Einleitung
Die im Jahr 2016 gegründete Medizininformatik-Initiative (MII) war von Beginn an auf einen längeren Zeitraum und die Schaffung einer nachhaltigen Infrastruktur für gemeinsame Datennutzung ausgelegt [
1]. Im Rahmen der MII sollten Datenintegrationszentren (DIZ), Medizininformatik-Professuren und Nachwuchsgruppen eingerichtet und zunächst alle Universitätsklinika sowie nachfolgend weitere deutsche Krankenhäuser integriert werden.
Die medizinische Informatik trägt mit ihren Methoden und Werkzeugen dazu bei, dass Erkenntnisse aus medizinischen Daten gewonnen werden können (Datenwissenschaften). Um die angestrebten Ziele der MII erreichen zu können, besteht ein erheblicher Bedarf an Personal mit Kompetenzen in Medizininformatik und Datenwissenschaften. Bereits vor Beginn der MII war ein Fachkräftemangel auf diesem Gebiet spürbar [
2]. Daher hat jedes Konsortium der MII eigene Ausbildungsaktivitäten etabliert. Zusätzlich sind konsortiumübergreifende Aktivitäten entstanden, sodass eine strategische Arbeitsgruppe (Taskforce) unter Mitwirkung des Medizinischen Fakultätentages (MFT) eingerichtet wurde. Nähere Informationen zur Struktur der MII mit ihren wissenschaftlichen Konsortien sind im Beitrag von Semler et al. in diesem Themenheft zu finden.
Dieser Artikel gibt eine Übersicht über die Konzepte, umgesetzten Programme und Erfahrungen in den einzelnen Konsortien. Bei den vielfältigen Aktivitäten handelt es sich um Aus‑, Weiter- und Fortbildungsangebote für Forschende und Anwendende in den Bereichen Medizin, Informatik, medizinische Informatik, medizinische Datenwissenschaften, Management und Sozialkompetenz. Dazu gehören Schulungs- und Sensibilisierungsangebote für Personen, die neu in Themen der MII arbeiten, wie ärztliche und pflegerische Fachkräfte sowie Mitarbeitende in Studien. Ergebnisse und weitere Entwicklung werden auch unter dem Blickwinkel der konsortiumübergreifenden Aktivitäten und weitergehenden Vernetzung reflektiert.
Aktivitäten zur Kompetenzentwicklung der Konsortien der MII
Die spezifischen Aktivitäten zu Aus‑, Fort- und Weiterbildung werden zunächst in alphabetischer Reihenfolge der Konsortien vorgestellt. Anschließend berichten wir über Nachwuchsgruppen und konsortiumübergreifende Koordination. Mehrere Konsortien haben Spring, Summer, Autumn und Winter Schools angeboten. Diese werden im Folgenden als Saisonschulen bezeichnet.
DIFUTURE
Das DIFUTURE-Konsortium umfasst Universitäten und Universitätsklinika an den Standorten Augsburg, Homburg, München: Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und Technische Universität (TUM), Regensburg, Tübingen und Ulm [
3].
HiGHmed
Das HiGHmed-Konsortium umfasst aktuell 10 Universitätsklinika, ein außeruniversitäres Klinikum und eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung [
4].
Durch jeden Standort wurden digitale Lernmodule für in der MII relevante Ausbildungsinhalte gemäß dem didaktischen Konzept der „e-tivities“ von Gilly Salmon [
5] im Umfang von 6 Leistungspunkten (European Credit Transfer System – ECTS) mit ca. 6×30 h Arbeitsaufwand für Teilnehmende entwickelt. E‑tivities sind moderierte elektronische Aktivitäten auf Lernplattformen, die zur Interaktion anregen. Die Lernmodule sind in die lokalen Studiengänge integriert und offen für Teilnehmende von anderen Standorten. Die Lehrthemen ergänzen sich gegenseitig und reichen von „Assistierenden Gesundheitstechnologien“ über „Fortgeschrittene Konzepte der Datenanalyse“ bis hin zur „Sicheren Softwareentwicklung“. Für Teilnehmende ohne Einschreibung in die lokalen Studiengänge wurden 3 Zertifikate mit jeweils 18 ECTS entwickelt.
Neben dem einheitlichen didaktischen Konzept wurde ein Evaluationskonzept für die digitalen Lernmodule entwickelt und standortübergreifend genutzt [
6,
7].
