Therapiebegleitung per App: Patienten-Empowerment als Lösung für den verdichteten Versorgungsalltag

Wenn Krebserkrankte in die Sprechstunde kommen, müssen Symptome kontrolliert, der Verlauf bewertet und die Medikation überprüft werden. Eine kostenlose, von onkologisch tätigen Ärztinnen und Ärzten entwickelte App kann Patientinnen und Patienten stärker in die Versorgung und die Dokumentation von Symptomen und Befunden einbinden. Das macht Verläufe transparenter, unterstützt die Kommunikation und erleichtert den Versorgungsalltag deutlich – gut durchdacht und auf das Wesentliche fokussiert ist diese App für alle Krebserkrankten geeignet. Wie überall in der Medizin hat sich in den letzten Jahren auch in der Krebsmedizin der Versorgungsalltag immer stärker verdichtet: Mehr Patientinnen und Patienten müssen versorgt werden und die Behandlungszeiten werden durch Fortschritte in der palliativen und adjuvanten Therapie länger. Durch Immuntherapien und die Zunahmen an gezielten Therapien wird die Behandlung außerdem komplexer und das Spektrum unerwünschter Therapieeffekte breiter. Das alles macht es erforderlich, Symptom- und Befundverläufe präzise im Blick zu behalten – trotz des zunehmenden Zeitdrucks im Alltag der onkologischen Versorgung. Krankheitsrelevante Daten einfach erfassen Genau hier setzt die digitale Patienten-Anwendung Onkobutler (www.onkobutler.de) an: eine einfach zu nutzende, kostenfrei in den App-Stores von Apple und Google verfügbare Applikation, die es Patientinnen und Patienten ermöglicht, sich stärker in die Versorgung einzubringen. Insbesondere im Vorfeld eines Sprechstundenbesuchs können die Patientinnen und Patienten der Praxis mithilfe der App relevante Informationen in aufbereiteter Form zukommen lassen (Abb. 1). So sind sie für das Gespräch mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt optimal vorbereitet. Abb. 1 Die Symptome und Befunde der letzten Wochen können nach Übertragung über die App in der Praxis ausgewertet werden. [M] gorodenkoff / Getty Images / iStockphoto; Onkobutler (Symbolbild mit Fotomodell) × Die App bietet drei Kernfunktionen: Dokumentation der Symptome und des Befindens im digitalen Tagebuch: Die dokumentierten Vitalwerte und Symptome werden unter Einhaltung aller Anforderungen des Datenschutzes sicher gespeichert und werden grafisch im Zeitverlauf aufbereitet. Sie lassen sich an die behandelnde Praxis per gesicherter E-Mail übermitteln, sodass viele wichtige Informationen bereits zur Verfügung stehen, wenn die Patientin oder der Patient das Sprechzimmer betreten. Management der Notfalldaten: Notfallkontakte und wichtige medizinische Basisinformationen werden in der App an zentraler Stelle zusammengefasst. In Notfallsituationen sind so relevante Daten und Telefonnummern unmittelbar verfügbar. Medikationsmanagement: Die zunehmend komplexe medikamentöse Therapie bei vielen Krebserkrankungen macht eine optimale Therapietreue nicht einfach. Die App ermöglicht es, die individuelle Therapie inklusive Dosierungen und Einnahmezeitpunkten zu hinterlegen und passgenaue Erinnerungen zu generieren, die eine verordnungsgemäße Einnahme erleichtern. App bei allen Krebserkrankungen nutzbar Das Besondere dieser speziellen App ist zum einen, dass sie – anders als andere derartige Angebote – nicht indikations- oder medikationsspezifisch ist, sondern von praktisch allen Krebserkrankten genutzt werden kann. Zum zweiten wurde sie aus dem ärztlich-onkologischen Alltag heraus entwickelt und ist auf die Bedürfnisse der Erkrankten sowie des Behandlungsteams abgestimmt. Initiator der App ist Dr. Michael Wöhr, der seit 2003 in Schorndorf bei Stuttgart in einer onkologischen Schwerpunktpraxis arbeitet. Dort wurde den Patientinnen und Patienten schon seit Langem ein Formular mitgegeben, in das sie vor dem nächsten Praxisbesuch eintragen sollten, ob sie z.B. Fieber oder andere Symptome hatten, wie der Appetit war und ob es Probleme mit der Medikation gab. Daraus entwickelte sich zunächst eine Excel-Tabelle und später eine Web-Anwendung, deren Entwicklung damals vom Land Baden-Württemberg unterstützt worden war. Mithilfe des Unternehmens Amgen wurde diese Web-Anwendung kürzlich in eine App-Version umgewandelt und inhaltlich erweitert. Fachlich unterstützt wird die kontinuierliche Weiterentwicklung außerdem durch ein Experten-Board, in dem außer der Hämatologie und Onkologie auch die Fachdisziplinen Uroonkologie und Gynäkoonkologie sowie Palliativmedizin vertreten sind. Das Ergebnis ist eine praktisch ohne digitale Vorkenntnisse zu nutzende Anwendung für Smartphone oder Tablet-PC, die dazu beiträgt, dass behandlungsrelevante Daten von den Krebserkrankten lückenlos erhoben werden können. Das Behandlungsteam kann so ohne zusätzlichen Aufwand auf eine valide und lückenlose Anamnese zugreifen. Dabei wird viel Wert auf Inklusivität gelegt: Sprache, Schriftgröße und Farbgebung sind so gestaltet, dass auch Menschen in höherem Alter oder mit Sehschwierigkeiten damit umgehen können. Erfahrungsbericht Einsatz der App im Praxisalltag Eine einfach zu bedienende App, die Symptome und Befinden dokumentiert und übersichtlich aufbereitet, bindet nicht nur Patientinnen und Patienten besser ein. Sie macht auch den Praxisalltag einfacher. Die onkologische Schwerpunktpraxis in Schorndorf zeigt, wie es geht. Für die onkologisch tätige Fachkrankenschwester Christine Binder vom Zentrum für ambulante Onkologie in Schorndorf ist die App aus der ambulanten onkologischen Versorgung nicht mehr wegzudenken: „Wir bieten sie allen an, die in die Sprechstunde kommen. Jeder wird gefragt.