Erhöhtes kardiovaskuläres Risiko bei PPI-Einnahme

Die Gefahr von Herz-Kreislauf-Komplikationen und frühzeitigem Tod scheint bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zusätzlich zu steigen, wenn sie Protonenpumpenhemmer (PPI) einnehmen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Nutzen und Risiken einer Behandlung mit PPI müssen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes besonders sorgfältig abgewogen werden: Diese Empfehlung gibt ein Forschungsteam aus China unter Berufung auf Daten der UK-Biobank-Studie. Danach ist die Einnahme der Säurehemmer bei Typ-2-Diabetes, unabhängig von der die PPI-Therapie verursachenden Erkrankung, mit einem Anstieg von kardiovaskulären Komplikationen und Gesamtmortalität verknüpft. Die UK-Biobank-Studie ist eine bevölkerungsbasierte prospektive Kohortenstudie mit mehr als einer halben Million Teilnehmenden zwischen 37 und 73 Jahren. Für die aktuelle Analyse wurden nur die 19.229 Beteiligten berücksichtigt, die bei Studienbeginn einen Typ-2-Diabetes, aber noch keine kardiovaskuläre Erkrankung hatten. 3275 hatten angegeben, regelmäßig PPI einzunehmen (an mindestens vier Tagen die Woche für wenigstens vier Wochen). Mehr KHK und Infarkte auch bei vergleichbaren Personen Über den Beobachtungszeitraum von median elf Jahren hatten die PPI-Anwender gegenüber den Nichtanwendern ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko, an KHK zu erkranken (relatives Risiko +27%), einen Herzinfarkt zu erleiden (+34%), eine Herzinsuffizienz zu entwickeln (+35%) und zu sterben (+30%). Nur die Schlaganfallrate war unter PPI nicht erhöht. Bei allen Vergleichen waren umfangreiche Adjustierungen für kardiovaskuläre Risikofaktoren vorgenommen worden. Der Zusammenhang zwischen PPI und kardiovaskulären Komplikationen bzw. Mortalität zeigte sich mit allen PPI und unabhängig vom Alter und Geschlecht der Patienten, von der Dauer und Behandlung des Diabetes und vom Vorliegen einer Indikation für die PPI-Einnahme. Ob die Patienten mit Thrombozytenhemmern behandelt wurden oder nicht, war ebenfalls unerheblich. Auch eine Gegenüberstellung von jeweils 3275 Personen mit und ohne PPI, die in den für eine PPI-Einnahme entscheidenden Faktoren übereinstimmten (Propensity Score Matching), führte zum selben Ergebnis: einem erhöhten Risiko für KHK (+23%), Herzinfarkt (+30%), Herzinsuffizienz (+38%) und Tod (+43%) unter PPI. Liegt es am veränderten Darmmikrobiom? Als Ursache für die beobachtete Assoziation werden unterschiedliche Mechanismen diskutiert. An erster Stelle sind dies Veränderungen des Darmmikrobioms in Verbindung mit einem Rückgang der Diversität, die dazu führen, dass andere Stoffwechselprodukte gebildet werden, die wiederum Entzündungsprozesse fördern oder die Zusammensetzung der Lipoprotein-Klassen verschieben können. Zusätzlich sind auch direkte negative Effekte der PPI auf die Blutzuckerkontrolle möglich. PPI könnten außerdem wegen der Metabolisierung über Cytochrom P450 die Wirkung von Clopidogrel beeinträchtigen, allerdings wurde der Zusammenhang auch bei Patienten ohne thrombozytenhemmende Behandlung festgestellt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Einnahme von PPI und der kardiovaskulären Prognose von Menschen mit Typ-2-Diabetes? Antwort: Das Risiko für KHK, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Tod ist mit PPI signifikant höher als ohne. Bedeutung: 1. Sorgfältiges Abwägen von Nutzen und Risiko einer PPI-Behandlung bei Typ-2-Diabetes. 2. Verstärkte Überwachung der kardiovaskulären Situation bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und PPI-Therapie. Einschränkung: Kohortenstudie; mögliche Verzerrung durch unvollständige Adjustierung.

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