Grundlagen
Sonnenschutzmittel werden entsprechend ihrem Lichtschutzfaktor (LSF; sun protection factor: SPF) unterteilt. Vereinfachend gesagt drückt der LSF die Verlängerung der Bestrahlungszeit aus, bis ein durch UV induziertes Erythem auftritt. So kann zum Beispiel ein Mensch, der innerhalb von 15 min in der Mittagssonne ein Erythem entwickelt, durch Auftragen einer Sonnencreme mit einem LSF von 15 diese Zeit auf 225 min verlängern. Der Sonnenschutzfaktor wird durch Bestimmung der minimalen Erythemdosis (MED) in ungeschützter und geschützter Haut ermittelt. Der Quotient der Minuten dieser beiden Bestimmungen ergibt den LSF.
In Europa (
COLIPA), den USA und Australien existieren leicht divergierende Standards zur Bestimmung des LSFs. Die Unterschiede sind jedoch so gering, dass der Sonnenschutz gegenüber UVB bei allen Methoden ausreichend gut dargestellt wird. Der Sinn extrem hoher LSF (>60) wird kontrovers diskutiert, sodass man sich allgemein zur Verständlichkeit darauf geeinigt hat, Sonnenschutzmittel in vier Gruppen einzuteilen:
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Niedriger Schutz: LSF 6, 10
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Mittlerer Schutz: LSF 15, 20, 25
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Hoher Schutz: LSF 30, 50
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Sehr hoher Schutz: LSF >50
Die Angaben der Lichtschutzfaktoren auf den Packungen sind auf die vorgegebenen Werte begrenzt.
Für die UVA-Protektion und Schutz gegenüber der Radikalbildung im sichtbaren und infraroten Spektralbereich existieren keine allgemein akzeptierten gültigen Bestimmungsverfahren.
Weltweit werden sowohl In-vitro- als auch In-vivo-Verfahren angewandt. In Europa wurde die DIN 67502 als Standardverfahren eingeführt, das den UVB- und UVA-Schutzfaktor berücksichtigt. Andere Protokolle wurden entwickelt, um die Immunprotektion zu messen (IPF) und den Faktor der Mutationsprotektion zu ermitteln. Diese In-vitro-Testverfahren haben sich allerdings nicht durchgesetzt.
Aufgrund der signifikanten Radikalbildung durch sichtbares Licht und Infrarotstrahlung wird auch hier zunehmend entsprechender Schutz gefordert. Hier existieren noch keine Filtersysteme, die in Analogie zum UV-Bereich, durch Absorption schützen. Lediglich die physikalischen Lichtschutzsubstanzen sind durch die sehr gute streuende Wirkung auch in diesen Bereichen wirksam.
Eine weitere Entwicklung betrifft Lichtschutzmittel, die nicht nur einen hohen SPF haben, sondern zusätzlich noch DNA-Reparaturenzyme enthalten. Diese Reparaturenzyme vermögen Photoprodukte innerhalb der DNA durch den Mechanismus der Photoreaktivierung zu reparieren. Hierdurch kommt es auch zur Prävention der UVB-induzierten, immunsuppressiven Effekte. Auch die Entwicklung von
aktinischen Keratosen kann durch diese Lichtschutzmittel reduziert werden.
Während die große Mehrheit der Dermatologen und Photobiologen den Gebrauch von Sonnenschutzmitteln empfiehlt, existieren auch warnende Stimmen. Diese postulieren, dass die Menschen, im Glauben geschützt zu sein, sich wesentlich länger in der Sonne aufhalten würden und so einen beträchtlichen kumulativen Schaden erleiden. Weiterhin wird vor einem Vitamin-D-Mangel gewarnt, der zu problematischer
Osteoporose führt. Für die These, dass Sonnenschutzmittel selbst das Melanomrisiko erhöhen, gibt es keine evidenzbasierten Studien. Wir empfehlen den Gebrauch von Sonnenschutzmitteln weiterhin.
