhung bedingen, erklärbar ist (Neale et al. 2010). Die häufigen Risikoallele, die sich bei Betroffenen finden, beeinflussen auch die subklinische Ausprägung von ADHS-Symptomen bei Nichtbetroffenen (Faraone et al. 2015).
Auch seltene Genvarianten, z. B. sog. Copy-Number-Variationen (CNVs) mit einer Prävalenz von weniger als 1 %, die auch bei Autismus und Schizophrenie gefunden wurden, sind an der Ätiologie von ADHS beteiligt (Elia et al. 2012). Zwar besteht keine generelle Häufung von CNVs bei ADHS, aber seltene und ausgedehnte CNVs (> 500.000 Basenpaare) finden sich bei Betroffenen im Vergleich zu Nichtbetroffenen etwa doppelt so häufig. ADHS-assoziierte CNVs umfassen unter anderem chromosomale Regionen, in denen Gene lokalisiert sind, die z. B. verschiedene Glutamat-Rezeptoren, Neuropeptid Y und die die α7-Untereinheit des nikotinischen Acetylcholin-Rezeptors codieren und für die frühe Entwicklung des Nervensystems relevant sind (Wiliams et al. 2012). Diese tragen zwar individuell oder innerhalb einer Familie stärkere Effekte bei, erklären jedoch jeweils für die Gesamtpopulation nur wenig Varianz.
Epidemiologische Studien zeigen zudem assoziative Zusammenhänge zwischen ADHS und verschiedenen Umweltfaktoren. Diese umfassen in erster Linie prä- und perinatale Risiken (mütterlicher Stress oder Nikotin- oder Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburtlichkeit), Umwelttoxine (Organophosphate, PCB, Blei), ungünstige psychosoziale Bedingungen, wie schwere frühkindliche Deprivation; mütterliche Ablehnung des Kindes oder geringer sozioökonomischer Status (Dalsgaard et al. 2015; Döpfner et al. 2008) und diätetische Faktoren (Faraone et al. 2015). Die kausale Relevanz der meisten Umweltrisiken konnte allerdings bislang nicht belegt werden, da die Variablen in der Population nicht zufällig verteilt sind, die beobachteten Assoziationen durch konfundierende Variablen und Selektionseffekte bedingt sein können bzw. für einige Variablen die Richtung der Kausalität umgekehrt sein kann, da das Störungsbild die Exposition gegenüber den Umweltvariablen erhöhen kann (Faraone et al. 2015; Thapar und Cooper 2016). Psychosoziale Bedingungen scheinen aber auch biologische Risiken kompensieren zu können. So konnten Tully und Mitarbeiter (2004) zeigen, dass eine positive Mutter-Kind-Beziehung das Risiko von Kindern mit geringem Geburtsgewicht reduziert, hyperkinetische Symptome zu entwickeln.
Während die Assoziationen zwischen ADHS und pränataler Exposition gegenüber mütterlichem Stress bzw. Nikotin zumindest partiell durch konfundierende Faktoren bedingt zu sein scheint, sind die Zusammenhänge zwischen ADHS und mit niedrigem Geburtsgewicht, Frühgeburtlichkeit sowie Bleiexposition aber wahrscheinlich nicht durch konfundierende Variablen zu erklären. Sie können allerdings nur wenig zur Varianzaufklärung beitragen (Thapar und Cooper 2016; D’Onofrio et al. 2012). Die kausale Bedeutung sehr schwerer Formen frühkindlicher Deprivation, z. B. bei rumänischen Waisenkindern, konnte hingegen belegt werden (Kennedy et al. 2016). Negative Mutter-Kind-Interaktionen scheinen zwar eher Folge (nicht aber Ursache) frühkindlicher ADHS-Symptome zu sein, können aber im weiteren Verlauf die Symptomatik negativ beeinflusst.
Die bisherigen Untersuchungen legen nahe, dass diese Risikofaktoren im Rahmen der pathophysiologischen Entstehungsmechanismen der ADHS komplex interagieren (Banaschewski et al. 2017; Faraone et al. 2015). Einerseits können sich Umwelteinflüsse z. B. auf die Transkription bestimmter Gene auswirken, andererseits kann die genetische Disposition das Risiko gegenüber spezifischen Umwelteinflüssen erhöhen, allerdings sind die Wechselwirkungen bislang noch unzureichend erforscht.

Neuropsychologische, hirnstrukturelle und -funktionelle Korrelate

Der multifaktoriellen Ätiologie entspricht ein insgesamt heterogenes Profil hirnstruktureller, hirnfunktioneller und neuropsychologischer Auffälligkeiten. Patienten mit ADHS weisen im Gruppenvergleich zu gesunden Kontrollprobanden neuropsychologische Besonderheiten auf. Die Befunde zeigen Beeinträchtigungen im Bereich exekutiver (Inhibitionskontrolle, Arbeitsgedächtnis, Planungsvermögen) und nichtexekutiver Funktionen (z. B. Regulation von Aktivierung und Arousal, Zeitverarbeitung, Gedächtnis, Reaktionszeitvariabilität). Auch motivationale Prozesse und Lernmechanismen sind betroffen (z. B. Abneigung gegen Belohnungsaufschub; reduzierte Handlungskontroll- und Fehlerverarbeitungsmechanismen). Allerdings sind die Beeinträchtigungen und ihr Profil nicht ADHS-spezifisch (Coghill et al. 2014a) und die Effektstärken liegen nur im mittleren Bereich, sodass die Überlappung mit gesunden Kontrollprobanden beträchtlich ist. Und nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen liegen ausgeprägte neuropsychologische Beeinträchtigungen vor. Gegenwärtig ist zudem unklar ist, inwieweit sich die ADHS-Symptome kausal auf die assoziierten neuropsychologischen Defizite zurückführen lassen (Coghill et al. 2014a, b).
Das globale Gehirnvolumen, insbesondere die graue Substanz, ist um etwa 3–5 % vermindert (Castellanos et al. 2002). Stärker ausgeprägte Volumenminderungen, die mit dem Schweregrad der Symptomatik assoziiert sind, bestehen im Bereich frontaler und parietaler kortikaler Areale, der Basalganglien und des Kleinhirns (Castellanos et al. 2002). Diffusion-Tensor-Imaging-Studien zeigen zudem weit verteilte Veränderungen der weißen Substanz. Die kortikale Reifung ist besonders im Bereich präfrontaler Areale verzögert. Die Entwicklungsverläufe dieser Auffälligkeiten sind über verschiedene Hirnregionen und Patientengruppen heterogen. Die Persistenz der Symptomatik in das Erwachsenenalter ist mit dem Fortbestehen dieser Auffälligkeiten korreliert (Shaw et al. 2013).
Funktionelle Bildgebungsstudien zeigen hypoaktive Aktivierungsmuster in verschiedenen Regionen des frontalen Kortex und in assoziierten parietalen, striatalen und zerebellären Strukturen (Shaw et al. 2013). Die Ergebnisse struktureller und funktioneller Bildgebungsstudien legen nahe, dass die Störung insbesondere mit Entwicklungsabweichungen und Reifungsverzögerungen verschiedener kortiko-subkortikaler Regelkreisen assoziiert ist, die an der Steuerung und Regulation von kognitiven, motivationalen und emotionalen Prozessen, Aktivierung und Motorik beteiligt sind (Faraone et al. 2015). Weitere Besonderheiten konnten im Spontan- oder Ruhe-EEG gefunden werden. Dabei zeigen ADHS-Patienten konsistent ein Muster mit vermehrter langsamer und reduzierter schneller Aktivität. Studien zur Untersuchung ereigniskorrelierter Potenziale (EKP) konnten Unterschiede in der frühen Aufmerksamkeitsorientierung, den Inhibitionsprozessen, der Handlungskontrolle und Prozessen der Fehlerverarbeitung aufzeigen (Banaschewski und Brandeis 2007). Zusammenfassend stützen die bisherigen Befunde die Hypothese, dass es sich bei der Vulnerabilität um den Extrembereich einer in der Population kontinuierlich verteilten Merkmalsdimension handelt, die durch neuronale Entwicklungsstörungen mitbedingt wird.

Verlauf

Prospektive Längsschnittstudien zeigen eine kontinuierliche Abnahme der Kernsymptomatik über die Lebensspanne. Ab dem Jugendalter vermindert sich in vielen Fällen die motorische Unruhe und kann sich oft auf ein unangenehm wahrgenommenes, inneres Gefühl von Ruhelosigkeit beschränken, während Schwierigkeiten in Form von Unaufmerksamkeit, mangelndem Planungsvermögen und Impulsivität dagegen häufig persistieren. Allerdings persistiert die Symptomatik bei etwa 3 % über das Kindes- und Jugendalter hinweg auf hohem Niveau (Döpfner et al. 2015a). Im Erwachsenenalter erfüllen noch etwa 40 % der im Kindesalter Auffälligen die diagnostischen Kriterien, ca. 65 % zeigen weiterhin beeinträchtigende Symptome und bis zu 90 % haben funktionelle Einschränkungen. Die funktionelle Beeinträchtigung der Betroffenen kann trotz Reduktion der Zahl der Kernsymptome persistieren und sich sogar verstärken. Im Erwachsenenalter treten neben den Kernsymptomen der ADHS mitunter Symptome emotionaler Dysregulation (geringe Frustrationstoleranz, Irritabilität, ausgeprägte Stimmungsschwankungen) und komorbide Störungen in den Vordergrund (Faraone et al. 2015). Nach DSM-IV-Kriterien sind etwa 2,5 % der erwachsenen Allgemeinbevölkerung von ADHS betroffen (Simon et al. 2009). Eine positive Familienanamnese für ADHS, ungünstige psychosoziale Bedingungen, eine stark ausgeprägte Kernsymptomatik und komorbide psychische Störungen (insbesondere Sozialverhaltensstörungen) stellen Risikofaktoren für einen ungünstigen Verlauf und die Persistenz des Störungsbildes dar (Dalsgaard et al. 2015).

