Erschienen in:
18.03.2024 | Geschichte der Urologie
Die urologischen Fallberichte des Corpus Hippocraticum
Medizinische Praxis im klassischen Griechenland
verfasst von:
Professor Dr. med. Dr. phil. Werner A. Golder
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 5/2024
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Zusammenfassung
Fragestellung
Welche theoretische und praktische Fachkompetenz vermitteln die urologischen Kasuistiken des Corpus Hippocraticum?
Material und Methoden
Die 431 hippokratischen Kasuistiken wurden auf Berichte und Kommentare zu Diagnostik, Therapie und Prognose von urologischen Erkrankungen untersucht.
Ergebnisse
In den 7 Büchern der hippokratischen „Epidemien“ werden insgesamt 69 Kranke mit urologischen Symptomen beschrieben; bei 21 ist die Erkrankung der Nieren und Harnwege das führende Leiden. Die wesentlichen Krankheitszeichen waren Verfärbung und Sedimentationen des Urins, Polyurie, Schwellung und Schmerzen der Hoden, Hämaturie, Strangurie, Anurie und Nierenschmerzen, die häufigsten Erkrankungen Nephritis und Urolithiasis. Die Mehrzahl der Patienten war männlichen Geschlechts und stand im Jugend- oder Erwachsenenalter; 33 von ihnen werden beim Namen genannt. Die Angaben der Patienten zum Verlauf der Erkrankung waren oft spärlich. Die Diagnostik konzentrierte sich auf Inspektion und Palpation. Bei der Therapie beschränkte man sich auf konservative Maßnahmen. Die diätetischen Entscheidungen zur Behandlung der Nephritis waren differenziert, aber nicht einheitlich.
Schlussfolgerung
Der hippokratische Arzt hat Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwege diagnostiziert und therapiert. Die Symptome und Läsionen werden detailreich beschrieben. Höchste Priorität wurde der Harnschau eingeräumt. Harnentleerungsstörungen waren eine Volkskrankheit und häufig mit anderen Symptomen, v. a. Fieber verbunden. Die Harnwege wurden vielfach als Indikatoren der körperlichen Gesundheit betrachtet. In den Fallberichten dominiert die konservative Therapie.