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Krim-Kongo-Fieber-Viren

Verfasst von: W. Stöcker
Krim-Kongo-Fieber-Viren
Synonym(e)
Hämorrhagisches-Krim-Kongo-Fieber-Viren
Englischer Begriff
Crimean Congo hemorrhagic fever virus (CCHFV)
Beschreibung des Erregers
Familie: Bunyaviridae; Gattung: Nairovirus; Spezies: Hämorrhagisches-Krim-Kongo-Fieber-Virus. Einzelsträngiges Minusstrang-RNA-Genom, dreisegmentig, behüllt, Durchmesser 80–120 nm.
Erkrankungen
Hämorrhagisches Krim-Kongo-Fieber.
Verbreitung: Ost- und Südosteuropa, Zentralasien, indischer Subkontinent, Afrika, mittlerer Osten.
Vektor: Zecken, vor allem Hyalomma-Arten.
Ansteckung: Auch durch Kontakt mit infektiöser Körperflüssigkeit und Gewebe oder durch Bluttransfusion und Organtransplantation möglich.
Wirte: Nutz- und Wildtiere (Wiederkäuer, Hasen), Mensch. Risikogruppen: In der Landwirtschaft oder in Schlachthöfen tätige Personen, Camper, medizinisches Personal.
Klinik: plötzlich auftretendes hohes Fieber und grippeähnliche Symptomatik, Abdominalgie, Petechien, Hämorrhagien, Hepatitis mit Leberversagen, neuropsychiatrische und kardiovaskuläre Veränderungen, Enzephalitis. Letalität zwischen 2–50 %.
Therapie und Prophylaxe: nur symptomatische Behandlung möglich, in Einzelfällen wirkt die orale oder intravenöse Einnahme von Ribavirin. Bisher gibt es keinen Impfstoff.
Prävention: Schutz vor Zeckenbiss, Bekämpfung der Vektoren, Vermeidung des Kontakts mit infizierten Individuen, strikte Isolation der Patienten.
Analytik
Das Arbeiten mit dem Erreger erfordert ein Laboratorium der biologischen Sicherheitsklasse 4.
Direktnachweis: Virusnachweis aus dem Blut mittels RT-PCR (PCR (Polymerase-Kettenreaktion)) oder Virusanzucht in Zellkultur.
Serologie: Bestimmung spezifischer Antikörper (IgG, IgM) im Serum: indirekter Immunfluoreszenztest (IIFT, Immunfluoreszenz, indirekte), Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA), Hämagglutinationshemmtest. In einem neuentwickelten IIFT werden rekombinante Antigene zur Detektion von Antikörpern gegen das CCHFV-Glykoprotein (GPC) und das CCHFV-Nukleoprotein (N) der Virusmembran eingesetzt.
Untersuchungsmaterial – Probenstabilität
Untersucht werden Blut oder Blutbestandteile, Liquor oder Biopsiematerial. Die Proben sollten bei +4 °C bis +8 °C aufbewahrt und transportiert werden. Direktnachweis: innerhalb von 24 Stunden durchführen. Kulturen: innerhalb von 6 Stunden anlegen.
Serologie: Serum oder Plasma sind für den Nachweis der Antikörper bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Zur vollständigen Diagnostik gehört der Nachweis sowohl von Virusbestandteilen als auch spezifischer Antikörper – in bestimmten Krankheitsphasen lässt sich nur mit einem der beiden diagnostischen Prinzipien das Vorliegen einer spezifischen Infektion beweisen. Die Vermehrung in der Zellkultur und die sich anschließende positive spezifische Immunreaktion ebenso wie eine reaktive PCR beweisen die Anwesenheit der Viren. Im negativen Fall kann die Infektion aber nicht ausgeschlossen werden, insbesondere da der Organismus bereits innerhalb weniger Tage spezifische Antikörper bildet, die das Virus neutralisieren.
Direktnachweis: Während der ersten 5 Krankheitstage möglich. Die Virusanzucht benötigt 4–7 Tage, ist wenig sensitiv und nur in Laboratorien der höchsten Sicherheitsstufe erlaubt.
Serologie: Spezifische Antikörper erscheinen im Serum ab dem 6. Krankheitstag. Die Serumdiagnostik hat auch epidemiologische Bedeutung. Spezifische IgM-Antikörper können 4 Monate lang und spezifische IgG-Antikörper noch 5 Jahre nach Infektion nachweisbar sein. Der Einsatz rekombinanter Proteine als Zielantigene steigert die diagnostische Kompetenz für die Erkennung CCHFV-spezifischer Antikörper.
Differenzialdiagnostik: andere virusbedingte hämorrhagische Fiebererkrankungen (Rift-Valley-Fieber [Rift-Valley-Fieber-Viren], Dengue-Fieber [Dengue-Viren], Lassa-Fieber, Ebola- und Marburg-Fieber), sonstige Infektionen, die mit Hämorrhagie einhergehen können (Rickettsiosen, Leptospirosen, Läuserückfallfieber, Malaria, Meningokokken-Infektionen).
Durch die Verordnung zur Anpassung der Meldepflichten nach dem Infektionsschutzgesetz an die epidemische Lage (IfSG-Meldepflicht-Anpassungsverordnung), die am 01.05.2016 in Kraft getreten ist, wurde die Meldepflicht für Labore nach § 7 Abs. 1 Satz 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) auf den direkten oder indirekten Nachweis von Chikungunya-Viren, Dengue-Viren, West-Nil-Fieberviren, Zika-Viren und sonstige Arboviren ausgedehnt, soweit der Nachweis eine akute Infektion anzeigt. Darüber hinaus können allgemeine nicht erreger- oder krankheitsspezifische Meldepflichten bestehen.
Literatur
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