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Erkrankungen der Haare

Verfasst von: Hans Wolff
Das menschliche Haar wird von einem Haarfollikel gebildet. Am längsten und kräftigsten sind Kopfhaarfollikel. Die etwa 100,000 Kopfhaarfollikel folgen einem Haarwachstumszyklus: etwa 3–6 Jahre Wachstum (Anagen); etwa 2 Wochen Rückbauphase (Katagen); und 2–4 Monate Ruhephase (Telogen). Täglich können 60–100 Kopfhaare ausfallen und ersetzt werden, ohne dass eine sichtbare Haarlichtung (Alopezie) entsteht. Die Haarfarbe wird durch Einlagerung von Eumelanin, Pheomelanin und Neuromelanin bestimmt. Die Haarstruktur folgt ethnischen Prägungen. So haben Asiaten meist gerades Haar mit rundem Haarquerschnitt, Schwarzafrikaner krauses Haar mit unregelmäßigen Haarquerschnitten und Mitteleuropäer können das gesamte Spektrum des Haarwachstums aufweisen. Man unterscheidet verstärkten täglichen Haarausfall (Effluvium) von einer sichtbaren Haarlichtung (Alopezie). Effluvium kann durch Heparinspritzen oder eine Geburt verursacht werden. Der erbliche Haarverlust (androgenetische Alopezie) weist oft geschlechtstypische Muster auf: Geheimratsecken und Vertexlichtung beim Mann, Lichtung im Mittelscheitel bei der Frau. Runde haarlose Areale können duch Alopecia areata, Mikrosporie, vernarbende Alopezien oder Syphilis bedingt sein. Diagnostisch wertvoll sind die Trichodermatoskopie und das Trichogramm. Haarschaftanomalien erkennt man durch Lichtmikroskopie. Die Therapie der unterschiedlichen Haarerkrankungen richtet sich nach den Ursachen. Zum Einsatz kommen meist Finasterid systemisch oder Minoxidil topisch bei androgenetischer Alopezie; topische Kortikosteroide beim Lichen ruber follicularis; Antibiotika bei der Folliculitis decalvans. Unerwünschtes Haarwachstum bei Frauen sind Hypertrichose oder Hirsutismus. Mögliche Ursachen sind Medikamente (z. B. Minoxidiltabletten) oder hormonelle Störungen. Meist ist die Hypertrichose allerdings ethnisch bedingt. In jedem Fall kann durch moderne Blitzlampen- oder Laserbehandlungen das unerwünschte Wachstum der Haare deutlich eingeschränkt werden.