Erschienen in:
16.10.2019 | Angiografie | Leitthema
Intraoperative Fluoreszenzangiographie in der kolorektalen Chirurgie
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. habil. T. Carus, P. Pick
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 11/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Fluoreszenzangiographie mit Indocyaningrün (ICG-FA) ist schon vielfach in der kolorektalen Chirurgie eingesetzt worden, um die Blutperfusion der Anastomosenregion zu beurteilen. Frühere Studien mit ICG-FA konnten sowohl in der offenen als auch in der laparoskopischen Chirurgie geringe Raten an Anastomoseninsuffizienzen nachweisen, so z. B. die PILLAR-II-Studie mit 1,4 %. In dieser Arbeit werden die eigenen Ergebnisse und der aktuelle Stellenwert der ICG-FA sowie deren Anwendung dargestellt.
Fragestellung
Es soll untersucht werden, ob die bisherigen Ergebnisse mit der ICG-FA ausreichen, um eine weitere Verbreitung dieser relative neuen Methode zu empfehlen.
Material und Methode
Von 07/2009 bis 06/2019 wurden 378 kolorektale Resektionen (280 Kolonresektionen, 98 Rektumresektionen) mit intraoperativer Prüfung der Anastomose mittels ICG-FA durchgeführt. Bei 13 Patienten (3,4 %) zeigte sich intraoperativ eine Minderdurchblutung, die zu einer Änderung der Operation (Anastomosenresektion und -neuanlage, Stomaanlage) führte.
Ergebnisse
Die Rate an Anastomoseninsuffizienzen lag insgesamt bei 3,7 %, die sich auf 8 Insuffizienzen beim Kolon (2,9 %) und 6 beim Rektum (6,1 %) verteilten. Ohne die intraoperative Änderung bei 13 Patienten hätte die Rate an Insuffizienzen potenziell bei bis zu 7,1 % (27/378) liegen können. Die Anwendung der ICG-FA führte in unserem Krankengut zu einer potenziellen Senkung der Insuffizienzrate um bis zu 48 %. Aktuelle Publikationen zeigen ähnliche Ergebnisse mit einer möglichen Senkung der Rate an Anastomoseninsuffizienzen in der kolorektalen Chirurgie.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse zeigen eine sehr niedrige Rate an Anastomoseninsuffizienzen bei Verwendung der ICG-FA. Auch wenn die Resultate in der kolorektalen Chirurgie vielversprechend sind, fehlen kontrollierte randomisierte Studien, bevor endgültige Empfehlungen gegeben werden können.