Typ-2-Diabetes: Abwarten erhöht Risiko für makrovaskuläre Komplikationen

Auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes, die bereits ein Basalinsulin spritzen, hat es Konsequenzen, wenn bei suboptimaler Blutzuckerkontrolle die Therapie erst verzögert angepasst wird. Welche Komplikationen drohen, wird vom Alter der Patienten mitbestimmt. Notwendige Therapieeskalationen werden bei Typ-2-Diabetes oft hinausgezögert. Die therapeutische Trägheit hat für die Betroffenen erhebliche Konsequenzen – auch dann, wenn sie bereits mit einem Basalinsulin behandelt werden. Daten aus Großbritannien zufolge gilt das für Menschen unter und über 65 Jahre, allerdings mit etwas unterschiedlichen Folgen. Von rund 13.900 Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes, die zwischen 2004 und 2019 erstmalig ein Basalinsulin verordnet bekommen hatten, wiesen ein Jahr später gut 80% immer noch ein HbA1c ≥ 7% auf. Trotzdem wurde nur bei 44% von ihnen die Therapie innerhalb von fünf Jahren intensiviert, bei 3% dauerte es länger und bei 53% fand während des Follow-up (median siebeneinhalb Jahre) gar keine Therapieanpassung statt. Konsequenzen unter 65 Um die Auswirkungen von früher bzw. später Therapieeskalation im Vergleich zu einer von Anfang an optimalen HbA1c-Kontrolle zu untersuchen, wurden nur Personen mit mindestens zweijähriger Nachbeobachtungszeit berücksichtigt. Bei den unter 65-Jährigen war eine späte Therapieintensivierung (nach mehr als fünf Jahren) mit einem um 56% höheren Risiko für makrovaskuläre Komplikationen verknüpft, ein signifikanter Anstieg; die Risiken für kardiovaskulär bedingten Tod und für mikrovaskuläre Ereignisse waren dagegen nur zahlenmäßig erhöht. Bei einer frühen Eskalation zeigte sich im Vergleich zur optimalen BZ-Einstellung nur beim kombinierten Endpunkt aus mikro- und makrovaskulären Ereignissen eine grenzwertige Risikozunahme (+15%). Anstieg der kardiovaskuläre Mortalität bei Älteren In der Altersgruppe über 65 war bei später Therapieintensivierung ein signifikanter Anstieg des kardiovaskulären Sterberisikos um 62% zu verzeichnen. Bei früher Anpassung trat weder dieser noch ein anderer Endpunkt signifikant häufiger auf als unter optimaler Therapie. Mikrovaskuläre Komplikationen waren bei den über 65-Jährigen mit später Therapieeskalation überraschenderweise signifikant seltener als bei dauerhaft guter Kontrolle. „Unsere Studie zeigt, dass therapeutische Trägheit nach der Gabe eines Basalinsulins das Risiko für einen kardiovaskulär bedingten Tod und für makrovaskuläre Komplikationen erhöht“, schreibt die Studiengruppe um Sharmin Shabnam von der University of Leicester. Um das Outcome der Patienten zu verbessern, komme es entscheidend darauf an, bei schlechter Blutzuckerkontrolle die Therapie frühzeitig anzupassen. Die Beobachtung, dass eine späte Eskalation bei den Älteren mit einem verminderten Risiko für Retino- und Nephropathien verknüpft war, wird von den Forschenden nicht kommentiert. Zu beachten ist aber, dass die Gruppe mit später Therapiesteigerung nur aus 361 Personen bestand und von ihnen nur 120 älter als 65 waren.

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