Diagnostik

Die diagnostischen Maßnahmen bei ADHS folgen dem Konzept der multiaxialen Diagnostik und umfassen eine multimodale Verhaltens- und Psychodiagnostik, eine Diagnostik familiärer und somatischer Bedingungen (einschließlich körperlicher Untersuchung) sowie bei Bedarf auch eine Entwicklungs-, Intelligenz-, Leistungs- und neuropsychologische Diagnostik (Döpfner et al. 2013; Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018).
Grundlage der Diagnostik ist die klinische Exploration des Patienten, seiner Eltern und bei Bedarf auch anderer Bezugspersonen (z. B. Erzieher, Lehrer, Ausbilder) zur ADHS-Symptomatik des Kindes/Jugendlichen, zu komorbiden Störungen, zur störungsspezifischen Entwicklungsgeschichte des Kindes/Jugendlichen, einschließlich medizinischer Anamnese und zu weiteren wichtigen Lebensbereichen. Für die klinische Exploration und die klinische Beurteilung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, wie das Explorationsschema für Hyperkinetische und Oppositionelle Verhaltensstörungen (ES-HOV; Döpfner et al. 2013) und die Diagnose-Checkliste ADHS (DCL-ADHS), die Bestandteile des Diagnostik-Systems für psychische Störungen nach ICD-10 und DSM-5 für Kinder- und Jugendliche (DISYPS-III; Döpfner und Görtz-Dorten 2017) ist. Alternativ kann anhand des Interview-Leitfadens für Externale Störungen (ILF-EXTERNAL), der Bestandteil einer Sammlung von Interview-Leitfäden zum DISYPS-III ist (Görtz-Dorten und Döpfner 2019), für ein strukturiertes Interview zur Erfassung der Diagnosekriterien für ADHS nach DSM-5 und ICD-11 genutzt werden.
Im Rahmen der multimodalen Verhaltens- und Psychodiagnostik sollten entsprechend der aktuellen Leitlinien auch Fragebogen-Verfahren eingesetzt werden, die das Eltern- und Lehrerurteil sowie das Selbsturteil des Patienten erheben können (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018). Dazu zählen der Fremdbeurteilungsbogen und der Selbstbeurteilungsbogen für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen aus dem Diagnostik-System DISYPS-III (Döpfner und Görtz-Dorten 2017) oder die Conners Skalen zu Aufmerksamkeit und Verhalten (Lidzba et al. 2015). Da ein erheblicher Anteil der Kinder und Jugendlichen mit diesem Störungsbild weitere Auffälligkeiten zeigt, empfiehlt es sich im Rahmen einer multimodalen Diagnostik auch Interview- und Fragebogenverfahren anzuwenden, die ein breites Spektrum psychischer Störungen erheben.
Neben Interviews und Fragebögen können auch Verhaltensbeobachtungen und neuropsychologische Testverfahren zur Erfassung von ADHS-Symptomen eingesetzt werden. Diese Methoden, von denen man sich eine größere Objektivität als von Interviews oder Fragebogenverfahren verspricht, sind jedoch auch mit spezifischen Problemen behaftet, die sich am besten unter dem Begriff der ökologischen Validität zusammenfassen lassen, also der Frage, ob die Messwerte tatsächlich das widerspiegeln, was unter natürlichen sozialen Bedingungen als auffällig und belastend empfunden wird. Nach den aktuellen Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018) können diese Verfahren ergänzende Funktionen haben. Mittels familiendiagnostischer Methoden (z. B. Family Relations Test; Schürmann und Döpfner 2018) lassen sich Störungen der familiären Beziehungen und andere familiäre Belastungen erheben, die bei Kindern mit diesem Störungsbild ebenfalls gehäuft auftreten und entweder Teilursache oder Folge der Symptomatik sein können.

Therapie

Indikationen für eine multimodale Therapie

In der Regel ist eine multimodale Therapie indiziert, die eine Verminderung der ADHS-Symptomatik, der komorbiden Symptomatik und der resultierenden Einschränkungen des psychosozialen Funktionsniveaus und der Teilhabe zum Ziel hat. Diese Therapie wird in individualisierter Form auf der Grundlage einer ausführlichen Psychoedukation des Patienten und seiner Bezugspersonen durchgeführt und kann, je nach Indikation, hauptsächlich familienzentrierte behaviorale Therapie, psychosoziale behaviorale Interventionen im weiteren Umfeld, kognitiv-behaviorale Therapie des Patienten und Pharmakotherapie umfassen.
Entsprechend den aktuellen Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018) sollen dabei folgende Indikationen beachtet werden:
  • Grundsätzlich soll eine umfassende Psychoedukation angeboten werden, bei der obwohl der Patient als auch seine relevanten Bezugspersonen (z. B. Eltern, Lehrer) über ADHS aufgeklärt werden, ein individuelles Störungskonzept mit den Beteiligten entwickelt wird, Behandlungsmöglichkeiten dargestellt werden mit dem Ziel, eine partizipative Entscheidungsfindung zu ermöglichen.
  • Bei Kindern vor dem Alter von 6 Jahren soll primär psychosozial (einschließlich psychotherapeutisch) interveniert werden. Eine Pharmakotherapie der ADHS-Symptomatik soll nicht vor dem Alter von 3 Jahren angeboten werden.
  • Bei ADHS von einem leichten Schweregrad soll primär psychosozial (einschließlich psychotherapeutisch) interveniert werden. In Einzelfällen kann bei behandlungsbedürftiger residualer ADHS-Symptomatik ergänzend eine Pharmakotherapie angeboten werden.
  • Bei mittelgradiger ADHS-Symptomatik soll in Abhängigkeit von den konkreten Bedingungen des Patienten, seines Umfeldes, den Präferenzen des Patienten und seiner relevanten Bezugspersonen sowie den Behandlungsressourcen nach einer umfassenden Psychoedukation entweder eine intensivierte psychosoziale (einschließlich intensivierte psychotherapeutische) Intervention oder eine pharmakologische Behandlung oder eine Kombination angeboten werden.
  • Bei stark ausgeprägter ADHS-Symptomatik soll primär eine Pharmakotherapie nach einer intensiven Psychoedukation angeboten werden. In die Pharmakotherapie kann eine parallele intensive psychosoziale (einschließlich psychotherapeutische) Intervention integriert werden. In Abhängigkeit von dem Verlauf der Pharmakotherapie sollen bei residualer behandlungsbedürftiger ADHS-Symptomatik psychosoziale (einschließlich psychotherapeutische) Interventionen angeboten werden.
Des Weiteren können psychotherapeutische oder pharmakotherapeutische Interventionen zur Behandlung komorbider Störungen (z. B. aggressiver Verhaltensstörungen oder depressiver Störungen) notwendig sein.
Zur Definition des Schweregrades der ADHS (leichtgradig, mittelgradig und schwergradig) wird analog zu DSM-5 sowohl die Symptomausprägung als auch der Grad der Funktionsbeeinträchtigung herangezogen. Eine leichtgradige Symptomatik liegt demnach dann vor, wenn wenige oder keine Symptome zusätzlich zu den Symptomen auftreten, die zur Diagnosestellung erforderlich sind und die Symptome nur leicht ausgeprägt sind und nur geringfügige Beeinträchtigungen in sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsbereichen verursachen. Bei einer schwergradigen ADHS-Symptomatik übersteigt die Anzahl der Symptome deutlich die zur Diagnosestellung erforderliche Anzahl oder mehrere Symptome sind besonders stark ausgeprägt und die Symptome beeinträchtigen die soziale, schulische oder berufliche Funktionsfähigkeit in erheblichem Ausmaß. Eine mittelgradige ADHS-Symptomatik liegt zwischen beiden Extrempolen.
Diese Empfehlungen der deutschen Leitlinien weichen von den Empfehlungen der englischen Leitlinien (NICE) ab. Letztere empfehlen prinzipiell eine pharmakologische Therapie unabhängig vom Schweregrad der ADHS-Symptomatik und ein Elterntraining allenfalls als Ergänzung. Generell können die Effekte von Pharmakotherapie auf die ADHS-Symptomatik als mindestens doppelt so hoch wie die die Effekte von psychosozialen Interventionen auf die ADHS-Symptomatik eingeschätzt werden (Van der Oord et al. 2008). Insofern ist die Empfehlung für primäre Pharmakotherapie bei stärkerer Symptomatik gut begründet. Allerdings sind höhere Effekte von Pharmakotherapie im Vergleich zu psychosozialen Interventionen auf die Funktionsbeeinträchtigungen nicht durchgängig belegt, wie beispielsweise die Ergebnisse der MTA-Studie zeigen (MTA-Cooperative-Group 1999). Die zurückhaltende Empfehlung von Elterntrainings durch NICE basiert auf den Meta-Analysen zu Elterntrainings mit weitgehend verblindeten Erfolgsmaßen, die nur geringe Effekte von Elterntrainings belegen (Sonuga-Barke et al. 2013; Daley et al. 2014). Allerdings lassen sich auch in diesen Meta-Analysen auf unverblindeten Erfolgsmaßen moderate Effekte finden, die sich zudem als weitgehend stabil erweisen und damit die Wirksamkeit dieser Interventionen belegen.

