Erschienen in:
01.07.2013 | Originalien und Übersichten
Posttraumatische Belastungsstörungen nach Auslandseinsätzen deutscher Soldaten
Steigt das Risiko mit der Einsatzdauer?
verfasst von:
S. Trautmann, S. Schönfeld, M. Höfler, A. Heinrich, R. Hauffa, P. Zimmermann, H.-U. Wittchen
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 7/2013
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Zusammenfassung
Internationale Studien deuten auf ein ansteigendes Risiko für Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) bei Soldaten mit zunehmender Dauer des Auslandseinsatzes hin. In der vorliegenden Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, ob das PTBS-Erkrankungsrisiko mit der Länge der Einsatzdauer im Zusammenhang steht. Grundlage für diese Analyse ist eine stratifizierte, repräsentative Zufallsauswahl von n = 1483 ISAF-Soldaten, die standardisiert diagnostisch untersucht wurden. Vergleiche wurden nach den Einsatzdauerkategorien 1 bis 2 Monate, 3 bis 5 Monate und 5 bis 8 Monate durchgeführt und um dimensionale Analysen ergänzt. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Einsatzdauer und der Zahl an erlebten belastenden und traumatischen Ereignissen, jedoch ergab sich sowohl für die Gesamtstichprobe als auch in Subgruppenanalysen keine linearere Assoziation zwischen dem PTBS-Risiko und der Einsatzdauer. Bimodale Verteilungen legen nahe, dass das Risiko in den ersten 2 Monaten und – weniger ausgeprägt sowie auf den Einsatzort Kunduz beschränkt – bei Soldaten mit 6 und mehr Monaten Einsatzzeit erhöht ist. Das erhöhte Risiko bei kurzen Einsätzen ist möglicherweise auf die Selektion vulnerabler Personen und auf unterschiedliche Einsatzbedingungen zurückzuführen. Bei den von uns untersuchten deutschen ISAF-Soldaten zeigt sich also nach unseren naturalistischen Studienbefunden kein generell ansteigendes PTBS-Risiko mit zunehmender Einsatzdauer. Es gibt aber Hinweise auf eine Risikoerhöhung bei lange in Hochrisikogebieten (z. B. Kunduz) eingesetzten Soldaten.