18.04.2024 | Leberzirrhose | Schwerpunkt
Bakterielle und virale Infektionen als Auslöser eines akut-auf-chronischen Leberversagens
verfasst von:
PD Dr. med. Marcus M. Mücke
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Patienten mit Leberzirrhose haben eine deutlich erhöhte Suszeptibilität für Infektionen. Bakterielle Infektionen sind der häufigste Auslöser für eine akute Dekompensation (AD) und ein akut-auf-chronisches Leberversagen (ACLF). Das Vorliegen einer Infektion geht dabei unabhängig vom ACLF selbst mit einer erhöhten Mortalität einher. Die Relevanz von viralen Infektionen als Auslöser einer AD oder eines ACLF wurde bis vor kurzen vermutlich unterschätzt, wird jedoch zunehmend systematisch untersucht. Da viele Patienten mit ACLF auch unabhängig von Infektionen eine relevante systemische Inflammation aufweisen, ist eine initiale Differenzierung in der Praxis zu anderen Auslösern oft herausfordernd. Bei vermuteter Infektion und im Zweifelsfall sollte insbesondere bei kritisch kranken Patienten eine rasche empirische antiinfektive Therapie mit Breitspektrumantibiotika eingeleitet werden, da multiresistente Erreger (MRE) je nach Region in Europa für bis zu 20–30 % der Infektionen verantwortlich sind. Die lokale Resistenzlage und patientenindividuelle Risikofaktoren für das Vorliegen von MRE sollten bei der Wahl der Antibiotika berücksichtigt werden. Eine adäquate Therapie und geeignete Maßnahmen zur Infektprävention können die Entstehung eines ACLF reduzieren und die Mortalität bei Patienten mit Leberzirrhose nachweislich senken.