Erschienen in:
24.02.2020 | EKG | Empfehlungen und Stellungnahmen von Fachgesellschaften
Sicherheitsmanagement der Therapie mit Antimalariamitteln in der Rheumatologie. Interdisziplinäre Empfehlungen auf der Basis einer systematischen Literaturrecherche
verfasst von:
Prof. Dr. med. C. Fiehn, T. Ness, C. Weseloh, C. Specker, D. Hadjiski, J. Detert, K. Krüger, Kommission Pharmakotherapie der DGRh
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 2/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Antimalariamittel (AM) haben eine große Bedeutung in der Therapie rheumatischer Erkrankungen.
Ziel dieser Arbeit
Es werden aktualisierte evidenzbasierte Empfehlungen zum Sicherheitsmanagement der rheumatologischen Therapie mit AM aufgezeigt.
Methodik
Durch eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Medline (PubMed) und Cochrane wurden 1160 Arbeiten zur Sicherheit der Therapie mit AM in der Rheumatologie identifiziert. Ergänzend wurde eine Handsuche durchgeführt. Es wurden 67 von den Autoren als besonders relevant eingeschätzte Publikationen genauer analysiert. Diese dienen als Grundlage für konsensbasierte Empfehlungen.
Ergebnisse
Eine Therapie mit AM in der Rheumatologie sollte mit Hydroxychloroquin (HCQ) erfolgen und die Dosis von 5 mg/kg Körpergewicht/Tag nicht überschreiten. In den ersten 6 Monaten der Therapie mit AM ist eine augenärztliche Basisuntersuchung empfohlen. Vorbestehende Makulopathie, Niereninsuffizienz (GFR [glomeruläre Filtrationsrate] <60 ml/min), Tamoxifen-Begleittherapie, Tagesdosen von >5 mg/kg HCQ oder Therapie mit Chloroquin (CQ) gehen mit einem erhöhten Risiko für eine AM-induzierte Retinopathie einher. Diese Patienten sollten daher von Beginn an jährlich augenärztliche Kontrollen erhalten, während dies bei Patienten ohne Risikofaktoren erst ab 5 Jahren Einnahmedauer empfohlen wird. Die ophthalmologische Untersuchung sollte mindestens je eine geeignete subjektive und objektive Methode nutzen, in der Regel sind dies das automatisierte Gesichtsfeld (aGF) und die optische Kohärenztomographie (OCT). Anzeichen einer möglichen AM-Retinopathie sind im aGF eine parafoveale Empfindlichkeitsabnahme und im OCT eine umschriebene Verdünnung der Photorezeptorschicht parafoveal und/oder fokale Unterbrechungen der Außensegmentstrukturlinie. Die Bestimmung der Kreatinkinase (CK) und Laktatdehydrogenase (LDH) im Blut ist als Screeninguntersuchung auf eine evtl. Myopathie oder Kardiomyopathie geeignet und sollte ca. 3-monatlich erfolgen. Der Einsatz von kardialen Biomarkern im Serum wie „brain natriuretic peptide“ (BNP) oder Troponin, EKG (Elektrokardiogramm) oder kardiale Bildgebung sollte je nach Situation erwogen werden. Die Einnahme von HCQ ist in Schwangerschaft und Stillzeit nach gegenwärtigem Wissen sicher und bei Patientinnen mit systemischem Lupus erythematodes protektiv für Mutter und Kind.
Fazit
Die aktualisierten Empfehlungen der Therapie mit AM in der Rheumatologie beinhalten v. a. strengere Dosisvorgaben, eine Risikostratifizierung im Monitoring sowie definierte augenärztliche Untersuchungsmethoden zur Erkennung einer evtl. Retinopathie.