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2018 | Buch

Viszeralchirurgische Fälle für die Facharztprüfung

38 Fallgeschichten mit Fragen und Fakten

herausgegeben von: Dr. med. Carsten J. Krones, Dr. med. Benjamin Bock

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

38 Kapitel bieten Alltagssituationen aus allen Bereichen des Fachgebietes als lebendige Beschreibungen: die Ärztinnen und Ärzte einer fiktiven viszeralchirurgischen Abteilung, die Patienten untersuchen, Diagnosen stellen und die richtige Therapie mit ihren Kollegen diskutieren, sind individuelle Menschen mit eigenen Ansichten, Plänen und Reaktionsweisen. Aber auch die Sorgen und Fragen der Patienten kommen nicht zu kurz. Die Fallgeschichten bieten den Rahmen für harte Fakten: präzise und kompakte Wissensportionen informieren zu Fragen, wie sie der Oberarzt während der Operation oder der Prüfer bei der Facharztprüfung stellen könnte; im Kontext der Geschichten prägen sie sich ins Gedächtnis ein. Tauchen Sie ein in die Atmosphäre und das konzentrierte Fachwissen einer chirurgischen Abteilung!

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Fall 1: Perioperative Medizin – alles um das Drumherum
Zusammenfassung
Dr. Yasemin Gründel eilt ins Sekretariat. Der Chef, Dr. Gertjens, hat gerufen. Das ist eigentlich nichts Besonderes, denn Gründel gehört mittlerweile zu den Erfahrenen im Team und Gertjens verteilt Sonderaufgaben gerne nach Kompetenz. Aber heute passt es wirklich schlecht. 14.45 Uhr, ein sonniger Dienstagnachmittag – die Röntgenbesprechung ist soeben beendet. Kurz die Station polieren und dann ab, das war der Plan. Keine Spontanabenteuer bitte. Sohn Lasse muss spätestens um 16.30 Uhr aus der Kita abgeholt werden. Für 17.00 Uhr steht ein Termin beim Zahnarzt an. Lasse hat bei der zahnärztlichen Kita-Visite einfach nicht den Mund aufgemacht. Das wird gleich ein echter Spaß mit dem „süßen Kleinen“.
Benjamin Bock, Carsten J. Krones
Kapitel 2. Fall 2: Struma multinodosa – Hakaru Hashimoto
Zusammenfassung
Chefarzt Gertjens sitzt in der Sprechstunde. „Brechstunde“ hat sein alter Chef sie immer genannt, und da ist was dran. Die ersten drei Patienten waren heute anspruchsvoll. Viel Gerede, aber am Ende doch kein OP-Termin. Die Indikationen stimmten einfach nicht. Verbrannte Zeit, denkt Gertjens. Und das rechte Knie schmerzt vom Fußballabend auch noch. Dazu klingelt pausenlos das Telefon. Der Chefarzt sehnt sich nach der Stille im OP. Die Tür geht auf, Schwester Petra leitet die nächste Patientin ins Sprechzimmer und knallt die Unterlagen auf den Tisch. Oh Mann, hat die vielleicht eine Laune. „Struma zur OP“, lautet die Einweisungsdiagnose. Endlich was zum Operieren. Doch schon mit dem ersten Satz der Anamnese wird es wieder komplizierter: Die Patientin Valerie Boxberg, 28 Jahre und sonst gesund, erzählt als Erstes, dass sie seit 3 Jahren an einer Hashimoto-Thyreoiditis leide. Gertjens runzelt die Stirn.
Carsten J. Krones
Kapitel 3. Fall 3: Schilddrüsenkarzinom – sie will zurück nach Westerland
Zusammenfassung
So hat sich Sibylle Staufer das nicht vorgestellt. Eigentlich sollte sie längst mit ihrer Golfrunde durch die „Whiskey-Straße“ ziehen und die aktuellen In-Lokale von Sylt abklappern. Man musste da sein, um dabei zu sein. Aber stattdessen ist sie hier, in der Schilddrüsensprechstunde, und muss sich mit diesem Mann befassen, der sich Oberarzt nennt. Ausgerechnet sie, die sich, in gesundheitlichen Fragen immer bestens orientiert, um ihre ganze Umgebung gekümmert hatte. Die Laune ist spitz, die Stimme fast ein wenig schrill. Schilddrüsenknoten beklagten schon Mutter und Großmutter, das hatte Frau Staufer nie irritiert. Ihr Halsumfang hat sich aber sichtbar verändert, was zuletzt sogar schon ihrer besten Freundin auf der Driving Range aufgefallen war. Dr. Poivoda ist von der Anspannung der Patientin wenig beeindruckt. „Schlaffer Öko-Typ“ denkt Staufer, „reiche Ziege“ denkt Poivoda. Nachdem er sich fasst stoisch das Lamento der Patientin angehört hat, skizziert er das weitere Vorgehen.
Carsten J. Krones
Kapitel 4. Fall 4: Nebenschilddrüse – ein sehr kleines Osterei
Zusammenfassung
Montag, 17.30 Uhr. Die leitende Oberärztin Dr. Amelie Brandel ist gerade in ihrem Zimmer angekommen. Noch zwei Operationsberichte diktieren, vier Entlassungsbriefe korrigieren und dann pünktlich ab nach Hause. Sie ist mit Tanja um 18.30 Uhr zum Tennis verabredet. Das Telefon klingelt. Chef-Liebling Dr. Christian Bauerschmidt bittet um ihre Unterstützung. Die Angehörigen und gesetzlichen Betreuer von Herrn Gerhard Leonard sind nach zwei Stunden Anfahrt jetzt angekommen, und er hat vergeblich versucht, das Aufklärungsgespräch zu führen. Leider äußern die Angehörigen enorme Zweifel an der Operationsindikation. Der Vater sei viel zu alt, es würde insgesamt sowieso zu häufig operiert und der leitende Oberarzt der Internisten habe auf große Gefahren hingewiesen. SMS an Tanja: „Weiß nicht, ob ich es schaffe. Melde mich später.“ Sie macht sich auf den Weg zur Station Chirurgie 3.