Die beteiligten Studiengänge haben die Lernmodule von anderen HiGHmed-Standorten anerkannt. Dies muss häufig individuell gelöst werden, weil in den Bundesländern und Prüfungsordnungen unterschiedliche Regelungen bestehen. Der administrative Aufwand ist teilweise hoch.
Aus HiGHmed ist der Podcast „Digitalisierung der Medizin“ hervorgegangen.
2 Es werden seit 2019 aktuelle Themen der medizinischen Informatik von bisher über 40 Frauen anhand ihrer Karrierewege vorgestellt und inhaltlich diskutiert. Bis Ende 2023 sind 24 Folgen erschienen mit über 32.000 Downloads.
Die Kooperation mit dem durch das Land Niedersachsen geförderten Zukunftslabor Gesundheit (ZLG) führte zu weiteren Lernmodulen nach dem didaktischen Konzept der E‑tivities [
4]. Um hierfür die Zielgruppe der Bürger*innen erreichen zu können, wurden Lernziele in den Bereichen Basiswissen und Werte ergänzt mit Themen, wie z. B. bereits eingesetzte digitale Technologien oder das Für und Wider des Datenspendens.
MIRACUM
Zum MIRACUM-Konsortium gehören 11 Standorte: Erlangen, Dresden, Greifswald, Magdeburg, Marburg, Gießen, Mannheim, Frankfurt, Mainz, Freiburg und Chemnitz [
12]. Seit Sommer 2022 wird eng mit dem DIFUTURE-Konsortium kooperiert, nicht nur in Aus‑, Weiter- und Fortbildung [
13].
Der akkreditierte BIDS-Studiengang spricht Absolvent*innen aus den Bereichen Informatik, Medizin, Natur- und Biowissenschaften an. Schwerpunkte des Studiums sind Medizin, Informatik, medizinische Informatik, Biomedical Data Science sowie Management & Social Skills [
14,
15]. Der Studiengang startete im Oktober 2020 mit 27 Lernmodulen. Er wurde von der Hochschule Mannheim mit Unterstützung von MIRACUM und der Graduate School Rhein Neckar gGmbH eingerichtet. Im Rahmen von Projekt- und Masterarbeiten werden Fragestellungen aus den MIRACUM- und DIFUTURE-Standorten bearbeitet.
Ständige Weiter- und Fortbildung ist für alle in der MII Tätigen unabdingbar. Daher bieten MIRACUM und DIFUTURE regelmäßig onlinebasierte zertifizierte Weiterbildungskurse an. Bis Ende 2023 haben 62 Personen an dem Zertifikatsprogramm teilgenommen und 157 Zertifikate erworben.
Das
Online-Kolloquium von MIRACUM und DIFUTURE informiert die Community in ca. 30 min, inkl. Diskussion, über neue Entwicklungen. Das Kolloquium startete 2017. Bis Ende 2023 wurden 311 Kolloquien jeweils mit 40 bis 100 Teilnehmenden durchgeführt. Ein digitales Archiv mit den Foliensätzen und Videoaufzeichnungen der letzten 71 Kolloquien wurde aufgebaut.
3
Das Hospitationsprogramm spricht primär Mitarbeitende der DIZ und der Use Cases an. Expert*innen aus den Kompetenzzentren von MIRACUM und DIFUTURE laden zu sich ein und stellen relevante Themen vor, wie z. B. Aufsetzen und Nutzen der Softwarelösung ProSkive, das Kodiersystem LOINC als Bestandteil eines erweiterten „Medical Data Repository“ sowie die europäische Medizinprodukte-Verordnung (Medical Device Regulation). Es wird über Erfahrungen bei Entwicklung, Einführung und Betrieb berichtet. Bisher wurden 32 Hospitationen für ca. 380 MIRACUM- und DIFUTURE-Mitarbeitende durchgeführt.
Seit 2018 fanden 8 Fortbildungsveranstaltungen in Form von 5‑tägigen Saisonschulen an verschiedenen Orten statt. Sie hatten Leitthemen wie „Werkzeuge der MII“ und „Alte und Neue Use Cases der MII“.
