Erschienen in:
09.01.2022 | Originalarbeit
Vorsätzliche Tötungen weltweit, in Deutschland und in Berlin
Die UNODC-Studie und die Daten aller Inhaftierten mit lebenslanger Freiheitsstrafe in Berlin
verfasst von:
Prof. Dr. med. Hans-Ludwig Kröber, Dr. med. Anna Trofimova
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 1/2022
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Zusammenfassung
Wir werden täglich mit Nachrichten über Tötungsdelikte überschüttet. Hinzu kommen täglich zahlreiche fiktionale Morde im Fernsehen und im gesamten Kulturleben vom Kriminalroman über Spielfilme bis zur Oper. Wir glauben, nach all dem Bescheid zu wissen, über Morde, ihre Täter und ihre Opfer, nicht nur allgemein, sondern auch im Einzelfall, von denen wir so viele kennen. Tatsächlich aber gibt es wenig wissenschaftlich erfasste Informationen über die in Deutschland und Europa vergleichsweise kleine Anzahl von Tätern mit absichtlichen Tötungsdelikten. Entsprechend hypothetisch sind die Annahmen über die Ursachen dafür, dass jemand den Willen zu einem Tötungsdelikt entwickelt und die Tat ausführt. Es hilft der Blick hinaus in die Welt über Europa hinaus, um zu erkennen, dass das illegale, kriminelle Töten von Menschen in Afrika und in Nord‑, Süd- und Mittelamerika überaus häufig ist; Formen und Ursachen dieser massenhaften Tötungsdelinquenz sind überwiegend anders als in Europa. Diese globale Perspektive wird im ersten Teil anhand der „Global Study on Homicide“ des United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) entwickelt; sie bildet den Hintergrund für die Betrachtung der Situation in Europa, für das Deutschland beispielhaft steht. Der zweite Teil fokussiert dann auf die Gruppe derer, die in Berlin im Gefängnis einsaßen, weil sie zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt wurden, 103 Männer und 6 Frauen. Diese Kompletterfassung dürfte für Deutschland weitgehend generalisierbar sein und liefert, gerade im Abgleich mit den weltweiten Daten, einige Anhaltspunkte für wesentliche Ursachen und Risikofaktoren für Tötungsdelinquenz.