Erschienen in:
01.08.2012 | Originalarbeit
Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland
Charakteristika, Ressourcenverbrauch und Kosten
verfasst von:
Dr. T. Reinhold, S. Rosenfeld, F. Müller-Riemenschneider, S.N. Willich, T. Meinertz, P. Kirchhof, B. Brüggenjürgen
Erschienen in:
Herz
|
Ausgabe 5/2012
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Zusammenfassung
Einleitung
Vorhofflimmern gilt als die häufigste Rhythmusstörung des Herzens und als ein entscheidender Risikofaktor arterieller Thromboembolien. Die Häufigkeit des Krankheitsbildes „Vorhofflimmern“ wird aufgrund der Entwicklung der Altersstruktur der Bevölkerung sowie der verbesserten Therapie akuter und chronischer Herzerkrankungen weiter zunehmen.
Zielstellung
Primäre Ziele der vorliegenden Analyse waren die Beschreibung von Patientencharakteristika, die Bewertung der mit Vorhofflimmern assoziierten Ressourceninanspruchnahme und die Abschätzung der damit verbundenen direkten Behandlungs- und Folgekosten. Sekundäre Ziele waren die Identifikation von Einflussaktoren auf die Kosten und die Art des Vorhofflimmerns.
Methoden
Die Analyse basiert auf dem repräsentativen ATRIUM-Register (Ambulantes Register zur Morbidität des Vorhofflimmerns), einer prospektiven, multizentrischen Kohortenstudie, bei der Eigenschaften und Ressourceninanspruchnahme konsekutiv eingeschlossener Patienten von Allgemein- und Hausärzten dokumentiert wurden. Die dokumentierte Ressourceninanspruchnahme wurde anschließend mit Kosten bewertet. Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf der Baseline-Dokumentation und beziehen sich auf den Zeitraum ab 12 Monate vor Studieneinschluss.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 3.667 Patienten (Alter 72,1±9,2 Jahre; 58% Männer) eingeschlossen, die bei 730 ärztlichen Leistungserbringern in Behandlung waren und alle Einschlusskriterien erfüllten.
Die Patienten hatten durchschnittlich 2,4±1,0 unterschiedliche bekannte Risikofaktoren, am häufigsten Hypertonus (84% aller Patienten). Häufigste Begleiterkrankungen waren Herzinsuffizienz (43%) und koronare Herzerkrankung (KHK, 35%). Arzneimittel zur oralen Antikoagulation (86%) und Betarezeptorenblocker (75%) gehörten zu den am häufigsten verordneten Medikamenten. Bei einem Drittel der Betroffenen wurde während der letzten 12 Monate eine spezifische Vorhofflimmertherapie (z. B. medikamentöse Konversion, Kardioversion) durchgeführt. Die krankheitsspezifischen Gesamtkosten der Patienten betrugen 3.274±5.134 Euro, wobei die akute (stationäre) Vorhofflimmerbehandlung mit mittleren Kosten von 1.639±3.623 Euro pro Patient den größten Anteil an den Gesamtkosten hatte. Patienten mit hohen Kosten sind signifikant jünger und haben mehr Begleiterkrankungen.
Schlussfolgerung
Vorhofflimmern ist mit deutlichen patientenbezogenen Zusatzkosten assoziiert, die insbesondere durch Aufwendungen im Rahmen der stationären Versorgung bedingt werden. Neue, innovative Behandlungsstrategien scheinen insbesondere dann ein Einsparpotenzial zu bieten, wenn sie in der Lage sind, nachgelagerte Hospitalisierungen, entweder durch Vorhofflimmern direkt oder durch Folgeereignisse verursacht, zu vermeiden.