Erschienen in:
14.02.2019 | Metastasen | Quiz
Tumortöchter
verfasst von:
Moritz Borchers
Erschienen in:
Im Fokus Onkologie
|
Ausgabe 1/2019
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Auszug
Filiae — zu Deutsch: Töchter — ist der lateinische Fachterminus für Absiedlungen eines Tumors (das gängigere „Metastasen“ ist altgr. und heißt so viel wie „Wanderungen“). In der Onkologie erfährt der Begriff des Tochtergeschwulsts mitunter eine makabre Doppelbedeutung: Extrem selten kommt es vor, dass das Krebsleiden einer Mutter während der Schwangerschaft auf die Tochter (oder den Sohn) übergeht. Seit 1866 wurden circa 17 Fälle dokumentiert, in denen eine solche Mutter-Kind-Metastasierung als wahrscheinlich gilt [Isoda T et al. Proc Natl Acad Sci U S A. 2009;106(42):17882-5]. In einem aktuelleren Fall konnten Ärzte um Takeshi Isoda, Tokyo, Japan, die mütterliche Herkunft des Tumors auch durch genetische Analysen belegen [ibidem]. In früheren Fällen war dies aus histopathologischen Ähnlichkeiten zwischen mütterlichem und kindlichem Tumor erschlossen worden. Dass Tumoren der Mutter so extrem selten das Kind treffen, interpretieren Isoda und Kollegen als Beweis für die Effektivität von Plazentaschranke und Immunüberwachung; für letzteres spricht, dass im japanischen Fall Gene für das HLA(humane Leukozytenantigen)-System bei der Übertragung des Tumors von der Mutter auf die Tochter verloren gegangen waren. Weil das Immunsytem HLA braucht, um zwischen eigenem und fremdem (bösartigen) Gewebe zu unterscheiden, könnte der Tumor der töchterlichen Abwehr entwischt sein. …