SMITH
Das SMITH-Konsortium umfasst 9 Universitätsklinika, 4 Universitäten, 2 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und 4 Industriepartner [
16]. Klinisch, epidemiologisch und systemmedizinisch Forschende der Medizininformatik sowie Fachpersonal der Informationstechnologie arbeiten eng zusammen.
SMITH-JET entwickelte in Kooperation mit den anderen MII-Konsortien sowie der Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS e. V.) den „Biomedical and Health Informatics Learning Objective Catalogue“ – kurz BMHI-Lernzielkatalog [
17] – für die Lehre im Fach Medizininformatik. Dieser und weitere Lernzielkataloge können über die von SMITH-JET entwickelte Plattform HI-LONa (Health Informatics Learning Objective Navigator) eingesehen und kooperativ weiterentwickelt werden [
18,
19].
In den DIZ werden Wissen und Kompetenzen benötigt, die so in den medizininformatischen Studiengängen noch nicht vermittelt werden. Der BMHI-Lernzielkatalog wurde um entsprechende Lernziele ergänzt. Auch in Zukunft sollten die Module in den Studiengängen und die Angebote für Fort- und Weiterbildung für neue DIZ-Mitarbeitende stetig angepasst werden.
Für dieses Netzwerk werden durch das Projekt baseTraCE sowohl die mit SMITH-JET entwickelten Lernzielkataloge und das Tool HI-LONa als auch die erarbeiteten Lehr‑/Lernmaterialien für andere Konsortien bereitgestellt. Parallel wird die SMITH-Academy zur konsortienübergreifenden MII-Academy ausgebaut.
Vernetzung der MII-Nachwuchsgruppen
Innerhalb der MII werden aktuell 21 Nachwuchsgruppen (NWG) an den Universitäten gefördert, die neue Medizininformatik-Professuren eingerichtet haben.
Strategische Arbeitsgruppe Aus‑, Fort- und Weiterbildung (AFWB)
Für den nachhaltigen Erfolg der Maßnahmen in der akademischen Aus‑, Fort- und Weiterbildung ist eine konsortiumübergreifende Koordinierung der Aktivitäten und Angebote wichtig. So können übergreifende Schulungsbedarfe ermittelt sowie bereits lokal bestehende Angebote über die gesamte MII und darüber hinaus, z. B. für bestehende Clinician-Scientist-Programme, ausgeweitet werden. Diese Aufgaben werden von der strategischen Arbeitsgruppe „Aus‑, Fort- und Weiterbildung“ (AFWB) übernommen, in der alle Konsortien der MII vertreten sind und zusätzlich durch externe Expert*innen beraten werden. Die Koordination erfolgt durch den MFT.
In der Ausbau- und Erweiterungsphase der MII agiert die AFWB als Initiator und Koordinator von Lernangeboten. Die technische Zusammenführung und das Angebot geteilter Schulungsressourcen erfolgen über die Weiterbildungsplattform baseTraCE
6. Bereits identifizierte zusätzliche Weiterbildungsbedarfe im Bereich IT-Sicherheit und Einwilligungsmanagement im Regelbetrieb der Universitätsklinika sollen durch entsprechende Angebote gedeckt werden.
Diskussion der Ergebnisse
Im Kontext der MII sind 48 neue Professuren an Universitäten und 3 an Hochschulen für angewandte Wissenschaften eingerichtet worden. Vernetzung hat sowohl innerhalb der Konsortien als auch in der Fachgesellschaft GMDS stattgefunden. Zur Kompetenzentwicklung sind 10 neue Studienangebote geschaffen worden: 1 Bachelor-, 6 konsekutive und 3 berufsbegleitende Masterstudiengänge (Tab.
1). Darüber hinaus wurden Lern- und Fortbildungsangebote etabliert, die standortübergreifend genutzt werden können, sowie Zertifizierungs- und Anerkennungsmöglichkeiten geschaffen.
