Erschienen in:
01.09.2010 | Schwerpunkt
Arbeitsbedingungen von Reisebusfahrern
verfasst von:
Dr. B. Geißler, L. Hagenmeyer, K. Meinken, A. Muttray
Erschienen in:
Somnologie
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Ausgabe 3/2010
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Zusammenfassung
Fragestellung
Fahrerschläfrigkeit ist eine Hauptursache schwerer Verkehrsunfälle. Ziel der Studie war herauszufinden, wie groß die Arbeitsbelastung und die daraus resultierende Beanspruchung von Reisebusfahrern ist und ob Hinweise für eine vermehrte Schläfrigkeit vorliegen.
Probanden und Methoden
45 Busfahrer im Alter von 44±9,7 Jahren wurden ärztlich untersucht und später auf einer Fahrt mit Reisegästen begleitet. Es wurden überwiegend Nachtfahrten im Reisefernverkehr durchgeführt. Arbeitsanamnese, psychosoziale Arbeitsbelastung, Schlafquantität und -qualität sowie Tagesschläfrigkeit wurden mittels Fragebögen erhoben. Der momentane subjektive Schläfrigkeitszustand wurde vor Fahrtbeginn und am Fahrtende mit der Karolinska-Schläfrigkeitsskala (KSS) erfasst.
Ergebnisse
93% der Fahrer hatten unregelmäßige Arbeitszeiten und arbeiteten auch nachts. Die Wochenarbeitszeit betrug bis zu 80 h. Eine erhöhte psychosoziale Arbeitsbelastung wurde bei 63%, eine schlechte Schlafqualität bei 22% und eine vermehrte subjektive Tagesschläfrigkeit bei 38% der Fahrer beobachtet. Subjektiv waren die Fahrer nach der Fahrt schläfriger als vor der Fahrt (3. Quartil der KSS: 7 vs. 4).
Fazit
Bei etwa einem Viertel der Reisebusfahrer ergaben sich Hinweise für eine erhöhte Schläfrigkeit. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei der Stichprobe um eine positive Selektion handelt. In der Grundgesamtheit aller im Fernverkehr tätigen Busfahrer dürften die Arbeitsbedingungen erheblich ungünstiger, das Schlafdefizit entsprechend höher und das daraus resultierende Unfallrisiko beträchtlich sein. Erforderlich sind verbesserte Maßnahmen der Prävention.