Erschienen in:
01.11.2011 | Leitthema
Insulintherapie auf der Intensivstation
verfasst von:
M. Dreyer
Erschienen in:
Die Diabetologie
|
Ausgabe 7/2011
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Zusammenfassung
Erhöhte Blutglukosewerte sind bei Patienten mit und ohne bekannten Diabetes mellitus auf Intensivstationen mit einer erhöhten Mortalität und Morbidität assoziiert. Nach dem Stand der Interventionsstudien sowie den wenigen weltweiten Standards und Leitlinien zur Insulintherapie auf Intensivstationen galt bis einschließlich 2007: Beginn einer Insulintherapie bei Blutglukosewerten >110–140 mg/dl (>6,1–7,8 mmol/l) mit dem Ziel, einen Plasmaglukosespiegel von 80–110 mg/dl (4,4–6,1 mmol/l) zu erreichen. Große Studien und auch Metaanalysen erbrachten in den folgenden Jahren völlig andere Ergebnisse. Die aggressive Therapie hatte keinen günstigen Einfluss auf die Mortalität; diese war in der größten Interventionsstudie (NICE-SUGAR, CMAJ 2009, 180:821–827) sogar signifikant höher gegenüber der Kontrollgruppe. Die Morbidität unter Einbeziehung der schweren Hypoglykämien war in allen Studien erhöht. Daher empfehlen die Fachgesellschaften in ihren Leitlinien seit 2009, auf den Intensivstationen eine i.v.-Insulin-Therapie erst bei Plasmaglukosewerten > 180 mg/dl (>10 mmol/l) zu starten und den Zielbereich von 140–180 mg/dl (7,8–10 mmol/l) anzustreben. Da der Vermeidung schwerer Hypoglykämien eine besonders wichtige Rolle in dieser Therapie zukommt, sollten nur sichere Insulinprotokolle eingesetzt werden. Das Yale-Protokoll zählt zu den sichersten Insulintherapiealgorithmen und wird detailliert vorgestellt.