Erschienen in:
01.07.2014 | Originalien
Lumbaler Bandscheibenvorfall mit Radikulärsyndrom und fortgeschrittene Osteochondrose
Prävalenzschätzung im Rahmen der DWS-Richtwertestudie in der Allgemeinbevölkerung
verfasst von:
Dr. A. Bergmann, U. Bolm-Audorff, D. Ditchen, R. Ellegast, J. Haerting, N. Kersten, A. Luttmann, P. Morfeld, K. Schäfer, R. Skölziger, M. Jäger, A. Seidler, O. Kuß
Erschienen in:
Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie
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Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine der Zielstellungen der DWS-Richtwertestudie (DWS2) war es, auf der Basis der in der 1. Deutschen Wirbelsäulenstudie (DWS1) erhobenen Daten Richtwerte für die lebenslange kumulative Belastungsdosis von wirbelsäulenbelastenden Tätigkeiten abzuleiten. Für die Bewertung der ermittelten „odds ratios“ (OR) war eine Abschätzung der Prävalenz der untersuchten Krankheitsbilder lumbaler Prolaps und lumbale Chondrose notwendig.
Material und Methoden
Die Abschätzung der Prävalenz erfolgte auf 3 Wegen: 1) Berechnung der DWS-internen Erhebungsinzidenz und Umrechnung auf eine Prävalenzangabe, 2) Abschätzung der Prävalenz aus Diagnosis-Related-Groups(DRG)-Zahlenangaben der stationären Behandlungsinzidenz, 3) Auswertung von bevölkerungsbezogenen Erhebungen und Literaturrecherche.
Ergebnisse
Die Abschätzung der Prävalenz aus der DWS-internen Erhebungsinzidenz ergab für die Fallgruppen (FG) 1 und 2 (Männer und Frauen mit Bandscheibenvorfall mit Radikulärsyndrom) eine Prävalenz von 0,2–0,5 % und für die FG 3 und 4 (Männer und Frauen mit fortgeschrittener Chondrose) eine Prävalenz von 0,1–0,3 %. Bei der Abschätzung aus den DRG-Zahlen, ergibt sich eine Prävalenz von 0,35 für die DWS-Definition des Prolaps (FG 1 und 2) und 0,11 % für die Definition der Chondrose (FG 3 und 4). Anhand der Literaturrecherche konnten nur wenige Studien identifiziert werden, die die Häufigkeit von Bandscheibenvorfällen mit segmentbezogenem Radikulärsyndrom bzw. schwerer Chondrose bei symptomatischen Patienten untersucht haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die Häufigkeiten hierfür im niedrigen einstelligen Bereich lagen (0–5 %).
Schlussfolgerungen
Die vorgenommene Abschätzung der Prävalenzen für die beiden Krankheitsbilder der DWS ist naturgemäß mit einer hohen Unsicherheit behaftet, da eine Reihe von Annahmen getroffen werden musste. Die Ergebnisse der 3 Ansätze zur Prävalenzschätzung zeigen eine gute Übereinstimmung und halten somit einer gewissen inhaltlichen Plausibilitätsprüfung durchaus stand. Eine Schätzzahl für die zu erwartende Prävalenz von fortgeschrittener symptomatischer Chondrose oder Bandscheibenvorfällen mit Radikulärsyndrom an der Lendenwirbelsäule im Altersbereich von 25 bis 70 Jahren kann aus Sicht der Autoren jeweils in einem Bereich von 0–2 % angesetzt werden.