Psychoedukation und Psychotherapie

Psychoedukation

Psychoedukation stellt die Grundlage aller weiterführenden psychosozialen (einschließlich psychotherapeutischen) und pharmakologischen Interventionen dar und gibt den Betroffenen Informationen, die eine gemeinsame Entscheidung über die weitere Therapie ermöglichen.
Psychoedukation umfasst die Aufklärung und Beratung des Patienten oder seiner Bezugspersonen zum Störungsbild und seinen Ursachen sowie zum Verlauf und zu den Interventionsoptionen. Neben der Aufklärung über mögliche Beeinträchtigungen sollte dabei der Fokus auch auf die individuellen Stärken und Ressourcen gelegt werden beispielsweise besondere sportliche Kompetenz, Spontanität, Kontaktfreudigkeit oder Kreativität, um diese für den Patienten und seine psychosoziale Umgebung erfahrbar werden zu lassen. Gemeinsam mit dem Patienten und seinen Bezugspersonen wird auf der Basis dieser Informationen ein individuelles Störungskonzept zu den vermutlichen Ursachen und dem vermutlichen Verlauf der Symptomatik im individuellen Fall erarbeitet und es werden konkrete Strategien zur Bewältigung der Problematik oder ihrer Folgen in den verschiedenen Lebensbereichen des Patienten entwickelt (Schürmann und Döpfner 2019).
Die Wirksamkeit von Psychoedukation des Patienten, seiner Eltern oder seiner Erzieher/Lehrer sind kaum unabhängig von intensiveren verhaltenstherapeutischen Interventionen evaluiert worden, wobei der Übergang fließend ist und bei einer breiteren Definition von Psychoedukation Effekte belegt werden können (z. B. Ferrin et al. 2020; Montoya et al. 2011). Im Rahmen der Kölner Studie zur Wirksamkeit multimodaler Behandlung von Kindern mit ADHS (Döpfner et al. 2004) wurde in der ersten Behandlungsphase eine allgemeine Beratung und Psychoedukation der Eltern und Lehrer auf verhaltenstherapeutischer Grundlage durchgeführt. Im Verlauf dieser Beratungsphase konnte bereits eine Verminderung der Symptomatik festgestellt werden. Die Wirksamkeit einer telefonunterstützten Eltern-Selbsthilfe-Intervention konnte in mehreren Studien belegt werden, wobei hier auch eine intensive Anleitung zur Umsetzung konkreter verhaltenstherapeutischer Interventionen gegeben wurde (Abschn. 7.2.2).

Familien- und umfeldzentrierte verhaltenstherapeutische Interventionen

Die aktuellen Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018) empfehlen familien- und umfeldzentrierte verhaltenstherapeutische Interventionen bei Kindern bis zum Alter von 6 Jahren und bei Kindern und Jugendlichen mit einer minder schweren ADHS-Symptomatik als Methode der 1. Wahl, bei moderater ADHS-Symptomatik als Behandlungsoption zu Pharmakotherapie und bei starker Symptomatik als Ergänzung zu Pharmakotherapie. Da die ADHS-Symptomatik in der Regel sowohl in der Familie als auch im Kindergarten/in der Schule auftritt, werden sowohl Elterntrainings und familienzentrierte Interventionen als auch Erzieher-/Lehrertrainings und kindergarten-/schulzentrierte Interventionen empfohlen.
Diese Interventionen zielen darauf ab, das Verständnis der Bezugspersonen für die Symptomatik zu verbessern, ihr Erziehungsverhalten zu optimieren und expansive Verhaltensprobleme einschließlich der ADHS-Symptome sowie psychosoziale Funktionsbeeinträchtigungen des Kindes oder Jugendlichen im entsprechenden Umfeld zu vermindern. Die Studien zur Wirksamkeit dieser Interventionen weisen darauf hin, dass Interventionserfolge hauptsächlich in dem Umfeld zu erzielen sind, in dem die Intervention stattfindet (Döpfner und van der Oord 2018). Daher sollten diese umfeldspezifischen Interventionen möglichst parallel durchgeführt werden.
Die Hauptkomponenten von familien- und umfeldzentrierten verhaltenstherapeutischen Interventionen beinhalten die Identifikation von spezifischen Problemsituationen und Problemverhaltensweisen, einschließlich der Analyse von auslösenden und nachfolgenden Bedingungen eines Problemverhaltens, die Stärkung positiver Interaktionen zwischen Bezugspersonen und Patient, die Entwicklung und effektive Kommunikation von Verhaltensregeln und die Implementierung von positiven sowie negativen Verhaltenskonsequenzen, einschließlich Token-Systemen, Response-cost-Verfahren und Auszeit.
Verhaltensorientiertes Elterntraining
Verhaltensorientierte Elterntrainings, die meist im Gruppenformat evaluiert wurden, erfüllen die Kriterien für eine gut etablierte Behandlung mit substanziellen Hinweisen auf ihre Wirksamkeit (Evans et al. 2018). Meta-Analysen konnten positive Effekte mit kleinen bis moderaten Effektstärken bezüglich der Reduktion von ADHS-Symptomen belegen (z. B. Charach et al. 2013; Corcoran und Dattalo 2006; Fabiano et al. 2009; van der Oord et al. 2008; Zwi et al. 2011). Allerdings unterscheiden sich die Meta-Analysen hinsichtlich der eingeschlossenen Studien, der untersuchten Stichproben und der errechneten Effektstärken (Fabiano et al. 2015). Daley et al. (2014) fanden in einer Meta-Analyse, die nur randomisierte Kontrollgruppenstudien mit Patienten mit der Diagnose einer ADHS einschloss, geringe, aber signifikante Effekte in der von den Eltern beurteilten ADHS-Symptomatik, aber nicht bei den als möglicherweise verblindet eingeschätzten Erfolgsmaßen, die eine Mischung aus Lehrerurteilen und direkten Verhaltensbeobachtungen waren, wobei Veränderungen der ADHS-Symptomatik in der Schule nicht das primäre Ziel von Elterntrainings sind. Hinsichtlich der Reduktion von komorbiden Symptomen konnten Effekte auf oppositionelles und aggressives Verhalten in mehreren Analysen belegt werden (Charach et al. 2013; Fabiano et al. 2009; Van der Oord et al. 2008; Zwi et al. 2011), auch auf sog. verblindete Beurteilungen (Daley et al. 2014). Moderate Effekte auf emotionale Probleme konnten ebenfalls identifiziert werden (Corcoran und Dattalo 2006). Mehrere Meta-Analysen weisen auch Veränderungen im Erziehungsverhalten der Eltern nach, welche die vermuteten Hauptwirkmechanismen von Elterntrainings darstellen – meist eine Reduktion von übermäßiger Strenge und inkonsequentem sowie eine Zunahme von positivem Erziehungsverhalten (z. B. Charach et al. 2013; Daley et al. 2014). Hanisch et al. (2014) konnten zudem im Rahmen eines Präventionsprogrammes zeigen, dass diese Veränderungen im Erziehungsverhalten der Eltern tatsächlich die Symptomminderungen mediieren.
Wenige Studien liegen zur Wirksamkeit von Elterntrainings bei Adoleszenten mit ADHS vor. Ein Problemlöse- und Kommunikationstraining für Familien mit Jugendlichen mit ADHS erwies sich als ebenso wirkungsvoll wie ein traditionelles Elterntraining (Barkley et al. 2001; Barkley 2004). In einer von Sibley et al. (2014) durchgeführten Meta-Analyse zur Wirksamkeit von Elterntrainings und anderer verhaltenstherapeutischer Interventionen ließen sich geringe bis mittlere Effektstärken für die Verminderung von ADHS-Symptomen und von oppositionellem Verhalten nachweisen. Ein auf die spezifischen Bedürfnisse von Familien mit Jugendlichen mit ADHS abgestimmtes Elterntraining unter Einschluss von motivationaler Gesprächsführung (Sibley 2017) hat sich ebenfalls als erfolgreich erwiesen (Sibley et al. 2016). Im deutschen Sprachraum wurde auf der Basis dieser Trainings das Modul Familienprobleme aus dem Therapieprogramm für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen (SELBST-Familienprobleme; Rademacher und Döpfner 2024) entwickelt. Elterntrainings, die emotionale Kommunikationsfertigkeiten und konsistentes Erziehungsverhalten vermitteln und die Auszeit einsetzen, sind Elterntrainings, die diese Komponenten nicht enthalten, bei der Therapie externale Verhaltensstörungen eher überlegen (Kaminski et al. 2008).
Elterntrainings wurden überwiegend im Gruppenformat evaluiert (Daley et al. 2018), sie haben sich aber auch im Einzelformat als wirkungsvoll erwiesen (Van den Hoofdakker et al. 2007) und auch bei der Durchführung im häuslichen Umfeld (Thompson et al. 2009) oder auf einer Eltern-Kind-Station (Ise et al. 2015a). Außerdem haben sich auch angeleitete Selbsthilfe-Interventionen für Eltern, die über Bücher, Fernsehen oder das Internet durchgeführt wurden, als wirkungsvoll erwiesen (Tarver et al. 2014; Ise et al. 2015b; Kierfeld et al. 2013; Hautmann et al. 2018b; Dose et al. 2017; Döpfner et al. 2021).
Differenzielle Effekte von Merkmalen der Eltern oder der Patienten auf den Behandlungserfolg sind bislang wenig untersucht. Es gibt Studien, die einen geringeren Effekt von Elterntrainings bei Eltern mit einer eigenen ADHS-Symptomatik belegen (Sonuga-Barke et al. 2002), aber auch Studien, die diesen Effekt nicht nachweisen konnten (Hautmann et al. 2018). Andere Studien haben einen negativen Einfluss komorbider Störungen der Patienten auf den Behandlungserfolg gefunden (van den Hoofdakker et al. 2010), während andere Studien bei komorbider Angstsymptomatik der Patienten (Owens et al. 2003) und – in einer Präventionsstudie – bei stärkerer ADHS-Symptomatik höhere Effekte fanden.
Die Stabilität der Effekte von Elterntrainings (teilweise in Kombination mit anderen verhaltenstherapeutischen Interventionen über den Zeitraum von mehreren Monaten bis zu mehreren Jahren) wurde in der Mehrzahl der Studien belegt (Molina et al. 2009; Döpfner et al. 2015b, 2016; Sibley et al. 2016), wobei Meta-Analysen auch eine gewisse Verminderung der Therapieeffekte über die Zeit belegen (Lee et al. 2012).
Intervention im Kindergarten und in der Schule
Die Hauptkomponenten von Interventionen im Kindergarten und in der Schule sind weitgehend vergleichbar mit den Komponenten von Elterntrainings, wobei zusätzlich zu den Interventionen, die auf das einzelne Kind zielen, auch Interventionen auf Klassen- oder Schulebene (z. B. Sitzordnung, Regeln für die gesamte Klasse oder Schule) erfolgen können. Mehrere Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen belegen die Wirksamkeit von Interventionen im Klassenzimmer (DuPaul et al. 2012). Die Mehrzahl der Studien können Effekte sowohl auf das Verhalten im Klassenzimmer als auch die soziale Anpassung belegen, während Effekte auf die schulischen Leistungen weniger eindeutig sind. Viele Studien verwenden Einzelfallanalysen und Eigenkontrollgruppen-Designs und wenige wenden randomisierte Kontrollgruppenstudien an. DuPaul et al. (2012) fanden in ihrer Meta-Analyse insgesamt signifikante Effekte auf das Verhalten der Schüler für diese Interventionen, wobei die Kontrollgruppenstudien keine Effekte belegen konnten. Plück und Mitarbeiter (2015) konnten für Interventionen im Kindergarten (Erziehertrainings) Effekte auf das externale Problemverhalten (einschließlich ADHS-Symptomen) im Kindergarten nachweisen. Mikami et al. (2012) belegen Effekte von Interventionen zur Verbesserung der Integration der Kinder mit ADHS in der Schulklasse. Häufig wurden schulbasierte Interventionen auch im Rahmen von multimodalen kognitiv-behavioralen Interventionen eingesetzt, die patienten-, eltern- und schulzentrierte Verfahren kombinieren.

