Neue Empfehlungen zur Rettung nach Lawinenunfällen

Bei der Erstversorgung von Lawinenopfern kommt es auf rasches Handeln an. Ein Expertenteam für Bergrettungswesen hat die bisherigen Daten dazu gesammelt und evidenzbasierte Empfehlungen entwickelt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Werden Menschen von einer Lawine erfasst, hängt das Überleben von vielen Faktoren ab, etwa der Freiheit der Atemwege von Schnee und Geröll, dem Vorhandensein einer Atemhöhle und der Stärke des Verschüttungsgrads. Die internationale Kommission für alpine Notfallmedizin (ICAR MedCom) hat jetzt aktualisierte Empfehlungen für das präklinische Management von Lawinenopfern veröffentlicht. Dr. Mathieu Pasquier vom Universitätsspital Lausanne und sein Team haben die verfügbare Forschung zur Bergung von Lawinenopfern analysiert, indem sie die Prognose von Verschütteten bei unterschiedlichen Bedingungen untersucht und Empfehlungen abgeleitet haben. Einbezogen wurden 120 Studien, darunter 45 retrospektive, 44 Fallberichte oder -serien und 18 prospektive Untersuchungen mit Freiwilligen, sieben davon randomisiert. Die meisten sterben an Sauerstoffmangel Die häufigste Todesursache von Lawinenopfern war Asphyxie, die Rate variierte in den einzelnen Studien zwischen 65 und 100%. Am zweithäufigsten starben die Verschütteten an Traumata (5–29%). Seltener war Tod durch Hypothermie (0–4%). In sechs Studien lag die Überlebensrate kritisch Verschütteter nach 15 Minuten bei 93% und nach 45 Minuten bei 25%. Von 140 Lawinenopfern, die zwischen einer und 24 Stunden verschüttet waren, überlebten 19%. Empfehlungen bei kritisch Verschütteten Die Forschenden um Pasquier empfehlen ein von Verschüttungsdauer, Durchgängigkeit der Atemwege und Lebenszeichen abhängiges Management. Ist ein Lawinenopfer ≤ 60 Minuten verschüttet und zeigt keine Lebenszeichen, rät das Expertenteam, von Asphyxie auszugehen und so schnell wie möglich zu beatmen, unabhängig davon, ob die Atemwege frei sind. Ist eine Person ohne Lebenszeichen bereits länger als 60 Minuten verschüttet, hat aber freie Atemwege oder es ist unklar, ob sie verschlossen sind, empfehlen Pasquier et al., von einem primär hypothermiebedingten Herzstillstand auszugehen und eine kardiopulmonale Reanimation (CPR) einzuleiten, es sei denn, die Temperatur kann gemessen werden, um diesen Fall auszuschließen. Bei länger als 60 Minuten Verschütteten ohne Lebenszeichen mit verschlossenen Atemwegen sollte dem Expertenteam zufolge, wenn die Kerntemperatur nicht gemessen werden kann, von asphyxieinduziertem Herzstillstand ausgegangen werden, und keine CPR begonnen werden. Kann die Temperatur gemessen werden, wird bei freien Atemwegen und einer Temperatur von unter 30 °C empfohlen, eine CPR zu versuchen, unabhängig davon, wie lange die Person bereits verschüttet ist. Zeigen Lawinenopfer Lebenszeichen, empfehlen die Forschenden ein EKGMonitoring, eine schonende Behandlung mit Rücksicht auf potenzielle Traumata und Transfer in die am besten geeignete Klinik. Bei Personen mit einer Kerntemperatur < 30 ˚C oder ventrikulären Arrhythmien oder einem systolischen Blutdruck unter 90 mmHg sei der Transport in eine mit ECLS (Extracorporeal Life Support) ausgestattete Klinik zu erwägen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Woran sterben Lawinenopfer und was ist das optimale Management? Antwort: Häufigste Todesursache ist Asphyxie, Experten empfehlen ein von Verschüttungsdauer und Durchgängigkeit der Atemwege abhängiges Management. Bedeutung: Wichtige Fragen sind: Gibt es Lebenszeichen? Ist die Person mehr als eine Stunde verschüttet? Sind die Atemwege frei? Einschränkung: Die Daten wurden vorwiegend retrospektiv erhoben.

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