“ Für Binder ist diese App, die relevante Symptome und das Befinden übersichtlich aufbereitet, für beide Seiten hilfreich: „Der Patient fühlt sich eingebunden. Und ich sehe auf einen Blick, was in den letzten Wochen los war, und habe auch noch die Möglichkeit, die Angehörigen einzubeziehen.“ Binder hat beobachtet, dass die Patienten- und Angehörigengespräche bei Einsatz der App deutlich entspannter und auch zielgerichteter verlaufen. Das liege daran, dass wichtige Informationen schon vorab aufbereitet vorliegen und nicht mehr so viele Fragen gestellt werden müssten: „Ich habe dann auch mal wirklich zehn Minuten Zeit, um nur zuzuhören.“ Vollständiges Bild der Zeit zwischen den Praxisbesuchen Dr. Michael Wöhr schätzt neben der Zeitersparnis im Arzt-Patienten-Gespräch auch die Vollständigkeit der Dokumentation: „Bei Patienten, die nur alle drei Wochen kommen, sind die schlechten Tage häufig schon wieder verdrängt und wir bekommen ein geschöntes Bild.“ Manche Patientinnen und Patienten täten sich auch schwer damit, über schlechte Tage zu sprechen. Die App mache das Patientengespräch von solchen psychologischen Faktoren unabhängiger, so Wöhr. Vorgestellt wird die App den Patientinnen und Patienten in der Schorndorfer Praxis in der Regel während des Coaching-Gesprächs, das die onkologische Fachkrankenschwester mit allen führt, die das erste Mal in die Praxis kommen. In diesen Gesprächen geht es um alles, was mit der Krebstherapie zu tun hat, von sozialen Aspekten über Taxischein bis zur Ernährung – und auch um die App: „Ich stelle die App vor und sage, dass sie das Leben deutlich einfacher macht – für die Patienten und für mich“, so Binder. In der Patientenmappe, die ebenfalls alle erhalten, ist der Flyer zur App enthalten, der nochmal an die App erinnert und den Link zum App-Store enthält. Optimale Vorbereitung des Sprechstundenbesuchs Wer sich für die App entscheidet, wird in der Praxis in Schorndorf gebeten, die Auswertung der letzten Wochen ein bis zwei Tage vor jedem Sprechstundenbesuch per verschlüsselter E-Mail an die Praxis zu senden. Das geht unkompliziert direkt aus der App heraus. Es muss lediglich einmalig eine E-Mail-Adresse hinterlegt werden, welche die Praxis den App-Nutzenden mitteilen muss. „Ich brauche in aller Regel unter einer Minute, um das PDF durchzusehen und Auffälligkeiten herauszufiltern. Diese kann ich dann gezielt mit den Patienten besprechen. Ich spare also Zeit“, so Wöhr. Ihn begeistert außerdem die Qualität der Dokumentation, welche die Patientinnen und Patienten mit dem PDF quasi schon mitliefern: „Die Daten werden in unser Informationssystem eingepflegt, und wir haben ohne zusätzlichen, eigenen Zeitaufwand eine sehr gute Dokumentation.“ Diese sei besser als alles, was sonst in der zur Verfügung stehenden Zeit an Anamnese für das Intervall dokumentiert werden könnte. Und bei Patientinnen und Patienten, die die App nutzen, brauche er sich in der Regel auch keine Gedanken mehr um die Compliance zu machen, ergänzte Wöhr. Der Weg in die digitale Onkologie Arztpraxen, die die Onkobutler-App nutzen wollen, können darüber mit Faltblättern und Flyern informieren, die über den Außendienst von Amgen erhältlich sind. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, ein informatives Patientenvideo zu nutzen, das die App und ihre wichtigsten Funktionen knapp und verständlich vorstellt. Dieses Video kann beispielsweise in digitale Informationsangebote der Praxis integriert werden. Es kann hier eingesehen werden. Wer von Dr. Michael Wöhr und der onkologischen Fachkrankenschwester Christine Binder vom Zentrum für ambulante Onkologie in Schorndorf aus erster Hand erfahren möchte, was die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten der App im onkologischen Versorgungsalltag sind, findet hier ein einführendes Video. Impressum „Digitale Krebsversorgung – Therapiebegleitung per App: Patienten-Empowerment als Lösung für den verdichteten Versorgungsalltag“ Erfahrungsbericht und ergänzende Informationen Bericht: Philipp Grätzel von Grätz, Berlin Artikel gedruckt in „Die Onkologie“, Band 28, Heft 12, Dezember 2022 Mit freundlicher Unterstützung der Amgen GmbH, München Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Annette Schilling Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature. Geschäftsführung: Fabian Kaufmann, Dr. Cécile Mack, Dr. Hendrik Pugge Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF-Download: Digitale Krebsversorgung - Therapiebegleitung per App: Patienten-Empowerment als Lösung für den verdichteten Versorgungsalltag

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