Patientenzentrierte kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen

Die aktuellen Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018) empfehlen patientenzentrierte kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen nur sehr zurückhaltend als Ergänzung zu den familien- und umfeldzentrierten Verfahren, weil die Evidenzbasis dieser Methoden noch relativ gering ist. Die Wirksamkeit von klassischen Konzentrations- und Selbstinstruktionstrainings konnte in internationalen Studien nicht überzeugend nachgewiesen werden (Pelham und Fabiano 2008). Computergestützte neuropsychologische Trainings zur Verbesserung einzelner neuropsychologscher Fähigkeiten, wie z. B. Kurzzeitgedächtnis, können zwar die entsprechende neuropsychologische Funktion verbessern, sie haben sich jedoch zur Verminderung von ADHS-Symptomen im Alltag nicht bewährt (Cortese et al. 2015). Im Vorschulalter empfehlen die aktuellen Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018) kindzentrierte Interventionen zur Verbesserung von Spiel- und Beschäftigungsintensität und -ausdauer oder zur Einübung von Handlungsabläufen im Alltag als ergänzende Maßnahme. Sie werden jedoch als in der Regel nicht alleine ausreichend eingeschätzt. Ein evidenzbasierter Ansatz ist das Spieltraining im Rahmen des Therapieprogrammes THOP (Döpfner et al. 2019).
Insgesamt wurden erst in den letzten Jahren Untersuchungen zur Wirksamkeit von Selbstmanagementmethoden durchgeführt. So belegen neuere Studien die Wirksamkeit von Trainings zur Verbesserung von Organisationsfertigkeiten (Übersicht: Chan et al. 2016) bei Kindern (Abikoff et al. 2013) und bei Jugendlichen mit ADHS – teilweise in Verbindung mit umfassenderen Interventionen (z. B. Langberg et al. 2012, 2016). So konnten Abikoff et al. (2013) die Wirksamkeit eines Trainings (20 Sitzungen) belegen, in dem die Kinder Strategien und Hilfsmittel zur Organisation von Schulmaterialien und zur Planung von schulischen Aufgaben einübten (siehe auch Braun und Döpfner 2023).
In mehreren Studien wurde die Wirksamkeit von sozialen Kompetenztrainings untersucht, die darauf abzielen, die sozialen Probleme zu verbessern, welche häufig als Folge der ADHS-Problematik entstehen. Die Effekte von Interventionen auf das Sozialverhalten der Kinder wurden in Studien belegt, welche diese Interventionen in Summer-camp-Programmen mit umfassenden Verstärkersystemen integrierten, wie Meta-Analysen zeigen (Pelham und Fabiano 2008; Evans et al. 2018) oder mit Unterstützung von Eltern einsetzten (Mikami et al. 2012).

Kombinierte kognitiv-behaviorale Interventionen und Kombination mit Pharmakotherapie