Tab. 1
Neue Studienangebote in medizinischer Informatik und Datenwissenschaften, die im Kontext der MII geschaffen wurden
Universität Leipzig | M. Sc. | Medizininformatik | Konsekutiv |
Universität Jena | M. Sc. | eHealth & Communication | Berufsbegleitend |
RWTH Aachen | M. Sc. | Medical Data Science | Berufsbegleitend |
Hochschule Mannheim | M. Sc. | Biomedizinische Informatik und Data Science (BIDS) | Berufsbegleitend, Kooperation mit MIRACUM, DIFUTURE und Graduate School Rhein-Neckar gGmbH |
Universität Augsburg | B. Sc. M. Sc. | Medical Information Sciences | Konsekutiv |
Medizinische Hochschule Hannover | M. Sc. | Biomedizinische Datenwissenschaft | Konsekutiv |
TU München | M. Sc. | Data Engineering and Analytics | Konsekutiv |
TU München | M. Sc. | Mathematics in Data Science | Konsekutiv |
Universität Tübingen | M. Sc. | Medical Informatics | Konsekutiv |
Die Aktivitäten richten sich an unterschiedliche Zielgruppen. Dazu gehören Personen mit fachlichem Hintergrund in Informatik, Medizin, Pflege, Bioinformatik, Biologie, Natur- und Datenwissenschaften. Für die MII erweisen sich Zusatzqualifikationen für Ärzt*innen in Informatik und für Informatiker*innen in Medizin als besonders wichtig. Sie können zu einer höheren Qualität bei der Softwareentwicklung und einer besseren Unterstützung der Behandlungsprozesse durch informationsverarbeitende Werkzeuge führen. In allen Konsortien haben digitale Lehr‑/Lernmethoden eine wichtige Rolle gespielt. Sie bieten Flexibilität, um standortübergreifend, interprofessionell und an individuellen Bedürfnissen orientiert auszubilden.
Mehrere der neuen Masterstudiengänge sind sowohl für Absolvent*innen aus Medizin, Gesundheits- und Naturwissenschaften als auch Informatik geöffnet. Dadurch werden die interprofessionelle Zusammenarbeit und Kommunikation gefördert. Die unterschiedlichen fachlichen Kompetenzen müssen durch spezielle didaktische Maßnahmen berücksichtigt werden, z. B. zu Beginn der Studiengänge durch verschiedene ergänzende Lehrangebote. Im Studienverlauf fördern kollaborationsintensive Lernformate die multiprofessionelle Integration.
Neben den Berufsgruppen sollten zunehmend auch Patient*innen digitale Kompetenzen aufweisen, um aktiv an der eigenen Gesundheit mitzuwirken und die Patientenperspektive in die medizinische Forschung einzubringen. Dafür sind eigene Ausbildungsformate notwendig und Öffentlichkeitsarbeit muss gestärkt werden.
Mit dem Aufbau der DIZ und der übergreifenden Infrastrukturen zum Data Sharing hat sich die begleitende Aus‑, Fort- und Weiterbildung als ein Erfolgsfaktor in der MII etabliert. Durch die zunehmende Verschmelzung der Konsortien sowie den zukünftigen Zusammenschluss mit dem NUM konvergieren auch die bestehenden Lehr‑/Lernformate und -inhalte. Dies wird durch die strategische Arbeitsgruppe AFWB koordiniert. Ziel ist es, abgestimmte Materialien herauszugeben, die sich an den erarbeiteten Lernzielen orientieren. Erfahrene Stärken und Schwierigkeiten videobasierter Lernangebote förderten die Nutzung didaktisch angemessener Formate (z. B. Microlearnings, E‑tivities, Podcasts). Saisonschulen erwiesen sich mehrfach als förderlich.
Die zunehmende Verschmelzung der Konsortien zeigt sich auch in dem Übergang der SMITH-Academy in die MII-Academy. Damit wird die Zielgruppe um Clinician Scientists als Datennutzende erweitert. Insbesondere die aufgebauten Services (z. B. Machbarkeitsanfragen, Antragsportal, Datenschutz und Ethik, Infrastrukturen zur verteilten Analyse) und ihre Nutzung sollen bekannt gemacht werden.
Gelebte Kooperation ist ein entscheidender Erfolgsfaktor der Kompetenzentwicklung in der MII. In der Aufbau- und Entwicklungsphase der MII wurde bereits mit dem NUM kooperiert. Dies soll ausgeweitet werden. Es werden sowohl Datennutzungsprojekte ausgeschrieben als auch gemeinsame Schulungen im Bereich IT-Sicherheit und Consent-Management angeboten.
