Erschienen in:
28.12.2023 | Vergewaltigung | Originalarbeit
Rückfallrelevanz selbst berichteter Vergewaltigungsmythen bei wegen Vergewaltigung verurteilten Männern
verfasst von:
Laura Freudenthaler, MSc, Reinhard Eher, Prof. Dr.
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Bisher zeigt sich in der Forschung kein eindeutiges Bild der Bedeutsamkeit von Vergewaltigungsmythen als Risikofaktor für Rückfälligkeit bei Männern, die wegen Sexualstraftaten verurteilt wurden. Aus diesem Grund war das Ziel der vorliegenden Studie, an einer österreichischen Stichprobe von wegen Vergewaltigung verurteilten Männern zu überprüfen, ob Vergewaltigungsmythen mit sexueller und gewalttätiger (inklusive sexuell-gewalttätiger) Rückfälligkeit zusammenhängen bzw. diese vorhersagen können. Darüber hinaus interessierte, ob Personen, die sexuelle Gewalt ausgeübt haben, je nach Static-99-Risiko-Kategorien in unterschiedlichem Ausmaß eine Akzeptanz von Vergewaltigungsmythen angeben, und ob diese mit dem Static-99-Gesamtwert zusammenhängt. Dazu wurden Daten von N = 362 Männern, die eine Vergewaltigung an einer Frau verübt hatten, ausgewertet. Selbst berichtete Vergewaltigungsmythen erwiesen sich insgesamt als nicht prädiktiv für sexuelle bzw. gewalttätige (inklusive sexuell-gewalttätiger) Rückfälligkeit 5 und 10 Jahre nach Entlassung aus einer Haftstrafe. Auch lagen in den unterschiedlichen Risikokategorien keine signifikanten Unterschiede und kein bedeutsamer Zusammenhang mit dem Static-99-Gesamtwert vor. Diskutiert wird, dass Vergewaltigungsmythen möglicherweise nur im Rahmen weiter gefasster „attitudes tolerant/supportive of sexual offending“ risikorelevant sind oder sogar von diesen konzeptuell abzugrenzen sind. Auch wird die Anwendung von Selbstberichtsverfahren bei prognostischen Einschätzungen kritisch abgehandelt.