Eine Unterversorgung mit Vitamin B12 (Cobalamin) ist häufig, kann aber in der Praxis aufgrund der unspezifischen Symptomatik leicht übersehen werden. Betroffen sind oft ältere Patientinnen und Patienten, die häufig neben altersbedingten, atrophischen gastrointestinalen Veränderungen und einer Hypo-/Achlorhydrie auch eine Malabsorption aufgrund von Arzneimittelinteraktionen sowie ernährungsbedingte Defizite aufweisen. Neuropsychiatrische Veränderungen treten oft schon früh im Verlauf auf, während die für Vitamin-B12-Mangel typische makrozytäre Anämie eher ein spätes Symptom eines Vitamin-B12-Defizits darstellt. Unbehandelt kann ein Vitamin-B12-Mangel zu schwerwiegenden neuropsychiatrischen Störungen führen, unter anderem zählt ein Vitamin-B12-Mangel zu den häufigsten behandelbaren Ursachen einer kognitiven Störung. Eine frühzeitige Diagnose und Substitutionstherapie sind wichtig, um irreversible neuropsychiatrische Symptome zu vermeiden. Unter einer Substitutionstherapie kommt es in der Regel zu einer raschen Rückbildung von kognitiven, neurologischen und hämatologischen Veränderungen. Dabei ist die hochdosierte orale Substitutionstherapie auch bei Malabsorption effektiv und wird zudem von den meisten Patientinnen und Patienten gegenüber der parenteralen Applikation bevorzugt.