Erschienen in:
14.12.2021 | Originalien
DGPPN-Pilotstudie zur Implementierung der S3-Leitlinie „Verhinderung von Zwang: Prävention und Therapie aggressiven Verhaltens bei Erwachsenen“
verfasst von:
Prof. Dr. Andreas Bechdolf, Felix Bühling-Schindowski, Stefan Weinmann, Johanna Baumgardt, Marie Kampmann, Dorothea Sauter, Susanne Jaeger, Gernot Walter, Michael Mayer, Michael Löhr, Michael Schulz, Jakov Gather, Regina Ketelsen, Ralf Aßfalg, Celline Cole, Angelika Vandamme, Lieselotte Mahler, Sophie Hirsch, Tilman Steinert
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 5/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Ziel der Arbeit (Fragestellung)
Können die aus der S3-Leitlinie „Verhinderung von Zwang“ abgeleiteten Implementierungsempfehlungen auf akutpsychiatrischen Stationen mittels Implementierungsberater*innen (IB) in der Stationsarbeit umgesetzt werden und führt die Umsetzung zu einem erhöhten Einhalten der von der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) verabschiedeten Empfehlungen?
Material und Methoden
Je zwei ärztliche oder pflegerische IB berieten psychiatrische Stationsteams bei der Umsetzung von jeweils drei aus der Leitlinie abgeleiteten, individuell ausgewählten Implementierungsempfehlungen. Die Beratung erfolgte in einem strukturierten Prozess über sechs Monate. Der Grad der Umsetzung der Empfehlungen wurde von den Stationsteams gemeinsam mit den IB mit einem für diesen Zweck entwickelten Instrument (PreVCo-Rating-Instrument) jeweils vor Beginn und nach Ende der Intervention eingeschätzt.
Ergebnisse
Fünf Stationen mit Versorgungsverpflichtung auch für zwangseingewiesene Patient*innen nahmen an der Pilotstudie teil; drei vollendeten die Intervention. Bei den letztgenannten verbesserte sich sowohl die Einschätzung der Umsetzung der von den Stationen ausgewählten Implementierungsempfehlungen als auch die Einschätzung der Umsetzung der nicht ausgewählten Maßnahmen. Die Implementierungsberatung wurde von den Stationen als hilfreich empfunden. Die Anwendung des PreVCo-Rating-Instruments wurde von den IB und Behandlungsteams als gut durchführbar beurteilt.
Diskussion
Die vorliegende Pilotstudie zeigt, dass eine durch IB gestützte Implementierung der 12 Empfehlungen durchführbar ist, von den Behandlungsteams als hilfreich erachtet wurde und zu positiven Veränderungen führen kann. Die Stichprobe der Pilotstudie war mit fünf Stationen unterschiedlichen Profils aussagekräftig. Ob auch die Häufigkeit und Dauer von Zwangsmaßnahmen auf diese Weise reduziert werden kann, wird aktuell in einer randomisiert-kontrollierten Studie mit einer auf dieser Pilotstudie basierenden Intervention an 55 psychiatrischen Stationen in unterschiedlichen Regionen Deutschlands untersucht.