Erschienen in:
01.07.2003 | Leitthema
Psychopharmakotherapie im Notarztdienst
verfasst von:
Priv. Doz. Dr. med. F.-G. Pajonk, B. Fleiter
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 7/2003
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Zusammenfassung
Psychiatrische Störungen sind eine häufige Einsatzursache für den Notarzt. Dennoch bestehen in der praktischen Versorgung z. T. erhebliche Probleme in Diagnostik und Therapie psychiatrischer Patienten. Während für die wichtigsten somatischen Notfälle Therapiestandards entweder bereits etabliert oder zumindest in Prüfung sind, existieren für psychiatrische Notfälle keine evidenzbasierten Therapieleitlinien. Ziel dieses Beitrags ist es, anhand einer Auswertung der verfügbaren Literatur einen Überblick über die differentialtherapeutischen Möglichkeiten einer medikamentösen Krisenintervention und Empfehlungen zur Behandlung bei unterschiedlichen psychiatrischen Störungen im Notarztdienst zu geben.
Es erfolgte eine umfangreiche Literaturrecherche für den Zeitraum von 1971 bis 2002. Es fanden sich zu dieser Fragestellung 31 Doppelblindstudien, die die Wirksamkeit und Verträglichkeit unterschiedlicher Antipsychotika und Benzodiazepine beurteilten. Nach zusätzlicher Auswertung pharmakologischer Daten und der Fachinformationen wurden neben einer allgemeinen Darstellung und Bewertung von Antipsychotika und Benzodiazepinen für den Notarztdienst differentialtherapeutische Überlegungen erläutert und Dosierungsempfehlungen gegeben. Danach erscheint für den Einsatz im Notarztdienst bei den Antipsychotika vor allem das Haloperidol (z. B. Haldol) geeignet, bei den Benzodiazepinen ist das Lorazepam (z. B. Tavor) dem Diazepam (z. B. Valium) vorzuziehen. Eine antipsychotische Medikation ist besonders bei Schizophrenien, Manien, drogeninduzierten Psychosen und Delirien, eine Medikation mit Benzodiazepinen vor allem bei primär psychogenen oder reaktiven Angst-, Unruhe- oder Erregungszuständen indiziert. Zur Klärung der Frage, ob neuere, so genannte "atypische" Antipsychotika für die psychiatrische Akuttherapie auch in der Notfallmedizin den Stellenwert des Haloperidol einnehmen können, bedarf es kontrollierter Studien.