Aufgrund der vielfältigen Lebens- und Funktionsbereiche, die bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS beeinträchtigt sind, verwundert es nicht, dass mit einem isolierten Behandlungsansatz häufig nicht die gewünschten Effekte erzielt werden können, sondern dass für die Behandlung oft mehrere Therapieformen miteinander kombiniert werden müssen. So lassen sich patienten-, familien- sowie kindergarten- und schulzentrierte kognitiv-behaviorale Interventionen miteinander kombinieren (multimodale Verhaltenstherapie) und diese Verfahren lassen sich zudem mit Pharmakotherapie verbinden (multimodale Therapie). Die aktuellen deutschen Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018) und auch europäische Leitlinien (Taylor et al. 2004) empfehlen generell eine multimodale Verhaltenstherapie (zumindest Psychoedukation und familien- und umfeldzentrierte Interventionen, gegebenenfalls ergänzt durch patientenzentrierte Interventionen) als auch die Kombination mit Pharmakotherapie (zumindest Psychoedukation plus Pharmakotherapie, gegebenenfalls ergänzt durch familien- und umfeld- und patientenzentrierte kognitiv-behaviorale Interventionen). Bei der Kombination von Verhaltens- und Pharmakotherapie wird eine stufenweise Therapie empfohlen, bei der zunächst die Wirksamkeit einer Behandlungsform überprüft (z. B. Pharmakotherapie) wird und in Abhängigkeit davon entweder zur zweiten Therapieform gewechselt (z. B. bei fehlender Wirksamkeit der Pharmakotherapie) oder diese ergänzend durchgeführt wird (z. B. bei Teileffekten von Pharmakotherapie). Mitunter kann jedoch auch von Anfang an eine parallele Durchführung von Pharmako- und Verhaltenstherapie sinnvoll sein.
In einigen Studien zur Wirksamkeit von multimodaler Therapie wurden über die medikamentöse Therapie hinaus zusätzliche Effekte von Elterntrainings oder multimodaler Verhaltenstherapie nachgewiesen (Pelham et al. 2016; Swanson et al. 2001; Van den Hoofdakker et al., 2007; Döpfner et al. 2004), jedoch nicht in allen Studien (Van der Oord et al. 2008). Diese divergenten Befunde können zumindest teilweise von der Abfolge von Behandlungsschritten und der Art der durchgeführten Pharmakotherapie beeinflusst worden sein. In Studien ohne zusätzliche Behandlungseffekte wurde die Pharmakotherapie in optimaler Dosierung vor oder zeitgleich mit Verhaltenstherapie durchgeführt, wodurch – aufgrund hoher Normalisierungsraten durch Pharmakotherapie – nur noch wenig Raum für zusätzliche Behandlungseffekte durch Verhaltenstherapie bestand. Demgegenüber wurden additive Effekte von Elterntrainings (und anderer verhaltenstherapeutischer Interventionen) in Studien belegt, die keine medikamentöse Dosisoptimierung durchführten, wie in der klinischen Praxis üblich (Van den Hoofdakker et al. 2007) oder die im Rahmen von sequenziellen Behandlungskonzepten nur dann Verhaltenstherapie einführten, wenn die Medikation keine optimalen Erfolge erbrachte (Pelham et al. 2016).
In der bislang größten Studie, der MTA-Study, in der über 14 Monate hinweg multimodale Verhaltenstherapie (familien-, schul-, und patientenzentriert) mit Pharmakotherapie (Methylphenidat) und der Kombination mit beiden Behandlungen durchgeführt und diese mit der alltagsüblichen Therapie (68 % davon mit Pharmakotherapie) verglichen wurden, zeigte sich die Kombinationstherapie mit einem kombinierten Maß der ADHS- und oppositionellen Symptomatik im Eltern- und im Lehrerurteil mit einer Normalisierungsrate von 68 % der Pharmakotherapie (Normalisierungsrate 56 %) und der multimodalen Verhaltenstherapie (Normalisierungsrate 34 %) als überlegen. Letztere war ähnlich effektiv wie die alltagsübliche Therapie (68 % davon mit Pharmakotherapie) (Swanson et al. 2001). Beim psychosozialen Funktionsniveau zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Behandlungsbedingungen und der Behandlungszufriedenheit der Eltern. Die von den Eltern wahrgenommene Verbesserung der Probleme, die zur Vorstellung des Patienten geführt hatten, waren bei multimodaler Verhaltenstherapie höher als bei Pharmakotherapie. Die Ergebnisse der 36-Monate-Nachuntersuchung und auch der nachfolgenden Katamnesestudien (Molina et al. 2009) zeigen generell eine Stabilisierung der Therapieeffekte, wobei die bei der Prüfung der Kurzzeiteffekte gefundenen Unterschiede zwischen den Gruppen zunehmend verschwinden. Die zum Nachuntersuchungszeitpunkt noch pharmakologisch behandelten Kinder unterscheiden sich auch nicht mehr von den zu diesem Zeitpunkt nicht pharmakologisch Behandelten.
Die Langzeitverläufe nach adaptiver multimodaler Therapie aus der Kölner Adaptiven Mulitmodalen Therapiestudie (KAMT; Döpfner et al. 2004) zeigen ebenfalls 1,5 Jahre nach Therapieende (Döpfner et al. 2015a) eine weitgehende Stabilisierung der Therapieeffekte im Eltern- und im Lehrerurteil sowohl bei Kindern, die pharmakologisch weiterbehandelt wurden, als auch bei Kindern, die ausschließlich Verhaltenstherapie erhalten hatten. In einer weiteren Nachuntersuchung, 8 Jahre nach Behandlungsende, zeichnete sich sowohl hinsichtlich der weiteren Verminderung der Verhaltensauffälligkeiten als auch hinsichtlich globaler Maße der schulischen und der beruflichen Karriere und der Delinquenzrate ein überwiegend positives Bild ab.
Ein weiteres multimodales Verhaltenstherapie-Programm ist das Challenging Horizons Program, das schulbasierte Interventionen für Kinder und Jugendliche der weiterführenden Schulen mit patienten- und elternzentrierten Interventionen verbindet und in verschiedenen Anwendungsformen in mehreren Studien untersucht wurde (z. B. Evans et al. 2011, 2016). Über alle Studien hinweg konnten bedeutsame Verbesserungen auf dem sozialen, schulischen und familiären Funktionsniveau nachgewiesen werden. Die meisten der bislang diskutierten Studien wurden mehrheitlich mit Patienten vom kombinierten Erscheinungsbild der ADHS untersucht. In zwei Studien belegen Pfiffner und Mitarbeiter (2007, 2014) die Wirksamkeit kombinierter eltern-, lehrer- und patientenzentrierter Interventionen bei der Verminderung von Unaufmerksamkeit und der Verbesserung organisatorischer und sozialer Fertigkeiten. Diese Kombinationsbehandlung war auch einem isoliert durchgeführten Elterntraining überlegen, womit die Notwendigkeit multimodaler Verhaltenstherapie belegt wird.
Im deutschen Sprachraum liegen mehrere Therapieprogramme zu familienzentrierten Interventionen (Elterntrainings) und zu kindergarten-/schulzentrierten Interventionen (Erzieher-/Lehrertrainings) vor. Nach den Kriterien der deutschen Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018) werden danach – neben dem für die universelle Prävention entwickelten Elterntraining Triple P (Sanders et al. 2006) – das für Vorschulkinder entwickelte Präventionsprogramm für Expansives Problemverhalten (PEP) und das für Vorschul- und Schulkinder entwickelte Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten (THOP; Döpfner et al. 2019), für das auch ein Manual zur Anwendung in Elterngruppen vorliegt. Beide Therapieprogramme kombinieren familien- und umfeldzentrierte verhaltenstherapeutische Interventionen und integrieren auch kindzentrierte Therapieansätze. Beide Therapieprogramme sind auch für Kinder mit oppositionellem Verhalten (auch ohne ADHS-Symptomatik) konzipiert. Für das Präventionsprogramm PEP liegen sowohl für das Elterntraining als auch das Erziehertraining umfangreiche Studien vor, welche die kurzfristigen und die langfristigen Effekte auf das Erziehungsverhalten und die expansive Symptomatik (einschließlich der ADHS-Symptomatik) und das psychosoziale Funktionsniveau der Kinder sowohl in der der Kombination beider Trainings (Hanisch et al. 2010; Eichelberger et al. 2016) als auch bei getrennter Durchführung der Trainings in der Routineversorgung belegen (z. B. Hautmann et al. 2008, 2009; Plück et al. 2015).
Das Therapieprogramm THOP wurde im deutschen Sprachraum in mehreren Studien auch von unabhängigen Forschergruppen intensiv untersucht. Die Ergebnisse fassen Döpfner und Mitarbeiter (2019) zusammen. Danach konnten im Rahmen eine Studie zur adaptiven multimodalen Therapie von Kindern mit hyperkinetischen Störungen im Verlaufe der verhaltenstherapeutischen Interventionen nach dem Therapieprogramm THOP Verhaltensauffälligkeiten in der Familie und in der Schule deutlich reduziert werden. 50–60 % der Kinder, die ausschließlich mit dem Therapieprogramm THOP behandelt wurden und bei denen keine medikamentöse Behandlung durchgeführt wurde, zeigten nach dem Urteil der Eltern bei Behandlungsende nur noch geringe Auffälligkeiten. Im Urteil der Lehrer lag diese Normalisierungsrate bei 35–40 %. 28 % der Kinder, die initial mit Verhaltenstherapie behandelt wurden, mussten aufgrund klinischer Kriterien ergänzend mit Stimulanzien behandelt werden. In dieser Gruppe der kombiniert behandelten Kinder zeigten sich noch deutlich stärkere Effekte (Döpfner et al. 2004). Diese Effekte stabilisieren sich weitgehend in den folgenden Jahren (Döpfner et al. 2015b). Auch bei Kindern mit ADHS, deren Müttern ebenfalls an ADHS leiden, lassen sich im Verlauf von THOP deutliche Verminderungen der ADHS-Symptome nachweisen, wie eine multizentrische Studie zeigt (Jans et al. 2015; Hautmann et al. 2018a).
Die Wirksamkeit von Eltern-Selbsthilfe-Interventionen mit dem auf der Basis von THOP entwickelten Elternbuch „Wackelpeter & Trotzkopf“ (Döpfner und Schürmann 2023) und den daraus weiterentwickelten Eltern-Selbsthilfe-Programmen (Döpfner et al. 2021a, b) wurde in mehreren Studien untersucht. Dabei konnten stabile Effekte in randomisierten Kontrollgruppenstudien mit Vorschulkindern bestätigt werden (Kierfeld et al. 2013; Ise et al. 2015). Auch bei Kindern, die pharmakologisch behandelt wurden und weiterhin deutliche psychosoziale Funktionsbeeinträchtigungen aufwiesen, konnten zusätzliche Effekte durch eine telefongestützte angeleitete Selbsthilfe nachgewiesen werden (Dose et al. 2017). Im Vergleich zu angeleiteter Eltern-Selbsthilfe auf der Basis eines humanistisch-nondirektiven Ansatzes zeigte sich das behaviorale Eltern-Selbsthilfeprogramm tendenziell überlegen, wobei diese Vorteile in der Nachuntersuchung verschwanden (Hautmann et al. 2018b). Der Einsatz des behavioralen Eltern-Selbsthilfeprogramms in der Routineversorgung erbrachte stabile Effekte (Döpfner et al. 2021). Mittlerweile sind auch eine Smartphone App (ADHS-Kids; Döpfner 2016) und ein internetbasiertes Elterntraining (ADHS-Elterntrainier; Döpfner und Schürmann 2017) entwickelt worden, deren Wirksamkeit aktuell untersucht wird (Döpfner et al. 2020a, b).
Für die Arbeit mit Familien mit Jugendlichen, die an ADHS leiden, kann das Modul Familienprobleme aus dem Therapieprogramm für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen (SELBST-Familienprobleme; Rademacher und Döpfner 2024) eingesetzt werden, das auf international evaluierten Therapieprogrammen basiert, dessen Wirksamkeit im deutschen Sprachraum allerdings aber erst in Ansätzen evaluiert ist (Rademacher et al. 2017). Das modular aufgebaute schulbasierte Coaching bei Kindern mit expansivem Problemverhalten (SCEP, Hanisch et al. 2018) umfasst eine Gruppen-Schulung und ein Einzelcoaching von Lehrpersonal mit dem Ziel, expansives Problemverhalten (einschließlich ADHS-Symptomen) von Schülern zu vermindern. Eine Eigen-Kontrollgruppenstudie belegt die Wirksamkeit bei der Verminderung von Unaufmerksamkeit und oppositionellem Verhalten im Unterricht (Hanisch et al. 2020).
Von den im deutschen Sprachraum vorliegenden Therapieprogrammen mit primär patientenzentrierten Interventionen kann nach den Kriterien der deutschen Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018) keinem Programm eine gute empirische Evidenz bescheinigt werden. Drei Therapieprogramme erreichen eine moderate empirische Evidenz, d. h. es liegt mindestens eine in einer Zeitschrift mit Peer-review-System publizierten kontrollierten Studie (z. B. nicht randomisierte Kontrollgruppenstudie, Eigenkontrollgruppenstudie) mit signifikanten Effekten bezüglich ADHS-Symptomen vor. Danach werden dem Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern (Lauth und Schlottke 2009), dem Lerntraining LeJA für Jugendliche (Linderkamp et al. 2011) und dem Modul Leistungsprobleme (SELBST-Leistungsprobleme; Walter und Döpfner 2009) aus dem Therapieprogramm für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen eine moderate Evidenz bescheinigt. Das Training zur Steigerung von Organisationsfähigkeit, Konzentration und Impulskontrolle bei Kindern mit ADHS (THOKI) wurde auf der Grundlage der angloamerikanischen Trainings zur Verbesserung der Organisationsfähigkeit (z. B. Abikoff et al. 2013) entwickelt.

