Erschienen in:
26.01.2024 | Allgemeinmedizin | Originalien
Hausarztmedizin und Sozialarbeit gemeinsam, aber wie?
Ergebnisse aus zwei qualitativen Befragungen
verfasst von:
Prof. Dr. med. Detmar Jobst, Dr. Ines Büscher
Erschienen in:
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Soziale Problem können psychische und physische Beschwerden auslösen. Kausal können die Auswirkungen sozialer Probleme in Hausarztpraxen kaum, möglicherweise aber durch geeignete Sozialarbeit gelöst werden.
Ziel der Arbeit
Die Studie erforscht Wahrnehmungen und Beziehungen zwischen Hausärzten und -innen (HsÄ) und Sozialarbeitern und -innen (SozArb) sowie deren Einschätzungen zur Zusammenarbeit.
Material und Methoden
Eine transkribierte Fokusgruppenaufzeichnung von neun leitenden SozArb sowie ein Leitfadeninterviews mit elf HsÄ wurden textanalytisch nach Mayring aufbereitet. Es entstanden 22 Hauptkategorien (Themenschwerpunkte). Aussagen der SozArb und der HsÄ zu den Hauptkategorien werden als Ergebnisse mitgeteilt und auszugsweise zitiert.
Ergebnisse
In der untersuchten Region (wie auch international) finden Sozialarbeit und Hausarztmedizin trotz einiger Berührungspunkte nicht einfach zusammen – die Wahrnehmung des professionellen sozialen Hilfenetzes neben den medizinischen Versorgungsstrukturen scheint HsÄ schwer zu fallen. Sozialarbeiter/-innen schauen kritisch auf HsÄ und hegen Zweifel an deren sozialer, nicht an deren medizinischer Kompetenz. Kenntnisdefizite über die genaue Tätigkeit der jeweils anderen sowie Zeitprobleme spielen eine deutlich größere Rolle als finanzielle Überlegungen. Die befragten SozArb wie auch HsÄ wünschen (trotzdem) eine stärkere Zusammenarbeit und beschreiben hierfür Rahmenbedingungen.
Fazit
Erkenntnisse über die Zusammenarbeit beider Professionen wurden in Deutschland selten veröffentlicht und sind noch bruchstückhaft. Mögliche Überweisungen („social perscribing“) zur Entlastung ihrer Praxistätigkeit können HsÄ (noch) nicht realisieren. Zur Orientierung und Kontaktaufnahme werden im Schrifttum webgestützte Informationsplattformen, psychosoziale Clearingstellen oder die zeitweise Mitarbeit von SozArb in Hausarztpraxen empfohlen.