Im
NKLM Version 2.0 wurden die Lernziele für das Medizinstudium und das Zahnmedizinstudium konsentiert und veröffentlicht. Dazu gehört auch der Katalog „Digitale Kompetenzen“, der in Zusammenarbeit mit der GMDS entwickelt wurde und Lernziele aus der medizinischen Informatik [
20] mit den medizinischen Lernzielen verknüpft. Die Studierenden sollen notwendige Kompetenzen im Umgang mit medizinischer Informationstechnologie erwerben und in ihrer ärztlichen Tätigkeit anwenden können.
Vertreter*innen von MIRACUM und DIFUTURE haben Auslandsreisen unternommen, um sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Es wurde festgestellt, dass die Angebote für Studierende der Medizin und der medizinischen Informatik in den USA insgesamt vergleichbar mit den eigenen Angeboten sind. Ein wichtiger Unterschied besteht bei PhD-Programmen, die in den USA oft stärker strukturiert sind und in relativ kurzer Zeit abgeschlossen werden können. Die Entwicklung strukturierter Promotionsprogramme in medizinischen Datenwissenschaften in Deutschland könnte von den Lernangeboten profitieren, die aus der MII entstanden sind.
Ausblick
Damit die Angebote zur Qualifizierung von Personal in der MII standortübergreifend genutzt werden können, werden sie konsolidiert und auf die in den Lernzielkatalogen formulierten Kompetenzen abgebildet. Sie werden systematisch erfasst und mit Metadaten so beschrieben, dass sie anhand der angestrebten Kompetenzen gut auffindbar sind und den FAIR-Kriterien
7 genügen [
21]. Eine zentrale Rolle wird hierbei die gemeinsame Koordinierung der Lernangebote und Kompetenzprofilbildung spielen, die mithilfe von baseTraCE einen Beitrag zur Harmonisierung leisten soll.
Die zukünftigen Aktivitäten sollen ein besonderes Augenmerk darauf legen, dass digitale Kompetenzen auch für Datennutzende notwendig sind. Nur dann kann datengetriebene Medizin zu einer Verbesserung von Forschung und Versorgung führen. Deshalb beschreibt die MII-Academy die aufgebauten Data-Sharing-Services und -Prozesse. Dazu zählen sowohl die DIZ als auch die Plattformen (z. B. zur Datenbeantragung und verteilten Datenanalyse), die eine übergreifende Nutzung medizinischer Daten erlauben. Zielgruppe sind Clinician Scientists und die in der medizinischen Forschung Tätigen. Alle Konsortien haben sich darauf verständigt, sie in den Fakultäten gemeinsam zu bewerben.
Auch in der Ausbildung von Studierenden werden neue Wege beschritten. So sollen im Modellstudiengang Humanmedizin „MEDiC“ der Technischen Universität Dresden und des Klinikums Chemnitz die Möglichkeiten von Digital Health integraler Bestandteil der praxisnahen Ausbildung sein. Dabei können die MII-Angebote genutzt werden, um ein gemeinsames Verständnis von Themen wie Digital Health, E‑Health, Big Data, künstliche Intelligenz etc. zu entwickeln. Die Kompetenzvermittlung beschränkt sich nicht auf die Studierenden, sondern auch die Lehrenden und Mentor*innen sollen weitergebildet werden. Die Saisonschulen oder digitalen Lehrangebote der MII können hierfür genutzt werden. Diese Grundlage kann in Zukunft ebenfalls genutzt werden, um ärztliches, pflegerisches und weiteres medizinisches Personal in nicht universitären Krankenhäusern so fortzubilden, dass digitale Kompetenzen für die tägliche Arbeit aufgebaut werden. Wenn sich die Zielgruppe der aus der MII entwickelten Lernangebote dadurch erheblich vergrößert, sind weitergehende Ressourcen notwendig, um das auch langfristig anbieten zu können.
Fazit
Der Erfolg der MII hängt wesentlich von der Akzeptanz der Gesellschaft für die Mehrfachnutzung medizinischer Daten sowohl in der Versorgung als auch in der Forschung ab. Dafür erforderliche Information wird der Bevölkerung durch Öffentlichkeitsarbeit der MII bereitgestellt. Darüber hinaus besteht in der Gesellschaft ein enormer Bedarf an Kompetenz im Umgang mit medizinischen Daten und digitalen Werkzeugen in der Medizin („digital/medical literacy“). Kompetenzentwicklung ist daher auch in den Schulen und in der Erwachsenenbildung erforderlich.
Einhaltung ethischer Richtlinien
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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