Pharmakotherapie

Die Pharmakotherapie ist wesentlicher Behandlungsbaustein eines multimodalen therapeutischen Gesamtkonzeptes. Die Indikationsstellung zur medikamentösen Behandlung ist – ebenso wie die Entscheidung über Zeitpunkt, Dauer und Dosis – in jedem Einzelfall sorgfältig zu treffen. Dabei sollten das Alter des Patienten, der Schweregrad der Symptomatik und die daraus resultierende Schwere der Beeinträchtigung in verschiedenen Lebensbereichen, die Präferenzen des Patienten und seiner Familie sowie die Wirksamkeit von im Vorfeld bereits eingeleiteten psychosozialen Interventionen berücksichtigt werden.
Eine primär medikamentöse Therapie ist ab dem Schulalter indiziert, wenn eine stark ausgeprägte und situationsübergreifende ADHS-Symptomatik besteht, die zu einer erheblichen funktionellen Beeinträchtigung führt (Banaschewski et al. 2017). Bei moderater Schwere der Symptomatik ist primär entweder eine nichtmedikamentöse oder eine medikamentöse Therapie möglich. Im Vorschulalter sollten dagegen pharmakotherapeutische Interventionen aufgrund der unzureichend vorhandenen Evidenz nur mit besonderer Vorsicht und nach Ausschöpfung nichtmedikamentöser Therapieoptionen erwogen werden.
Wenn eine medikamentöse Behandlung indiziert ist, können Stimulanzien (Methylphenidat, Amfetamin und Lisdexamfetamin) als Therapie der 1. Wahl und Atomoxetin und Guanfacin, als mögliche weitere Optionen zur Behandlung der ADHS ohne begleitende komorbide Störungen oder bei komorbiden Störungen des Sozialverhaltens in Betracht gezogen werden.

Stimulanzien

Der zentrale Wirkmechanismus der Stimulanzien besteht darin, dass sie die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin in die Präsynapse durch eine – nach Absetzen reversible – Blockade der Dopamintransporter hemmen und so als dopaminerge Agonisten wirken. Amfetamine erhöhen zudem auch die Freisetzung von Monoaminen in den synaptischen Spalt. D-Methylphenidat ist das pharmakologisch wirkungsvollere Enantiomer, das im Tiermodell im Gegensatz zu l-Methylphenidat spezifisch an den Dopamintransporter bindet. Dagegen ist der Beitrag von l-Methylphenidat zur Wirksamkeit noch unklar. Die therapeutische Wirkung von LDX beruht auf der Wirkung des nach enzymatischer Spaltung im Zytosol der Erythrozyten freigesetzten d-AMF.
Systematische Meta-Analysen und Übersichtsarbeiten belegen die Wirksamkeit von Methylphenidat und Dexamfetamin auf die Reduktion der Kernsymptome bei Kindern und Jugendlichen mit mittleren bis großen Effektstärken zumeist im Bereich zwischen 0,8–1 (King et al. 2006; Cortese et al. 2018). Die stärksten Effekte betreffen die Aufmerksamkeit, Ablenkbarkeit, Impulsivität, motorische Hyperaktivität und das Sozialverhalten im Klassenzimmer, in der Interaktion mit den Eltern und mit Gleichaltrigen. Die Wirksamkeit (hohe Effektstärke hinsichtlich der Reduktion der ADHS-Symptomatik) und Verträglichkeit von Lisdexamfetamin (LDX) in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit ADHS wurde in drei europäischen, multizentrischen, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studien im Parallelgruppen-Design belegt (Stuhec et al. 2015). Schwedische Registerstudien legen nahe, dass die medikamentöse Behandlung der ADHS (insbesondere mit Stimulanzien) die Risiken für delinquentes Verhaltens (Lichtenstein et al. 2012), Substanzmissbrauch (Chang et al. 2014) und suizidales Verhalten (Ljung et al. 2014) und Unfälle (Man et al. 2015) signifikant und bedeutsam reduziert. Weitere Studien zeigen ebenfalls eine Reduktion funktioneller Beeinträchtigungen und eine Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.
Die Wirksamkeit medikamentöser Therapie mit Stimulanzien und verhaltenstherapeutischer Behandlung wurde im Rahmen der „Multimodal Treatment Study of Children with ADHD“ verglichen. In dieser Studie wurden insgesamt 579 Kinder mit ADHS im Alter zwischen sieben und 9,9 Jahren über 14 Monate mit einer sorgfältig überwachten medikamentösen Therapie mit monatlichen ca. halbstündlichen Visiten und intensiver Psychoedukation, intensiven verhaltenstherapeutischen Interventionen, einer Kombination beider Behandlungen oder mit Routinevorgehen in Praxen behandelt. Die Ergebnisse nach 14 Monaten zeigten, dass alle Behandlungsmaßnahmen die Kernsymptomatik reduzieren können, intensive verhaltenstherapeutische Interventionen und die normale Grundversorgung jedoch insgesamt einer sorgfältig überwachten und engmaschig geführten medikamentösen Therapie unterlegen sind (MTA-Cooperative-Group 1999). Die kombinierte Therapie hatte im Vergleich zu medikamentöser Therapie keine wesentliche zusätzliche Wirksamkeit auf die Kernsymptomatik. Allerdings besserten die verhaltenstherapeutischen Maßnahmen aggressive Verhaltensauffälligkeiten, soziale Kompetenzen und Eltern-Kind-Beziehungen ebenso wirkungsvoll wie die medikamentöse Therapie. Auch zeigten sich diesbezüglich unter Kombinationsbehandlung leichte Vorteile (MTA-Cooperative-Group 1999). Insbesondere Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status scheinen gemäß den MTA-Ergebnissen von der kombinierten Behandlung zu profitieren, während sich bei Familien mit höherem sozioökonomischem Status kein Unterschied zwischen sorgfältiger medikamentöser Behandlung und Kombinationstherapie ergab (Rieppi et al. 2002).
Häufigere unerwünschte Wirkungen sind Appetitminderung, Gewichtsverlust, Einschlafstörungen, Bauch- und Kopfschmerzen, und leicht ausgeprägte Puls-/Blutdrucksteigerungen. Gelegentlich kommt es zu dysphorischen Verstimmungen, Ängstlichkeit, Irritabilität, Benommenheit, dem Auftreten von Tics und Gewichtsverlust. Unerwünschte Wirkungen sind bei den meisten behandelten Patienten mit ADHS gering bis mäßig ausgeprägt, treten dosisabhängig und – in der Regel – eher vorübergehend bei Therapiebeginn auf (Cortese et al. 2013). Meta-analytische Befunde zeigen, dass bei Kindern und Jugendlichen die Häufigkeit von Appetitminderung unter MPH-Behandlung um etwa 30 % ansteigt. Eine ausgeprägte Appetitminderung ist bei etwa 10 % der Behandelten zu erwarten. Mehrere Studien legen nahe, dass das Größenwachstum unter der Behandlung beeinflusst werden kann (Graham und Coghill 2008). Analysen der Wachstums- und Gewichtsverläufe im Rahmen der MTA-Studie ergaben, dass Kinder, die über drei Jahre hinweg konstant medikamentös behandelt wurden, im Vergleich zu Kindern, die erst nach 14 Monaten medikamentös behandelt wurden, sowie zu Patienten, die nicht oder nicht durchgehend behandelt wurden, im Verlauf der Stimulanzientherapie eine Wachstumsminderung und eine Verzögerung der Gewichtszunahme aufwiesen. Nach 36 Monaten zeigte sich eine durchschnittliche Längenminderung um 2 cm und ein Gewichtsunterschied von 2,7 kg. Nach gegenwärtigem Wissensstand ist davon auszugehen, dass die Rate schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse (plötzlicher kardial bedingter Todesfälle, Myokardinfarkt, Schlaganfall) unter medikamentöser Therapie mit Stimulanzien nicht erhöht ist (Cooper et al. 2011). Während sich bestehende Tic-Störungen unter Behandlung mit Stimulanzien bei den meisten Patienten nicht verschlechtern, können bei einigen Betroffenen Tics exazerbieren. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass Stimulanzien die zentralnervöse Krampfschwelle herabsetzen. Die gegenwärtige Befundlage zeigt, dass eine Therapie mit Stimulanzien die ADHS-Symptomatik bei koexistenter Substanzmissbrauchsstörung verbessert. Es gibt bislang keine Evidenz dafür, dass eine Behandlung der ADHS mit Stimulanzien das Risiko für subsequenten Substanzmissbrauch erhöht (Humphreys et al. 2013; Chang et al. 2014).
Vor der Therapie sind generell anhand von Eigenanamnese, Familienanamnese und körperlicher Untersuchung, einschließlich Blutdruck- und Pulsmessung, kardiovaskuläre Ereignisse zu erfassen und gegebenenfalls weitergehende Untersuchungen durchzuführen.
Die Dosierung der Stimulanzien ist individuell durch einschleichende Aufdosierung über zwei bis drei Wochen zu bestimmen. Die Anfangsdosis im Schulalter liegt zumeist bei 5 mg Methylphenidat morgens und mittags bzw. 2,5 mg Dexamphetamin morgens und mittags. Ist bei ausreichender Dosierung über einen Zeitraum von sechs Wochen keine hinreichend positive Wirkung zu beobachten, so sind Diagnose, Qualität der Wirksamkeitskontrolle, Dosierung und Compliance zu prüfen. Etwa 70 % der Kinder sprechen jeweils auf Dexamphetamin oder Methylphenidat an. Bei etwa 85 % der Betroffenen wirkt eine der beiden Substanzen (Elia et al. 1991). Für die klinische Praxis bedeutet dies, dass die Umstellung auf ein zweites Stimulanz versucht werden sollte, wenn die Behandlung mit dem ersten Stimulanz nicht ausreichend wirksam ist.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen von Puls und Blutdruck sowie des Längenwachstums und der Gewichtszunahme anhand von Perzentilenkurven sind notwendig. Nimmt ein Kind mit ADHS unter Stimulanzienmedikation nicht adäquat zu oder verlangsamt sich das Größenwachstum im klinisch relevanten Bereich, sind Therapiepausen zu erwägen oder eine medikamentöse Umstellung zu empfehlen. Die Dauer der medikamentösen Behandlung bestimmt sich individuell. Therapiepausen an Feiertagen, Wochenenden oder in Ferienzeiten können unter bestimmten Bedingungen angezeigt sein (z. B. wenn sich die Symptomatik hauptsächlich im schulischen Bereich zeigt, eine reduzierte Gewichtszunahme oder ein reduziertes Längenwachstum besteht). Im Rahmen der längerfristigen Behandlung soll das Fortbestehen der Indikation überprüft werden und bei längerer Symptomfreiheit sollten Auslassversuche unternommen werden. Persistiert die ADHS-Symptomatik in klinisch bedeutsamem Schweregrad, so kann allerdings auch eine mehrjährige kontinuierliche Medikation bis in das Erwachsenenalter hinein indiziert sein. Einige Studien legen nahe, dass unter langwirksamen Substanzen mit retardierter Freisetzung eine bessere Compliance zu erreichen ist. Die Auswahlmöglichkeit unter Präparaten mit unterschiedlichen Tageswirkungs-Profilen erleichtert es, die medikamentöse Therapie an die Bedürfnisse und Präferenzen des Patienten anzupassen.
Die Datenlage hinsichtlich Wirksamkeit und Unbedenklichkeit im Vorschulalter ist limitiert. Insgesamt zeigen die Studienergebnisse, dass Stimulanzien auch im Alter von drei bis sechs Jahren wirkungsvoll sind, allerdings die durchschnittlichen Effektstärken (0,4–0,8) auf die Kernsymptomatik bei Vorschulkindern geringer sind und Nebenwirkungen gehäuft auftreten und durchschnittlich stärker ausgeprägt sind als bei Schulkindern. Dies gilt insbesondere dann, wenn zugleich Entwicklungsverzögerungen oder komorbide Störungen vorliegen. Daher ist insbesondere in dieser Altersgruppe eine engmaschige Kontrolle des Körperwachstums notwendig. Auch sollte vorsichtiger als bei Schulkindern dosiert werden. Evidenzbasierte psychotherapeutische Behandlungsansätze (wie ein strukturiertes Elterntraining) sollten zunächst Vorrang haben. Für Kinder unter vier Jahren ist eine medikamentöse Behandlung mit Stimulanzien nicht zu empfehlen.