Mona El-Magd
Kapitel 5. Fall 5: Lymphknotenexstirpation/Portimplantation – nur eine kleine Beule
Zusammenfassung
Gerlind Schröder wird seit einigen Wochen von einer unangenehmen Schwellung in der linken Leiste belästigt. Die 58 Jahre alte Frau ist mit einem kleinen Friseursalon selbständig und bemerkt den Befund immer, wenn sie sich setzt. Der Hausarzt hat sie in die Herniensprechstunde überwiesen, auch wenn ihm der Befund nicht ganz typisch erscheint.
Carsten J. Krones
Kapitel 6. Fall 6: Pneumothorax – die Luft ist raus
Zusammenfassung
Der Gedanke, jetzt selbst auf der Krankentrage des 6-83-1 ins Hospital zu fahren, ist wirklich befremdlich. Bastian Mägerlein betreute noch vor einer knappen Stunde als Sanitäter einen Patienten auf dem Weg in die nächste Notaufnahme. Zuvor hatte das Rettungsteam den stark übergewichtigen Notfallpatienten mit Lumboischialgie auf einer Vakuummatratze drei Stockwerke aus seiner Wohnung geschleppt. Der Mann war eigentlich viel zu schwer für Mägerleins schmale Konfiguration – mindestens dreimal so breit. Jetzt liegt Mägerlein selber hier.
Benjamin Bock
Kapitel 7. Fall 7: Thorakotomie – ubi pus, ibi evacua!
Zusammenfassung
Die Internisten stellen eine Intensivpatientin zur Entlastung bzw. Drainage der Pleura konsiliarisch vor. Gertjens übernimmt den Fall selbst. Einerseits stehen alle Oberärzte am Tisch und sind so schnell nicht verfügbar, zudem riecht ihm der Fall kompliziert. Die Kollegen aus der IM haben bereits selbst zweimal erfolglos punktiert, und die Radiologie lehnt eine CT-gesteuerte Drainage ab. Und jetzt nochmals ein Punktionsversuch? Natürlich sind wir in jeder Hinsicht manuell geschickter als die Innere, denkt Gertjens, aber der Fall stinkt doch.
Carsten J. Krones
Kapitel 8. Fall 8: Leistenhernie – „a pain in the groin“
Zusammenfassung
Professor Constantin Sollm hat über 15 Jahre dem lokalen Institut für Stromrichtungstechnik vorgestanden. Es gibt in dieser Universitätsstadt schon sensationelle Anstalten, von denen man vorher noch nie etwas gehört hat, denkt Gertjens. Doch die aktiven Zeiten von Prof. Sollm sind vorbei. Der 72 Jahre alte Mann stellt sich jetzt mit dem Verdacht auf eine weiche Leiste vor. Schmerzen hat er betont beim Radfahren und auch bei der Gartenarbeit. – Im Stehen und Liegen lässt sich an den verfetteten Leisten unterhalb des kugelrunden Rotwein-Bauchs nicht tasten. Gertjens greift zum nächsten diagnostischen Schritt.
Carsten J. Krones
Kapitel 9. Fall 9: Nabelhernie/Rektusdiastase – ein Loch in der Rüstung
Zusammenfassung
Oberarzt Poivoda hat einen guten Tag. Zwar muss er die Sprechstunde abhalten, doch das Thema – Hernien – beherrscht er aus dem Effeff. Zudem hat man ihm den PJ-ler David Schölle zugeteilt. Der angehende Kollege ist zwar nicht besonders praktisch orientiert, aber er nimmt ihm die ganze Laufarbeit ab. So was ist am Freitagnachmittag ein Heimspiel. Bald geht es nach Hause. – Die nächste Patientin, Jelana Brandova, stellt sich wegen einer Nabelhernie vor. Die Frau Anfang 40 erinnert Poivoda an seine Schwägerin. Kurz und kompakt, aber sympathisch. Frau Brandova hat ihre Mutter Lydia mitgebracht. Die ältere Dame sitzt eng bei ihrer Tochter und hört genau zu.
Carsten J. Krones
Kapitel 10. Fall 10: Narbenhernie – „to mesh or not to mesh“
Zusammenfassung
Yasemin Gründel steht gegen neun Uhr morgens nur wenige Meter vor der Notaufnahme, als sich die automatische Tür zur Rettungsdienstschleuse öffnet und eine müde wirkende RTW-Besatzung eintritt. Die Reißverschlüsse der Rettungsstiefel stehen weit offen – „so ein Trend bei den Kerlen, tragen die jetzt alle so“, denkt sich Gründel. Die beiden Herren fahren eine ältere Dame auf einer Trage hinein ins Warme. Draußen tobt ein kleiner Sturm und es regnet. Als Gründel das Gesicht der Frau auf der Trage sieht, erkennen sich beide sofort. Frau Kalverkamp wurde ca. 1 Jahr zuvor in dieser Klinik am Darm operiert. Kolonkarzinom, meint Gründel sich zu erinnern. Die beiden mochten sich. Damals hatte sie die Patientin auf der Station betreut, ohne dass sie bei der OP dabei sein durfte.
Benjamin Bock
Kapitel 11. Fall 11: Gastroösophagealer Reflux – Hilfe, es brennt
Zusammenfassung
Anton Riedle ist mit Leib und Seele Fernfahrer. Die langen Fahrten vermitteln ihm eher ein Gefühl der Freiheit als Langeweile. So ist das auch bei seinen Kumpels, die er immer wieder unterwegs auf den Rastplätzen oder an Laderampen trifft. Ja klar, durch die mangelnde Bewegung hat Anton in den letzten Jahren einiges an Gewicht zugelegt. Aber das mit dem Sodbrennen, das hat er auch schon vorher gehabt. Eigentlich kennt er das Brennen hinter dem Brustbein, seitdem er auf der Straße unterwegs ist, und das sind immerhin 15 Jahre. Es hat mal damit angefangen, dass er scharfe Speisen nicht mehr so gut vertrug. Aber mittlerweile gehört das Sodbrennen und der schlechte Geschmack im Mund zu seinem Leben wie die langen, nie wirklich endenden Straßen. Zum Glück hatte seine Frau Irmtraud von der Hausärztin mal so eine neue Pille mitgebracht. Wenn er die nimmt, kann er fast alles wieder essen. Doch wenn er mal über die Stränge schlägt und ein paar Feierabendbiere beim Grill um die Ecke trinkt, dann reicht auch eine zweite Pille zum Schlafen nicht mehr aus. Und dann helfen auch die zwei Kissen, die er sowieso schon immer im Rücken hat, nicht mehr. Dann wacht er nachts auf, muss husten und würgen. Das kann er sich nicht erlauben, wenn er am nächsten Morgen wieder los muss mit seinem LKW.
