Erschienen in:
11.04.2023 | Kolorektales Karzinom | Arzneimitteltherapie
Checkpointinhibitoren beim kolorektalen Karzinom – eine neue Ära?
verfasst von:
PD Dr. Christian Pox
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 5/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Checkpointinhibitoren haben bei einigen Tumorentitäten, wie Melanomen, ein sehr gutes Therapieansprechen gezeigt.
Ziel der Übersicht
Im vorliegenden Beitrag werden die Daten zum Einsatz von Checkpointinhibitoren beim kolorektalen Karzinom (KRK) beschrieben.
Datenlage
Ein klarer Nutzen von Checkpointinhibitoren beim KRK konnte nur für Patienten mit KRK und hochgradiger Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) bzw. defizientem Mismatch-Reparatur-Gen (dMMR) gezeigt werden. Der Anteil an MSI-H/dMMR-Karzinomen beträgt bei Kolonkarzinomen etwa 10–12 %, bei Rektumkarzinomen etwa 3 %. In Kohortenstudien konnte bei Patienten mit MSI-H/dMMR-KRK nach Progress unter Chemotherapie für Pembrolizumab eine Ansprechrate von 33 %, für die Kombination aus Nivolumab und Ipilimumab eine Ansprechrate von 65 % gezeigt werden – mit langfristigem Ansprechen. Nach 2 Jahren waren noch 55–75 % der Patienten am Leben. In einer randomisierten Vergleichsstudie zur Erstlinientherapie war das progressionsfreie Überleben unter einer Therapie mit Pembrolizumab deutlich höher als unter einer Chemotherapie (16,5 vs. 8,2 Monate). Eine kleine Fallserie von Patienten mit MSI-H/dMMR-Rektumkarzinomen zeigte bei allen Patienten unter Dostarlimab eine vollständige Remission ohne Hinweis auf ein Rezidiv innerhalb eines allerdings kurzen Follow-ups. Auch für das lokal fortgeschrittene MSI-H/dMMR-Kolonkarzinom konnte in einer Fallserie bei nahezu allen Patienten ein Ansprechen des Tumors nachgewiesen werden, bei 67 % sogar eine Vollremission des Primärtumors. Bei mikrosatellitenstabilen (MSS) Karzinomen hat die Monotherapie mit Checkpointinhibitoren keine Wirksamkeit, die Hinzunahme zu einer Chemotherapie einen allenfalls geringen Nutzen.
Schlussfolgerungen
Checkpointinhibitoren sind in der palliativen Situation bei Patienten mit MSI-H/dMMR-KRK die Therapeutika der Wahl und haben die Chemotherapie abgelöst. Erste Daten zeigen hohe Ansprechraten im Rahmen einer neoadjuvanten Therapie beim MSI-H/dMMR-Rektumkarzinom und Kolonkarzinom.