Erschienen in:
01.01.2014 | Originalien
Vorsorgedokumente in der präklinischen Notfallmedizin
Prospektive fragebogenbasierte Analyse
verfasst von:
Dr. J.C. Brokmann, T. Grützmann, A.K. Pidun, D. Groß, R. Rossaint, S.K. Beckers, A.T. May
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 1/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Über die Häufigkeit von Vorsorgedokumenten (VD) sowie deren Praktikabilität, Aussagekraft und Berücksichtigung in Notfallsituationen gibt es bislang nur wenige Kenntnisse. Auch Angaben zu Reaktionen der Patienten, Angehörigen und Pflegenden auf die Nachfrage nach VD in Notfallsituationen sind weitestgehend unbekannt.
Ziel der Arbeit
Die oben genannten Forschungslücken sollten aufgegriffen und Daten darüber erhoben werden, inwiefern die Beachtung der Selbstbestimmung von Patienten in Notfallsituationen optimiert werden kann.
Material und Methode
Über einen Zeitraum von 12 Monaten (Dezember 2007 bis Dezember 2008) wurde der notärztlichen Dokumentation eines Notarzteinsatzfahrzeugs des Rettungsdienstbereichs der Stadt Aachen ein Erhebungsbogen beigefügt. Bei 1047 Notfalleinsätzen konnten Patienten bzw. deren Angehörige oder Pflegende zu VD befragt werden. Es wurde dokumentiert, wie häufig VD dem Notarzt vorgelegt werden konnten, in welchem Umfang diese vom Notarzt beachtet werden konnten, welche Aussagekraft sie hatten, welche etwaigen Probleme auftraten und wie die Teilnehmer auf diese Nachfragen reagierten.
Ergebnisse
In 12,1 % der Einsätze (127 von 1047) gaben die Patienten an, eine Patientenverfügung (PV) erstellt zu haben. Eine Vorsorgevollmacht (VV) lag in 4,2 % der Fälle (44 von 1047) vor, und in 2,6 % der Einsätze (27 von 1047) existierte eine Betreuungsverfügung (BV). Folgende Probleme wurden zu Praktikabilität und Aussagekraft der VD angegeben: ungenaue Formulierungen (19,1 %), Schwierigkeiten mit dem Umfang der PV (14,9 %) und Widersprüchlichkeit der Aussagen (4,%). Lediglich 29 PV (61,7 %) waren von den Patienten unterschrieben.
Schlussfolgerungen
Nur wenige Notfallpatienten konnten VD aufweisen. Die Einsicht am Einsatzort erwies sich als problematisch, da die Dokumente teilweise nicht verfügbar waren und zeitkritische Situationen ein umfangreiches Nachforschen durch die Notärzte nicht ermöglichten. Eine komprimierte PV-Version (Notfallbogen), v. a. bei Patienten, die keine Reanimation oder die Einlieferung in ein Krankenhaus mehr wünschen, wäre aus Sicht vieler Notärzte hilfreich gewesen. Ein solches Dokument könnte sowohl in der Geldbörse mitgeführt als auch sinnvollerweise in der Akte in Pflegeheimen (Überleitungsbogen) hinterlegt werden.