Jessica Leers
Kapitel 12. Fall 12: Achalasie – kein guter Esser
Zusammenfassung
Nach einem nur zur Hälfte erholsamen Tag nachtdienstfrei – Frau Dr. Hauenstein hat den Tag genutzt, um Schlaf nachzuholen, die völlig unordentliche Wohnung aufzuräumen und endlich mal wieder mit einer guten Freundin einen Kaffee trinken zu gehen – kommt Herr Poivoda direkt nach der Morgenbesprechung zu ihr: „Frau Hauenstein, könnten Sie heute für mich die Allgemeine Sprechstunde übernehmen? Am Vormittag kommt der Vertreter der Firma Stympus, um die neuen Laparoskopie-Instrumente vorzustellen. Sie wissen doch … Vielen Dank!“ „Ich – alleine – in der Allgemeinen Sprechstunde? Na das kann ja heiter werden. Vielleicht hilft mir ja Yasemin Gündel aus der Nachbarkabine“, denkt sich Frau Hauenstein, während sie sich auf den Weg macht.
Oliver J. Deffaa, Stefan Niebisch
Kapitel 13. Fall 13: Ösophagusdivertikel – „Et bliev nix wie et wor!“
Zusammenfassung
Seit vielen Jahren gehört es zu den wöchentlichen Höhepunkten von Anton Pütz, am Samstagnachmittag zum Fußball-Bundesligaspiel des 1. FC Köln zu gehen. Nicht nur das Spiel, sondern ganz besonders das anschließende Treffen mit seinen Kegelbrüdern in der Veedelskneipe in Nippes lässt dem Kölner Patrioten das Herz höherschlagen. Heimat geht ihm über alles. Auch heute dauert die Stammtischrunde nach dem Spiel bis spät in den Abend. Dazu reichlich Kölsch und sein Stammgericht „Himmel un Äd“. Zum Glück muss man da nicht viel kauen, denn mit dem Schlucken ist es in den letzten 2 Jahren doch allmählich immer schwieriger geworden. Jetzt muss er sich beim Schlucken immer sehr konzentrieren. Und in letzter Zeit ist es ihm ab und zu passiert, dass er beim herzlichen Lachen alles wieder hochgewürgt hat. Der Mund ist dann voll und es schmeckt wie beim ersten Schluckversuch. Zum Glück geht heute alles im Siegestaumel unter. Er hört schon wieder seinen Hausarzt Dr. Stähler, der ihn bereits mehrfach ermahnt hat, sich doch endlich einmal die Speiseröhre spiegeln zu lassen. Dann soll es halt so sein, denkt er, und stößt mit dem nächsten Kölsch an, vorsichtig Schluck für Schluck.
Wolfgang Schröder
Kapitel 14. Fall 14: Ösophaguskarzinom – da bleibt immer was stecken
Zusammenfassung
Günter Wilmersdorf liebt das Leben, ganz besonders in den letzten zwei Jahren als Rentner. Er ist zufrieden damit, dass er nicht mehr täglich als Angestellter der städtischen Verwaltung antreten muss. Er hat wirklich lange genug für den Staat geschuftet, meint auch seine Frau Inge. Die wiedergewonnene Freiheit und seine finanzielle Unabhängigkeit haben sein Sozialleben wieder richtig in Schwung gebracht. Und der Sommer war grandios. Dass er bei den vielen kulinarischen Exzessen seit seiner Pensionierung noch mal 10 kg zugelegt hat, stört ihn wenig. Das Sixpack war nie sein erklärtes Ziel. Was ihn aber stört, ist das Gefühl, dass es in letzter Zeit beim Schlucken ein wenig stockt, insbesondere wenn er das Fleisch nicht gut durchkaut. Bisher konnte er mit einem kräftigen Schluck aus der Flasche alles gut „runterspülen“, aber letzte Woche bezahlte er diesen Versuch mit einem hartnäckigen Hustenanfall. Auch Inge meinte, dass es an der Zeit wäre, doch mal Dr. Stähler, ihren Hausarzt, aufzusuchen. Was dann kam, entwickelte sich zu einem einzigen Albtraum. Damit hatte Günter Wilmersdorf nun wirklich nicht gerechnet. Bis auf seinen Bluthochdruck war er doch immer gesund gewesen, an das nächtliche Sodbrennen hatte er sich schon gewöhnt und das Rauchen hat er schon vor Jahren auf Drängen von Inge aufgegeben.
Wolfgang Schröder
Kapitel 15. Fall 15: Ulkuskrankheit – doch kein „Pferdemagen“
Zusammenfassung
Heute übernimmt Oberarzt Dieter Richter den PJ-Unterricht. Der Oberarzt ist Dozent der alten Schule, bei ihm startet das Thema bei A und endet bei Z. Auf dem Stundenplan steht die Ulkuskrankheit. Das Auditorium besteht an diesem Tag aus 11 mehr oder minder lernwilligen PJ-Studierenden, die heute einen etwas müden Eindruck machen. Auf der rechteckigen Tischgruppe stehen und liegen halbvolle Wasserflaschen, Mandarinenschalen, eine Packung Zigaretten und Süßigkeitenpapier. Doch Richter lässt sich von der liberalen Haltung der Gruppe nicht irritieren. Es ist ihm eigentlich total egal. Unterricht durchziehen. Fertig. Und los geht’s.
Carsten J. Krones
Kapitel 16. Fall 16: Magenkarzinom – nur ein vages Gefühl
Zusammenfassung
Jürgen Buchwein sitzt im Wartezimmer der chirurgischen Poliklinik und sinniert über die aktuellen Entwicklungen in seinem Leben. „Magenkrebs“, hatte der Hausarzt gesagt. Magenkrebs? Er? 15 Jahre Leistungssportler, ehemaliger Zweitligaspieler, nie über die Stränge geschlagen, der klassische Dauerläufer im Mittelfeld. Danach 25 Jahre im öffentlichen Dienst, zuletzt Dienststellenleiter bei der Polizei. Die Krankheitstage im Job konnte man an 2 Händen abzählen. Welches Risiko hatte er, Magenkrebs zu bekommen?
