Erschienen in:
05.09.2017 | Akutes respiratorisches Distress-Syndrom | Leitthema
Critical-illness-Myopathie und -Polyneuropathie
verfasst von:
D. Senger, Prof. Dr. med. Dipl. Psych. F. Erbguth
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 7/2017
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Zusammenfassung
Bei durchschnittlich 50–80 % der intensivmedizinisch behandelten Patienten kommt es zu einer Beeinträchtigung der neuromuskulären Funktionen durch Schädigungen der Nerven und der Muskulatur, was zu den Bezeichnungen Critical-illness-Polyneuropathie und -Myopathie geführt hat. Beide Komponenten treten bei 30–50 % der Betroffenen kombiniert auf, beim Rest überwiegt die isolierte Myopathie, während die isolierte Neuropathie selten vorkommt. Mittlerweile wird der deskriptive Begriff der „intensive care unit-acquired weakness“ (ICUAW) bevorzugt. Bedeutendster Risikofaktor für die Entwicklung einer ICUAW sind Sepsis, Multiorgandysfunktion und ein „acute respiratory distress syndrome“ (ARDS). Bei mindestens einem Drittel der Patienten bestehen am Ende des Intensivstationsaufenthalts noch bleibende Störungen wie Lähmungen, Sensibilitätsstörungen und Gleichgewichtsprobleme. Bei etwa 10 % persistieren diese beinbetonten und stark alltagsrelevanten Störungen über das erste Jahr nach ICU-Therapie hinaus. Die reine Myopathie führt selten zu Residuen, während die neuropathische Komponente für die Langzeitbeeinträchtigungen verantwortlich ist.