Erschienen in:
01.08.2007 | Leitthema
Inzidentalome der Leber und der Gallenblase
Bewertung und therapeutisches Vorgehen
verfasst von:
PD Dr. Carl Zülke, H.J. Schlitt
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 8/2007
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Zusammenfassung
Der zunehmende Einsatz von Ultraschalluntersuchungen in der alltäglichen Praxis führt zu einer kontinuierlich steigenden Zahl der Diagnosen von inzidentellen Lebertumoren. Die korrekte Diagnose des Leber-Inzidentaloms lässt sich in über 90% mit nichtinvasiven Methoden stellen. Eine kritische Indikationsstellung muss insbesondere bei fraglich symptomatischen Inzidentalomen erfolgen. Die „absolute“ Forderung nach operativer Resektion beim Verdacht auf ein Leberzelladenom muss nach neuester Literatur kritisch hinterfragt werden. Der nicht auszuräumende Verdacht auf Malignität stellt vor dem Hintergrund einer geringen Morbidität und weitgehend fehlender Mortalität beim chirurgischen Eingriff eine eindeutige Indikation zur Resektion dar, perkutane Biopsien sind aus onkologischen Überlegungen, oftmals fehlendem diagnostischen Nutzen und Komplikationsgefahr in vielen Fällen nicht sinnvoll.
Die stadiengerechte radikale Reoperation beim Inzidentalom der Gallenblase vermag, mit Erreichen einer R0-Situation, das Langzeitüberleben in den weniger fortgeschrittenen Tumorstadien T1b und dem am häufigsten vorkommenden Stadium T2 signifikant zu verlängern. Patienten mit erhöhtem Risiko für das Vorliegen eines inzidentellen Gallenblasenkarzinoms sollten umfassend über die potentiellen Risiken der laparoskopischen Cholezystektomie aufgeklärt werden. Multimodale Therapiekonzepte zur Behandlung der fortgeschrittenen Tumorstadien sollten im Rahmen von prospektiven Multizentrumstudien evaluiert werden.