Carsten J. Krones
Kapitel 17. Fall 17: Morbus Crohn – eine Privatvorlesung
Zusammenfassung
Die nächste Patientin in der Notaufnahme ist die 22-jährige Jessica Maier, die sich mit seit zwei Wochen persistierendem Durchfall vorstellt. Sie berichtet weiterhin, dass sie 10- bis 15-mal am Tag auf die Toilette müsse und dabei schwere Krämpfe erlebe. Eine ähnliche Episode habe sie vor etwa einem halben Jahr schon mal erlitten, damals jedoch weniger heftig. Es sei dann irgendwie von selber wieder abgeklungen. Über Übelkeit oder Erbrechen klagt die junge Frau nicht. Und sie habe auch nie Fieber. Im Ausland sei sie seit 2 Jahren nicht mehr gewesen, und Antibiotika nehme sie eigentlich nie. Die vielen Stuhlentleerungen seien wirklich kraftraubend und würden sie sehr belasten. Der Gewichtsverlust betrage allein in den letzten zwei Wochen 5 kg. Aktuell sei der Stuhlgang sogar manchmal leicht blutig und wirklich fast flüssig. Heute sei sie zu Hause auf der Toilette fast kollabiert, sie sei echt am Ende ihrer Kräfte.
Manuel Braun, Carsten J. Krones, Andreas Kirschniak
Kapitel 18. Fall 18: Appendizitis – „No date today!“
Zusammenfassung
Ich möchte mich Ihnen zunächst gern persönlich vorstellen: Mein Name ist Christian Bauerschmidt, ich bin 27 Jahre alt und befinde mich im 2. Weiterbildungsjahr. Dieser Donnerstag ist bisher ganz gut verlaufen auf der Privatstation, wo ich seit einigen Monaten die Stellung als Assistenzarzt halte. Heute hat der Chef mir Hoffnung auf einen zeitigen Feierabend gemacht. Das habe ich mir auch verdient, da es zurzeit selten vor 20 Uhr nach Hause geht. Jetzt noch die Visite mit dem Chef, dann sollte alles erledigt sein. Doch jetzt klingelt das Telefon – mein Kollege aus der Notaufnahme. Was will der denn jetzt noch um viertel vor vier! Er berichtet mir von einer Neuaufnahme. Dabei handele es sich um den 56-jährigen Herrn Vallhorst, der sich mit seit dem Morgen persistierenden Bauchschmerzen vorstellt und in sechs Tagen eine transatlantische Kreuzfahrt antritt, auf die er auf keinen Fall verzichten wolle. Daher komme er zur Abklärung, schließlich habe ein Freund des Patienten ihn vor einer Blinddarmentzündung gewarnt. Zumindest klinisch und sonographisch hat sich der Verdacht einer Appendizitis in der Notaufnahme bisher nicht bestätigt. Oberarzt Dr. Richter hat den Patienten bereits untersucht, und nun soll Herr Vallhorst stationär zur Sicherheit überwacht werden. Herr Vallhorst habe heute wegen seiner Schmerzen noch nichts gegessen, auch aus Vorsicht in Hinblick auf medizinische Maßnahmen.
Benjamin Bock
Kapitel 19. Fall 19: Divertikulose – Dellen im Darm
Zusammenfassung
Samstag, 16.30 Uhr. Frau Dr. Brandel ist mit ihrem Freund Martin auf der Geburtstagsfeier der 6-jährigen Celina, Martins Patenkind. Die Party findet im Garten statt, gleich soll ein einbestellter Clown mit seiner Aufführung beginnen. Frau Dr. Brandels Diensthandy klingelt. Herr Dr. Bauerschmidt hat Dienst. Er berichtet, dass in der Notfallambulanz eine 55-jährige Patientin mit einem akuten Abdomen sei, im Abdomen CT-freie Luft, V. a. frei perforierte Sigmadivertikulitis. Frau Dr. Brandel verabschiedet sich, gerade als der Clown aus einem bunten Karton das Hauptgeburtstagsgeschenk zieht – zwei Zwergkaninchen. Sie steigt in ihren BMW Z3 und denkt: „Back to reality“, bevor sie so schnell wie möglich in die Klinik fährt.
Mona El-Magd
Kapitel 20. Fall 20: Colitis ulcerosa – Blut und Krampf
Zusammenfassung
Mittwoch, 17.30 Uhr. Nach einem langen OP-Tag hetzt Oberarzt Dr. Poivoda auf die Station. In seinem Bereich liegt eine junge Frau, Nadine Fuchs, 23 Jahre, die vor 6 Tagen mit peranalen Blutungen vorstellig wurde. Außerdem klagte sie auch über krampfartige Bauchschmerzen. Man hatte zunächst auf eine Reisekrankheit getippt, Nadine Fuchs war erst vor 10 Tagen von einer Urlaubsreise aus Thailand zurückgekehrt. Doch eine infektiöse Darmerkrankung hatte sich nicht bestätigt. Stattdessen stellte sich in der wegen der Therapie refraktären Beschwerden vor 2 Tagen in der Koloskopie das typische Bild einer Colitis ulcerosa dar. Die vorgezogene Histologie hatte den Befund jetzt auch bestätigt. In wenigen Minuten war ein Treffen mit der Patientin und ihren besorgten Eltern anberaumt. Das Krankheitsbild der Colitis ulcerosa war für den jungen Oberarzt bis dato noch mehr oder weniger eine Blackbox. Die Patienten, die er mit dieser Krankheit behandelt hatte, konnte er an zwei Fingern abzählen. Poivoda musste sich ergänzend dazu intensiv belesen. Zudem hatte er sich intensiv mit seinem Senior-Oberarztkollegen Richter ausgetauscht. Richter war im klinischen Alltag nicht immer eine Hilfe, aber in Bezug auf theoretische Hintergründe eine echte Bank.
Carsten J. Krones
Kapitel 21. Fall 21: Kolonkarzinom – von wegen Ruhestand
Zusammenfassung
Herr Kienzle befindet sich nun im wohlverdienten Ruhestand. Mit 70 Jahren erfreut er sich, abgesehen von den häufigen Rückenschmerzen, subjektiv eigentlich bester Gesundheit. – Doch in letzter Zeit beunruhigt ihn etwas. Das mit dem Stuhlgang ist nicht mehr so, wie es mal war. Früher hatte er regelmäßig ein bis zweimal am Tag „gemusst“, doch nun ist es sehr wechselhaft. Mal klagt er über Verstopfung und anschließend über das Gegenteil … mit „falschen Freunden“. Er nimmt seinen ganzen Mut zusammen und spricht seinen Hausarzt, den er seit vielen Jahren kennt, darauf an. Dieser überweist ihn nach der einer routinierten körperlichen Untersuchung umgehend zu einer Darmspiegelung, auch weil der rüstige Rentner bisher trotz anderer Empfehlungen noch nie eine hatte durchführen lassen. Herr Kienzle ist etwas verwundert und von dem Gedanken, dass ihm langer Schlauch in den Darm geschoben wird, nicht gerade begeistert. Zunächst möchte er erst über den Sinn und die Risiken informiert werden.