Inhaltstoffe
Sonnenschutzmittel enthalten sowohl chemische als auch physikalische
Filter (Tab.
9). Chemische Filter absorbieren die energiereiche UV-Strahlung und geben sie als energieärmere, langwellige Strahlung wieder ab.
Tab. 9
Inhaltsstoffe von Sonnenschutzmitteln
Chemische UVB-Filter
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Aminobenzoate (280–320 nm) | P-Aminobenzoesäure (PABA Amyldimethyl PABA Octyldimethyl PABA Glyceryl PABA 2-Ethylhexyl PABA Ethylhexyldimethyl PABA (Padimat 0) |
Cinnamate (290–320 nm) | 2-Ethoxyethyl p-Methoxycinnamat Diethanolamin p-Methoxycinnamat |
| Octylsalicylat Triolaminsalicylat 2-Ethylhexylsalicylat Homomenthylsalicylat Triethanolaminsalicylat |
Verschiedene | Digalloyltrioleat Glycerylaminobenzoat Octocrylen Phenylbenzimidazolsulfatsäure |
Chemische UVA-Filter
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Benzophenone (250–365 nm) | Oxybenzon Dioxybenzon |
Verschiedene | Methylanthranilat Eusolex 2020 Dibenzoylmethan (Avobenzon Parsol 1789) |
Physikalische UVB- und UVA-Blocker
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| Kaolin Magnesiumsilikat Magnesiumoxid Titandioxid Eisenoxid Zinkoxid |
DNA-Reparaturenzyme
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| Photolyase |
Physikalische
Filter sind kleinste Partikel, die Licht abblocken und reflektieren. Sie sind inert und verursachen im Gegensatz zu chemischen Filtern daher keine Kontaktallergien oder Photokontaktallergien. Weiterhin verursachen diese Substanzen kaum Irritationen um die Augen, was vor allem bei Sportlern und Kindern wichtig ist. Diese Partikel können auch zu chemischen Filtern hinzugefügt werden, sodass sehr hohe Lichtschutzfaktoren erreicht werden (>60).
Einige Faktoren sollten beim Gebrauch von Lichtschutzmitteln berücksichtigt werden:
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LSF: Für die meisten Menschen sind Sonnenschutzmittel mit einem LSF von 15–30, die gegen UVB und UVA schützen, ausreichend. Sollte eine sehr intensive Sonnenexposition stattfinden, können höhere Faktoren zur Anwendung kommen. Skifahrer, Bergsteiger, Segler und andere Berufsgruppen sollten Produkte mit einem LSF von 30–50 benutzen. Dies trifft auch für Patienten mit Photodermatosen zu.
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Grundlage: Gele penetrieren besser und wirken schneller, können aber austrocknend wirken. Sie brennen häufiger um die Augen, auch wenn sie vorsichtig appliziert werden. Durch Schwitzen gelangen Gele an empfindliche Hautpartien. Die meisten Menschen bevorzugen Lotionen, da Cremes zwar weniger austrocknen, aber einen okklusiven Effekt haben, der besonders im Sommer stören kann. Lippenstifte mit Lichtschutzfilter sollten empfohlen werden.
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Besondere Eigenschaften: Für die Wirksamkeit sind die Stabilität der Lichtschutzmittel auf der Haut und die Wasserfestigkeit wesentlich. Die Wasserfestigkeit wird gewöhnlich bei der Bestimmung des LSF auch miterfasst. Als Faustregel gilt, dass 50 % des LSF auch nach dem Schwimmen noch erhalten sein sollten. Die Methoden, dies zu prüfen, sind verschiedenartig, eine Standardregel existiert nicht. Das Risiko für eine Kontaktallergie oder Photokontaktallergie auf Lichtschutzmittel muss beachtet werden. Daher sollten bei der Evaluation photosensitiver Dermatosen eine Epikutantestung und eine Photo-Epikutantestung auch mit Lichtschutzfilter erfolgen.