Erschienen in:
01.09.2011 | Schwerpunkt
Psychokardiologischer Praxisleitfaden für die ICD-Implantation und Langzeitbetreuung
verfasst von:
Prof. Dr. rer. med. J. Jordan, Dipl. Psych., Dr. J. Sperzel
Erschienen in:
Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
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Ausgabe 3/2011
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Zusammenfassung
In der wissenschaftlichen Literatur gibt es nur sehr wenige Berichte über systematische Schulungen oder Informationsangebote nach der Implantation. Wir befinden uns hier erst am Beginn der Forschung und es gibt noch keine ausreichend evaluierten Modelle, die die Grundlage für Empfehlungen sein könnten. Etwa 80% der Betroffenen, der Angehörigen und der Ehepartner zeigen eine gute kognitive Akzeptanz und kommen mit der Situation recht gut zurecht. 20% der Patienten sind in den ersten 12 Monaten nach der Implantation jedoch ängstlich und depressiv. Diese Patienten sollten unbedingt erkannt und ggf. behandelt und unterstützt werden. Deshalb ist es in den Beratungen und bei den Routineterminen wichtig, den Patienten Gesprächsräume zu eröffnen. Nur so können die behandelnden Kardiologen erkennen, ob die Patienten in einem erheblichen Ausmaß psychisch belastet sind. Es empfiehlt sich, unmittelbar nach der Implantation (vor der Entlassung) ein Screening auf Angst und Depression durchzuführen (z. B. HADS) und einen Fragebogen zur Informiertheit und zu offenen Fragen zu verteilen. Dies gäbe nicht nur einen Anhaltspunkt für eine gezielte Gesprächsführung während der Folgetermine im ersten Jahr, sondern ermöglicht es, diesen Patienten ein gesondertes Schulungsprogramm anzubieten, um auf diese Erlebniszustände spezifisch eingehen zu können. Patienten, die mehr als 5 Schocks in 12 Monaten oder mehr als 3 Schocks in ein und derselben Episode erlebt haben, sollten einem psychokardiologischen Konsiliarius vorgestellt werden, damit geprüft werden kann, ob es posttraumatische Störungen gibt. Diese müssen unbedingt behandelt werden, da sie im Allgemeinen nicht spontan remittieren.