Steffen Axt, Andreas Kirschniak
Kapitel 22. Fall 22: Postoperative Atonie – „rien ne va plus …“
Zusammenfassung
Ein schlechter Abend: Schwester Sabrina muss als Nachtwache auf der Privatstation aushelfen. Als gelernte OP-Schwester … und dann auf der C1. Eigentlich eine Unverschämtheit – die PDL in diesem Haus kriegt wirklich nichts geregelt. „Pflegemangel“. Wenn man sich mal wirklich kümmern würde, dann gäbe es hier keinen Pflegemangel. Stattdessen Überstunden ohne Ende und dann auch noch immer überall aushelfen. Da muss sich keiner wundern. Und jetzt gibt es kurz nach Dienstantritt auch schon Theater. Der 59-jährige Dr. Dinkel – 4. Tag nach Reparation einer Oberbauch-Narbenhernie durch retromuskuläre Mesh-Plastik mit ausgedehnter Adhäsiolyse – klagt schon seit dem Mittag über Übelkeit und Aufstoßen. Ist halt auch ein bisschen dick. Und Lehrer – typisch. Nachdem Dr. Dinkel sich jetzt einige Stunden „nicht so anstellen“ sollte, kann der arme Mann aber nicht mehr. Bauchmassage und ein kleiner Spaziergang haben nicht geholfen. Schwallartig hat sich der Magen im ganzen Bett entleert. Alles grün-weiß. Schwester Sabrina flucht leise, während sich das Bett abzieht.
Carsten J. Krones
Kapitel 23. Fall 23: Ileus – schöne Weihnachten
Zusammenfassung
Es ist schon Nacht, viertel nach zwei, als Christian Bauerschmidt, Assistent im zweiten Jahr, im Gipsraum der Notaufnahme ein leises Klopfen an der Tür wahrnimmt. Neben ihm auf der Trage liegt eine 92-jährige Dame mit einer dislozierten Schenkelhalsfraktur. Im Dienst behandeln die Assistenten interdisziplinär. Sollte eigentlich der letzte Fall für heute sein. Bauerschmidt hat zwar mit einer notfallmäßigen Versorgung der Fraktur gerechnet, doch die Patientin nimmt ein Antikoagulans. Der zuständige Oberarzt plant den Eingriff für den nächsten Tag. Bauerschmidt macht die Papiere fertig, damit die Frau auf die Wache kann. Da klopft es wieder, diesmal bestimmter, und dann öffnet sich die Tür. Frau Mohr, diensthabende Internistin, Ende 30 und im vierten Jahr, steht im Rahmen. Eigentlich ganz sympathisch, doch man sagt ihr nach, so gut wie jeden Patienten mit Bauchschmerzen im Dienst in die Chirurgie zu turfen.
Benjamin Bock
Kapitel 24. Fall 24: Peranale Blutung – die Schüssel ist voll
Zusammenfassung
Samstagnacht, gleich halb drei. Der Dienst war bis jetzt durchwachsen. Morgens Visite, dann zumeist Ambulanzarbeit, zwei kleinere Operationen zwischendurch. Nichts Großes passiert, eigentlich alles Routine, aber ständig was zu tun. Und die diensthabende Chirurgin, Frau Hauenstein, ist noch lange keine Veteranin. Sie muss sich noch bei jeder Maßnahme konzentrieren. Der PJ-Studierende David Schölle ist da auch keine große Hilfe. Immerhin kann der angehende Kollege mittlerweile Blut abnehmen und Zugänge legen. Außerdem weiß er viel, denkt Frau Hauenstein, aber sonst bleibt er eine Trantüte. Glücklicherweise ist die Ambulanz mit Ranjid besetzt, der wird sie schon retten. Und so sinkt das Haupt im Pausenraum fast schon auf den Tisch danieder, als es wieder losgeht. Ranjid erscheint und kündigt drei neue Patienten an: ein junges Mädchen, das auf dem Heimweg von der Disco noch eben mal ihren umgeknickten Fuß zeigen möchte, eine ältere Dame mit Verdacht auf eine Handgelenksfraktur nach Sturz beim Gang mit dem Hund und ein Mann Ende 50 mit peranalem Blutabgang.
Carsten J. Krones
Kapitel 25. Fall 25: Mesenterialinfarkt – besser im Rhythmus bleiben
Zusammenfassung
Samstag, später Nachmittag. Dr. Bauerschmidt ist genervt. Jetzt war gerade mal die ganze Ambulanz leergeräumt, alle Patienten waren versorgt und auf Station gelegt oder nach Hause geschickt. Er hatte soeben OP-Schwester Sabrina Sawalewski angerufen, ob sie eine mit ihm rauchen ginge, denn auch im OP war nichts los … Seit der Milzruptur vor ein paar Tagen, die er routiniert operiert hatte, obwohl er diese OP gerade erst einmal gesehen hatte, schaute Sabrina ihn irgendwie anders an … und das gefiel ihm. – Jedenfalls karrte der Rettungsdienst gerade in diesem unpassenden Augenblick eine total demente ältere Dame aus dem Pflegeheim mit „Bauchschmerzen“ in die Notaufnahme. „Nehmt schon mal Blut ab“, ruft Dr. Bauerschmidt dem Ambulanzpfleger Ranjid Jain zu, „ich bin gleich wieder da.“
Stephan Kersting
Kapitel 26. Fall 26: Cholezystektomie – Frau Steiner ist steinreich
Zusammenfassung
Frau Schneider ist vom Schicksal nicht gerade oft verwöhnt worden. Das Leben hat sie hart gemacht. Die Arbeit reichte immer knapp zum Unterhalt, wechselnde Berufe, neben anderem auch 18 Jahre in der Gastronomie. Früh verwitwet, lebt sie jetzt mit 72 Jahren in einem kleinen, aber stabilen Netzwerk aus Freunden und erwachsenen Kindern. Kleine Frau, kleine Rente, kleine Wohnung, kleiner Hund. Das Geld wird immer noch mit Putzarbeiten aufgebessert. Aber sie klagt nicht. Die Kinder sind versorgt, das Leben läuft, es gibt viele Kontakte, sie ist nie allein. Ärzte besucht sie dagegen nur, wenn sie muss. Mit 162 cm und 82 kg lässt sich das in dem Alter aber nicht immer vermeiden. Eine arterielle Hypertonie und eine Neigung zum Diabetes haben sich mittlerweile eingestellt. Der Hausarzt Dr. Kiroglu hat zu dem Betablocker und Metformin noch ASS 100 sortiert. Für die Durchblutung. Das Rauchen hat sie dann aufgegeben. Als junge Frau wurde die Schilddrüse operiert. Riesenschnitt – ruppige Ärzte. Chirurgen muss man meiden. Aber jetzt zwackt nach dem Essen manchmal der rechte Oberbauch. Gallensteine, sagt der Hausarzt.