Atomoxetin

Weitere zur Behandlung der ADHS zugelassene Substanzen sind der Noradrenalin- Wiederaufnahmehemmer Atomoxetin (ATX; Strattera®) und der Alpha-2A-Agonist Guanfacin (Intuniv®). Atomoxetin hemmt den präsynaptischen Noradrenalin-Transporter und erhöht dadurch die Konzentration von Noradrenalin im synaptischen Spalt. Als selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer beeinflusst er indirekt die Dopamin-Aktivität im präfrontalen Kortex, nicht aber im Striatum und Nucleus accumbens. ATX wird primär über das CYP2D6-Isoenzym verstoffwechselt, sodass bei Patienten mit langsamer CYP2D6-Verstoffwechselung oder gleichzeitiger Anwendung von CYP2D6-Inhibitoren wie Fluoxetin oder Paroxetin die Dosierung adaptiert werden muss. Der Einsatz von ATX ist bei Erwachsenen im Rahmen eines differenzierten Behandlungsplanes zugelassen, wenn MPH nicht ausreichend wirksam oder nicht verträglich ist. Die Wirksamkeit von ATX zur Behandlung der ADHS-Kernsymptomatik bei Kindern und Jugendlichen wurde – mit moderaten Effektstärken zwischen 0,5–0,7 – in mehreren randomisierten, Placebo-kontrollierten Studien durchgängig gezeigt [(Schwartz und Correll 2014). Unerwünschte Wirkungen unter Atomoxetin umfassen Kopfschmerzen, abdominelle Schmerzen, Appetitminderung, Gewichtsverlust, Schlafstörungen, Dysphorie, Obstipation, Sedierung, Schwindel, Übelkeit, Mundtrockenheit, Erhöhung der Herzfrequenz sowie Anstiege des systolischen und des diastolischen Blutdrucks, wobei Ausmaß und Häufigkeit dieser unerwünschten Wirkungen dosisabhängig sind und diese häufig nur temporär auftreten. Bei jugendlichen und erwachsenen Männern muss mit dem Auftreten einer erektilen Dysfunktion bei 8 % der Patienten gerechnet werden. Für Einzelfälle wurden Leberschädigungen, einschließlich akutem Leberversagen, beobachtet, die sich mit Anstieg von Leberenzymwerten und Bilirubin sowie Ikterus manifestierten. Krampfanfälle sind ein weiteres potenzielles Risiko. In doppelblinden klinischen Studien traten sehr selten suizidale Verhaltensweisen auf. Patienten mit langsamer CYP2D6-Verstoffwechselung (7 % der Kaukasier) weisen bei identischer Dosierung höhere Atomoxetin-Spiegel auf und haben entsprechend ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von unerwünschten Wirkungen.

Guanfacin retard

Guanfacin ist ein Agonist der alpha-2-adrenergen Rezeptoren, die die noradrenerge Signalübertragung im präfrontalen Kortex und in den Basalganglien modulieren. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass die Substanz die dendritische Plastizität im präfrontalen Kortex beeinflusst. Guanfacin wird über CYP3A4/5 verstoffwechselt. In Deutschland wurde für Guanfacin retard eine Zulassung zur Behandlung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6–17 Jahren erteilt, für die eine Behandlung mit Stimulanzien nicht in Frage kommt oder unverträglich ist oder sich als nicht wirksam erwiesen hat. Die Wirksamkeit (mit moderater Effektstärke) und Verträglichkeit von Guanfacin in der Behandlung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen wurde in einer Meta-Analyse von Ruggiero et al. (2014) basierend auf sieben RCTs und einer Gesamtpopulation von 1752 Kindern und Jugendlichen belegt. Beim Einsatz von Guanfacin retard, müssen therapeutische Vorteile (z. B. stabile 24-Stunden-Wirkung bei Einmalgabe) mit Risiken im Sinne höherer Raten von Nebenwirkungen, insbesondere aus dem sog. Müdigkeitscluster (SSF = Somnolence, Sedation, Fatigue), abgewogen werden. Zudem muss, insbesondere in der Anfangszeit der Behandlung, auf orthostatische Dysregulationen, Bradykardie und auf Blutdrucksenkungen geachtet werden. Vorteile von Guanfacin gegenüber den Stimulanzien ergeben sich hinsichtlich des Einflusses auf den Appetit, der nicht vermindert ist, und hinsichtlich des Körperwachstums, das unter Guanfacin nicht verlangsamt wird (Hirota et al. 2014). Die Wirkung setzt mit zwei bis drei Wochen Verzögerung ein. Das Absetzen von Guanfacin sollte ausschleichend erfolgen, um einen reaktiven Blutdruck- und Herzfrequenzanstieg zu vermeiden.