Carsten J. Krones
Kapitel 27. Fall 27: LebertumorLebertumor – besser, man ist vorbereitet
Zusammenfassung
Henrike Hauenstein kann es kaum glauben, als sie abends vor dem Nachhausegehen auf den OP-Plan schaut. Morgen soll sie als erste Assistenz dem Chef eine Leberresektion assistieren. Sie, die Neue! Mit ihrem Chef! Eine Leber! Ihre Freude darüber wird nur leicht getrübt, als sie entdeckt, dass PJ David Schölle an den Haken stehen soll … der Schlaumeier, der grundsätzlich alles besser weiß und damit auch nicht hinter dem Berg hält. Na gut, wird sie sich also noch besser vorbereiten als sie eh schon vorhatte, damit PD Gertjens sie endlich mal positiv wahrnimmt. Erstmal Informationen sammeln. Sie loggt sich im Computer ein und schaut sich die Krankengeschichte der Patientin durch. „Zufallsbefund einer Raumforderung im Segment IVa/b der Leber, im Rahmen einer routinemäßigen Abdomensonographie bei Hausarzt aufgefallen.“ Sie öffnet sich die CT-Bilder am Bildschirm. Sie erkennt keine Auffälligkeiten in der Leber. Oh Mist, wie war das nochmal mit der Segmentaufteilung der Leber? Segment IVa/b – wo muss Sie suchen?
Stephan Kersting
Kapitel 28. Fall 28: Splenomegalie – ein Gespräch auf Augenhöhe
Zusammenfassung
Oberärztin Brandel leitet heute die Indikationssprechstunde. Eigentlich ist sie davon gelangweilt bis genervt, aber der aktuelle Fall macht ihr Freude. Eine Splenomegalie stellt sich ja nicht jeden Tag zur Operation vor. Vor ihr sitzt Asta Nielsen, 48, mit einer Einweisung zur Splenektomie bei Morbus Werlhof. Eigentlich alles klar, doch Frau Nielsen hat Mitteilungsbedarf. Die Patientin schlägt sich schon Jahre mit der Erkrankung herum und hat sich sehr belesen. Ganz ungefragt lässt sie die Oberärztin an ihrem Wissen teilhaben.
Carsten J. Krones
Kapitel 29. Fall 29: Akute Pankreatitis – großer Mann, kleiner Stein
Zusammenfassung
Konstantinidis etwas naive Begeisterung für die Tiefen der Intensivmedizin, die er im letzten Jahr gezeigt hatte, hat ihm die Versetzung auf die Intensivstation eingebrockt. Der junge Arzt ist 2 Monate nach der letzten Rotation nicht sicher, ob sich das wirklich positiv auf ihn auswirkt. Er kämpft vor allem mit dem Schichtsystem. Aber eigentlich bleibt kaum Zeit zum Zweifeln oder Hadern, das hohe Tempo des Rein-Raus bietet kaum Pausen dafür. Heute Morgen, direkt nach der Übergabe, rauscht bereits der erste Neuzugang des Tages ein. Akute Pankreatitis ist das Schlagwort, das aus der Notfallambulanz herüberschwappt. Während das Pflegepersonal den großgewachsenen, am Stamm übergewichtigen Patienten verkabelt, studiert Konstantinidis die Unterlagen. Wo hat der Mann die Pankreatitis her?
Carsten J. Krones
Kapitel 30. Fall 30: Pankreastumor – es wird ernst
Zusammenfassung
Dr. Amelie Brandel ist zu einem Konsil in die Medizinische Klinik 1 gebeten worden. Auf der Station sucht sie nach Christine Kappel. Die 75 Jahre alte, pensionierte Kindergärtnerin ist vor einigen Tagen mit einem schmerzlosen Ikterus aufgenommen worden. Die umfassende Diagnostik hat den Verdacht auf einen Pankreaskopftumor ergeben. Der Befund erscheint resektabel, man trifft sich zur Planung des operativen Vorgehens. Auf dem Weg in die Innere hadert Brandel mit dem Krankheitsbild des Pankreaskarzinoms. Die Fälle werden nach ihrem Empfinden immer mehr, und das Krankheitsbild bleibt trotz aller Bemühungen trotzdem so bedrohlich. Irgendwas wird uns letztendlich alle erwischen, denkt die Oberärztin, doch ein Pankreaskarzinom muss es doch nicht gerade sein.
Carsten J. Krones
Kapitel 31. Fall 31: Rektumkarzinom – bitte kein Stoma
Zusammenfassung
Wieder ist Mittwoch. Und wie jeden Mittwoch muss Dieter Richter, früher leitender Oberarzt unter dem alten Chef Prof. Müller, die koloproktologische Sprechstunde abhalten. Dabei ist heute der erste schöne Frühlingstag im April, und viel lieber wäre er seinem Hobby, dem Gärtnern, nachgegangen. Ambulanzpflegerin Petra Wiedemann, die heute überraschend gut gelaunt ist, bittet eine 71-jährige Frau, Doris Schäfer, ins Sprechzimmer. Weil Oberarzt Richter schon über zwanzig Jahre in der Abteilung tätig ist, kann er sich an Frau Schäfer gut erinnern. Das ist doch die, die 2006 unbedingt vom Chef an der Schilddrüse operiert werden wollte, obwohl sie nicht privat versichert war. Damals argumentierte sie, dass sie ihre Stimme als Chorsängerin behalten müsse. – Frau Schäfer ist ganz aufgeregt. Es hat im letzten Herbst angefangen. Durchfälle mit Blähungen standen im Vordergrund. Nach Absetzen von Käse wurde aber alles besser. Eine Laktoseintoleranz sei ausgeschlossen worden. Dadurch lässt sich Dieter Richter nicht beeindrucken. Als alter Hase stellt er die entscheidende Frage: „Frau Schäfer, wurde bei Ihnen schon eine Darmspiegelung oder ein Stuhltest durchgeführt?“
Karl-Heinz Ebert
Kapitel 32. Fall 32: Hämorrhoiden – „a pain in the ass“
Zusammenfassung
Dienstags darf Assistenzärztin Henrike Hauenstein während ihrer Privatassistenz auf der C1 immer die koloproktologische Sprechstunde begleiten … wenn die Patienten versorgt sind und die Visite „durch“ ist. Aktuell sind es nur zwölf. Überschaubare Zahl. Zwar ist Frau Hauenstein erst ein halbes Jahr im Team, aber wie so oft hat sie die Normalstation schon geschmissen, während alle mal wieder im OP verschwunden waren. Heute ist ausnahmsweise die Oberärztin Dr. Annelie Brandel für die proktologische Sprechstunde zuständig. Das ist nicht so ganz ihr Ding, munkelt man, sie bevorzugt Schilddrüsen. Als leitende Oberärztin kann sie sich ihre Patienten eigentlich fast aussuchen. Als Frau Hauenstein die Sprechstundenhilfe begrüßt, wirft diese ihr lediglich einen müden Blick zu. „Die ist auch schon zu lange dabei“, denkt sich die Assistenzärztin. Die Oberärztin scheint noch unterwegs zu sein, die ersten zwei Patienten sitzen schon im Wartezimmer. Motiviert fragt Hauenstein die Arzthelferin, wer als Erstes drankommt. Sie möchte eine der Patientinnen schon kennenlernen, bevor Dr. Brandel auftaucht.
Benjamin Bock, Carsten J. Krones
Kapitel 33. Fall 33: Perianale Fistel – der falsche Weg nach draußen
Zusammenfassung
Samstagmorgen, 10 Uhr, draußen herrscht eisige Kälte. Kahle Bäume schaukeln im Wind. Dr. Bauerschmidt will hier nicht sein. Nicht hier, nicht auf der Intensivstation. Dieser Dienst kann nicht gut ausgehen. Die Intensivvisite führen die Chirurgen gemeinsam mit der Anästhesie. Mit etwas Glück sind empathische Oberärzte dabei. Heute leider nicht. Die Kollegin aus der Anästhesie – ehemals im selben Semester wie Bauerschmidt – faselt sichtlich müde über ihre Erlebnisse der letzten Nacht. Die Hälfte dessen, was als „Übergabe“ bezeichnet wurde, hätte sie auch weglassen können. Bauerschmidt beobachtet etwas deprimiert die Bäume. Mit im Dienst steht die Oberärztin Dr. Brandel. Eigentlich sollte auch ein PJ-Studierender dabei sein. Ist er aber nicht. Also muss Bauerschmidt alle Verbände während der Visite selbst wechseln. Das verbessert die Laune nicht. Die Nacht war auch kurz. Silvesterparty – sehr mäßige Veranstaltung: schlechtes Essen, mieser Wein, immer die gleichen Verdächtigen dabei. Nach einer gefühlten Ewigkeit auf der Intensivstation schlendert der Chirurg zur weiteren Dienstübergabe in die Notaufnahme. Frau Dr. Brandel schwirrt in Windeseile zu einem Konsil, das sie schon seit gestern in der Tasche spazieren trägt. Inzwischen soll Bauerschmidt die Aufnahme eines Patienten aus den frühen Morgenstunden zu Ende führen. Afrikanische Herkunft, die Kollegin in der Notaufnahme kenne weitere Details.
Benjamin Bock, Carsten J. Krones
Kapitel 34. Fall 34: Analfissur – Mini-Riss, Maxi-Schmerz
Zusammenfassung
Aufgeregt hat die Chefarztsekretärin den Anruf entgegengenommen. Der bekannte Industrielle Meyer muss morgen nach China fliegen, und er hat ein riesiges Problem. Schmerzen im After – mehr möchte er nicht sagen. Glücklicherweise ist Chefarzt PD Dr. Gertjens heute von seinem Motorradurlaub wieder zurück. Natürlich kann der Industrielle Meyer auch außerhalb der Chefarztsprechstunde einen Termin für heute bekommen. Er ist schließlich ein Duzfreund des Chefarztes. Die Sprechstundenhilfe bittet Herrn Meyer, Platz zu nehmen. Chefarzt PD Dr. Gertjens begrüßt freudig seinen langjährigen Bekannten. Dieser zieht eine Überweisung seines Hausarztes hervor. Darauf steht: „Verdacht auf thrombosierte Hämorrhoide.“ Herr Meyer teilt mit, dass sein Hausarzt noch vor vier Wochen an einer Veranstaltung des Ärztevereins teilgenommen habe. Die hübsche leitende Oberärztin Frau Dr. Amelie Brandel habe damals über proktologische Erkrankungen gesprochen. Der Hausarzt sei so von Frau Dr. Brandel fasziniert gewesen, dass er sich – im Gegensatz zu sonst – einiges gemerkt habe. Vor allem: Bei Schmerzen immer an thrombosierte Hämorrhoiden denken!
Karl-Heinz Ebert
Kapitel 35. Fall 35: Schockraum – Fensterln falsch herum
Zusammenfassung
Das hatte keiner erwartet. Zugegeben: Der Verlauf von Friedhelm Sprenger war bisher nicht unkompliziert. Den 81-Jährigen hatte zunächst eine Lungenembolie in die Medizinische Klinik des Hauses gebracht. Ursächlich fand sich ein subtotal stenosierendes Karzinom im Colon ascendens, die Embolie war also am ehesten paraneoplastischer Genese. Im Rahmen der OP-Vorbereitung hatte der Patient auch noch ganz unerwartet einen Grand-mal-Krampfanfall erlitten. Die Diagnostik hatte keine Raumforderung im Kopf ergeben, die Epilepsie war völlig unabhängig von den anderen Erkrankungen. Und schließlich entwickelte der arme Mann postoperativ trotz PDK auch noch eine knackige Atonie. Doch jetzt war eigentlich alles überstanden. Heilung durch, Atonie vorbei, Epilepsie eingestellt, Remobilisation läuft. Und jetzt liegt er da.