Medikamentöse Behandlung der ADHS mit komorbiden Störungen

Patienten mit ADHS und begleitenden Störungen des Sozialverhaltens sprechen hinsichtlich ihrer ADHS-Symptomatik ähnlich gut auf eine Stimulanzienbehandlung an, wie ADHS-Patienten ohne Störungen des Sozialverhaltens. Eine Meta-Analyse von 28 Studien zeigt, dass Stimulanzien auch auf die aggressive Symptomatik von ADHS-Patienten mit Störung des Sozialverhaltens wirken. Die Effekte auf aggressives Verhalten sind bei Patienten mit isolierter Störung des Sozialverhaltens geringer (Connor et al. 2002).
Während einige Studien zeigten, dass Kinder mit ADHS und komorbiden Angststörungen weniger gut auf Stimulanzien ansprechen und wahrscheinlicher Nebenwirkungen zeigen, wurde dies in umfangreicheren Studien nicht gefunden. Patienten mit ADHS und komorbiden Angstkontrollstörungen scheinen in der Regel ebenso gut auf Stimulanzien anzusprechen wie Patienten ohne begleitende Angststörung. Alternativ können Atomoxetin oder Guanfacin erwogen werden.
Auch bei der Behandlung von Hyperaktivität/Impulsivität im Rahmen von Autismus oder geistiger Behinderung kann MPH zur Behandlung einer koexistierenden ADHS-Symptomatik wirksam sein. Im Gegensatz zur hohen Evidenz für MPH ist die Evidenz für AMF dagegen derzeit gering. Jedoch ist zu berücksichtigen, dass Kinder mit schwerer geistiger Behinderung relativ häufiger mit unerwünschten Wirkungen, z. B. der Exazerbation ritualisierter und stereotyper Verhaltensweisen, reagieren.
Stimulanzien reduzieren die ADHS-Symptomatik auch bei Kindern mit der Kombination von ADHS und Tics wirkungsvoll und führen bei etwa einem Viertel dieser Patienten auch zu einer Abnahme von Tic-Symptomen. Bei einigen Betroffenen (ca. 5–10 %) exazerbieren Tics. Tics können Anlass sein, die Indikation der Stimulanzienmedikation oder die einer Tic-spezifischen Zusatzmedikation (z. B. Tiaprid) zu überprüfen. Bei ADHS plus schwerwiegender Tic-Symptomatik ist ein Versuch mit einem Alternativpräparat (z. B. Atomoxetin oder Guanfacin) zu erwägen (Roessner et al. 2006).
Eine für Substanzmissbrauch positive Anamnese stellt keine absolute Kontraindikation gegen eine Stimulanzientherapie dar. Allerdings sollte bei solchen Patienten die Therapie sehr engmaschig und sorgfältig kontrolliert werden, da speziell Patienten mit ADHS und der häufigen komorbiden Störung des Sozialverhaltens in ihrer Entwicklung ein erhöhtes Risiko für Substanzmissbrauch aufweisen, welches durch Stimulanziengabe nicht erhöht wird. Zum unsachgemäßen Gebrauch von Stimulanzien durch ADHS-Patienten liegen nur in begrenztem Umfang Informationen vor. Die Datenlage zu unterschiedlichen Missbrauchsformen (z. B. zur Steigerung der kognitiven Leistung bei Gesunden, „Neuro-Enhancement“) und zur missbräuchlichen Verbreitung von Stimulanzien ist mager. In ersten Untersuchungen, welche die Prävalenz und die Korrelate der missbräuchlichen Verwaltung und unsachgemäßen Anwendung von Stimulanzien bei jungen Erwachsenen mit ADHS in Nordamerika evaluierten (Wilens et al. 2008), berichteten bis zu 25 % der medikamentös behandelten Probanden mit ADHS, dass sie die verordnete Medikation verkauft oder an Dritte abgegeben hatten. Etwa 25 % der Befragten hatten ihre Dosis ohne entsprechende ärztliche Verordnung erhöht. Zu empfehlen ist, dass Personen mit bekanntem Substanzmissbrauch oder Hochrisikopatienten keine MPH-Formulierungen mit schneller Freisetzung als Arzneimittel der 1. Wahl verordnet werden sollten (Banaschewski et al. 2006).

Alternative Therapieansätze

Neurofeedback

Die aktuellen Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018) empfehlen den Einsatz von Neurofeedback sehr zurückhaltend. Danach kann Neurofeedback nach Standard-Trainingsprotokoll im Rahmen eines umfassenden Behandlungsplanes der ADHS bei Kindern ergänzend eingesetzt werden, wenn dadurch eine andere wirkungsvollere Therapie nicht verzögert oder verhindert wird. Wenn Neurofeedback eingesetzt wird, soll es mittels gut untersuchter Protokolle trainiert werden. Diese umfassen das Feedback der Theta-Beta-Ratio über der frontozentralen Region, des Sensorimotor-Rhythmus (SMR) über dem Motorkortex oder der langsamen kortikalen Potenziale (slow cortical potenzials, SCP) über der Scheitelregion. Zusätzlich sollen Prinzipien der Lerntheorie und Transferübungen zum Übertragen des Erlernten in den Alltag vermittelt werden und es soll ausreichend lange trainiert werden (mindestens 25–30 Sitzungen), wobei regelmäßig mit Kind/Jugendlichem und Eltern gemeinsam überprüft werden soll, ob die Fortsetzung der Behandlung durch Hinweise auf eine beginnende Wirksamkeit gerechtfertigt ist.
Hintergrund dieser Empfehlung sind mehrere Meta-Analysen, nach denen Neurofeedback einen geringen oder keinen Effekt auf die ADHS-Symptomatik hat. Cortese et al. (2016) untersuchten in einem Update der Meta-Analyse von Sonuga-Barke et al. (2013) 17 Studien mit 567 Kindern und Jugendlichen mit ADHS. Sie fanden moderate bis kleine, jedoch signifikante Effekte von Neurofeedback sowohl auf Unaufmerksamkeit, als auch Hyperaktivität/Impulsivität und die ADHS-Gesamtsymptomatik auf der Basis von überwiegend unverblindeten Beurteilungen durch Personen, die mit der Intervention vertraut waren (in der Regel Elternurteil). Wenn in die Analysen nur Studien mit aktiven Kontrollbedingungen oder vorgetäuschtem (Sham-)Feedback als Vergleich eingingen, waren die Effekte lediglich für die Hyperaktivität/Impulsivität knapp signifikant, nicht aber für die übrigen Symptomcluster. Elektrophysiologische Hinweise auf Veränderungen durch Neurofeedback konnten in drei von fünf Studien gefunden werden.

Diäten

Seit vielen Jahren wird untersucht, ob durch Eliminationsdiäten die ADHS-Symptomatik zu beeinflussen ist. Dabei wurden künstlichen Farbstoffe, Konservierungsmittel, Salizylate, Zucker oder auch individuell variierende Nahrungsbestandteile (oligoantigene Diät) systematisch aus der Nahrung eliminiert. Mehrere Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen (Sonuga-Barke et al. 2013; Stevenson et al. 2014) stimmen dahingehend überein, dass in den durchgeführten Studien eher im niedrigen Bereich liegende Effekte gesichert wurden (Döpfner und Steinhausen 2019). Die Studien zur Wirksamkeit der Nahrungsergänzung mit Omega-3/Omega-6-Fettsäuren weisen nach mehreren Meta-Analysen und Übersichtsarbeiten ebenfalls darauf hin, dass keine bis sehr kleine signifikante Effekte auf die ADHS-Symptomatik nachweisbar sind (z. B. Sonuga-Barke et al. 2013; Stevenson et al. 2014). Die aktuellen Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie et al. 2018) empfehlen daher Eliminationsdiäten sehr zurückhaltend, allenfalls für Einzelfälle. Für die Gabe von Omega-3/Omega-6-Fettsäuren als Nahrungsergänzung kann keine Empfehlung nach dem gegenwärtigen Wissenstand ausgesprochen werden.

Fazit

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen können einen erheblichen Leidensdruck bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen sowie ihren Familien auslösen. Enorme Einschränkungen des psychosozialen Funktionsniveaus und ungünstige Langzeitverläufe können die Folge sein. In der Therapie haben sich multimodale kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen mit dem Schwerpunkt auf eltern- und familienzentrierten sowie kindergarten- und schulzentrierten Interventionen und Pharmakotherapie bewährt. Pharmakotherapie sollte vor allem bei stark ausgeprägter Symptomatik schon relativ frühzeitig eingesetzt werden. Bei initialer Verhaltenstherapie sollten Effekte innerhalb einiger Monate erkennbar sein und eine Kombination mit Pharmakotherapie erwogen werden, wenn diese Effekte ausbleiben.
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