Carsten J. Krones
Kapitel 36. Fall 36: IPA-BeatmungBeatmung – nicht auf dem Schlauch stehen
Zusammenfassung
Frau Petric, 71 Jahre, schwere COPD, liegt seit 5 Tagen intubiert auf der internistischen Intensivstation. Jetzt steht die Tracheotomie an. Dr. Konstantinidis soll operieren, Frau Dr. Brandel assistieren. Das Operations-Duo führt eine Vorvisite durch, der Eingriff steht für den nächsten Tag an. Konstantinidis macht aus seinem Desinteresse auf Intensivmedizin keinen Hehl. „Davon muss ich Gott sei Dank nichts verstehen“, murmelt er, während die beiden sich über die Intensivkurve beugen. Brandel zuckt zusammen: „Was?“ Die Oberärztin ist kurz schockiert. Es ist schon traurig, wie wenig die jungen Assistenzärzte von heute über ihren Tellerrand gucken mögen. Aber die Intensivmedizin ist essenzieller Bestandteil der Viszeralchirurgie. Konstantinidis will sich gerade trollen, da wird er von der Oberärztin gestoppt. „So assistiere ich dir das nicht! Hierbleiben!“ Und dann geht die wilde Reise los. Schwester Natalie, die den jungen Athener sehr sympathisch findet, schaut mitleidig, kann ihn aber nicht retten. Als Erstes lässt sich Brandel den Monitor erklären.
Carsten J. Krones
Kapitel 37. Fall 37: IPA Sepsis – eine Leseratte
Zusammenfassung
Die Beatmungs-Session mit der Oberärztin Brandel hat Konstantinidis angefixt. Nein, nicht, dass er jetzt zum fleißigen Bienchen mutiert. Das ist ihm wirklich zu „deutsch“. Im Nachgang hat er versucht, bei Schwester Natalie zu landen. Und die hat ihn glatt abfahren lassen. Peinlich, aber wahrscheinlich war sein Auftritt einfach zu mau. Das darf ihm nicht noch mal passieren. Anstatt also mit seinen Freunden an diesem Freitagabend „die Sau rauszulassen“ und auf dem Tisch zu tanzen, sitzt Stavros Konstantinidis zuhause mit einer Tüte Vinegar-Chips auf dem Sofa und liest ein Buch über Intensivmedizin. Der Herr sendet doch Zeichen und Wunder. Aber Natalie ist es wert. Nächstes Kapitel: Sepsis. Hat er bis jetzt auch noch nicht verstanden.
Carsten J. Krones
Kapitel 38. Fall 38: IPA NierenersatztherapieNierenersatztherapie – alles fließt
Zusammenfassung
Die Intensivtherapie lässt Konstantinidis nicht los. Die Beatmungssession und der Freitagabend auf der Couch mit Bier, Chips und Sepsis haben den jungen Chirurgen wirklich weitergebracht. Natalie dagegen noch nicht so richtig. Die Frau sucht die große Liebe und kein Abenteuer. Das ist für Konstantinidis eigentlich deutlich zu früh. Die letzte intensivmedizinische Diskussion rankte sich in der Frühbesprechung um die Nierenersatztherapie. Ein weiteres, bis hierhin blankes Kapitel in Konstantinidis Intensiv-Tagebuch. Er hat versucht, das Thema mit seinem befreundeten Kollegen Bauerschmidt zu diskutieren. Keine Chance, Bauerschmidt ist nicht interessiert. Der kümmert sich seit Tagen nur um ein neues Auto. Nach Exkursen über hochgepimpte Golfs und alle Arten übermotorisierter BMWs ist Bauerschmidt aktuell an einem Porsche Cayman hängengeblieben. Hat auch was. Medizinisch bringt einen das allerdings nicht weiter, denkt Konstantinidis, und vertieft sich am Abend in seiner Wohnung nochmals in sein Buch über Intensivmedizin. Einen Freitag möchte er für dieses schmale Kapitel nicht opfern, ist aber auch ein Mittwoch. Das sollte wohl reichen. Das Kapitel startet nicht unerwartet mit Indikationen.
Carsten J. Krones
Backmatter
Metadaten
Titel
Viszeralchirurgische Fälle für die Facharztprüfung
herausgegeben von
Dr. med. Carsten J. Krones
Dr. med. Benjamin Bock
Copyright-Jahr
2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-55869-0
Print ISBN
978-3-662-55868-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-55869-0

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Das Karpaltunnelsyndrom ist die häufigste Kompressionsneuropathie peripherer Nerven. Obwohl die Anamnese mit dem nächtlichen Einschlafen der Hand (Brachialgia parästhetica nocturna) sehr typisch ist, ist eine klinisch-neurologische Untersuchung und Elektroneurografie in manchen Fällen auch eine Neurosonografie erforderlich. Im Anfangsstadium sind konservative Maßnahmen (Handgelenksschiene, Ergotherapie) empfehlenswert. Bei nicht Ansprechen der konservativen Therapie oder Auftreten von neurologischen Ausfällen ist eine Dekompression des N. medianus am Karpaltunnel indiziert.

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S2e-Leitlinie „Distale Radiusfraktur“

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Das Webinar beschäftigt sich mit Fragen und Antworten zu Diagnostik und Klassifikation sowie Möglichkeiten des Ausschlusses von Zusatzverletzungen. Die Referenten erläutern, welche Frakturen konservativ behandelt werden können und wie. Das Webinar beantwortet die Frage nach aktuellen operativen Therapiekonzepten: Welcher Zugang, welches Osteosynthesematerial? Auf was muss bei der Nachbehandlung der distalen Radiusfraktur geachtet werden?

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S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“

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Inhalte des Webinars zur S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“ sind die Darstellung des Projektes und des Erstellungswegs zur S1-Leitlinie, die Erläuterung der klinischen Relevanz der Klassifikation EAES 2015, die wissenschaftliche Begründung der wichtigsten Empfehlungen und die Darstellung stadiengerechter Therapieoptionen.

Dr. med. Mihailo Andric
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.