Erschienen in:
08.09.2022 | Harninkontinenz | Übersichten
Chronische Sakralnervenstimulation (SNS) bei Sexualfunktionsstörungen der Frau – ein systematischer Review
verfasst von:
Dr. med. Erik Allemeyer, Maret Bauer, Christian Vollmer, Felix Strube, Fabian Queißert
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 10/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die sexuelle Gesundheit sollte ein selbstverständlicher Bestandteil einer zeitgemäßen Patient*innenversorgung sein. Es besteht eine hohe Prävalenz von Sexualfunktionsstörungen, ihr Einfluss auf die Lebensqualität ist groß, wenngleich die resultierenden Kosten für das Gesundheitssystem allenfalls geschätzt werden können. Eine Behandlung sollte bei Frauen sexuelle Appetenz, sexuelle Erregbarkeit, Orgasmuserleben und Lubrikation adressieren. Die Sakralnervenstimulation (SNS) wurde bisher primär für neurogene Harnblasenfunktionsstörungen, den idiopathischen Beckenschmerz, die nichtobstruktive Harnretention und die Stuhlinkontinenz eingesetzt. Im Beitrag geben wir einen Überblick über die bisherigen Erkenntnisse zum Einfluss der SNS auf die Sexualfunktion und prüfen deren Potenzial als neue Behandlungsalternative.
Methode
Es erfolgte eine Literaturrecherche mit der HDAS(Healthcare Databases Advanced Search)-Plattform mittels der Suchmaschinen Medline, EMBASE und CINHAL unter ausschließlicher Berücksichtigung von Publikationen aus internationalen Fachzeitschriften, welche ein Peer-review-Verfahren anwenden.
Ergebnisse
Bis dato existieren keine Untersuchungen zur Sexualfunktion als primärem Ergebnisparameter der SNS. 16 Studien mit Einschluss von insgesamt 662 Frauen, welche die Auswirkung der SNS auf die Sexualfunktion bei Anwendung in anderen Indikationen überprüften, konnten identifiziert werden. Die Analyse ergab Hinweise auf signifikante Verbesserungen der Sexualfunktion, wobei unklar ist, ob es sich hierbei um primäre oder sekundäre Effekte der SNS handelt.
Diskussion
Die Wirkungsweise der SNS und die unmittelbare anatomische und physiologische Beziehung der Funktionen zur Harnblasenentleerung, Harnblasenkontinenz, des Beckenschmerzes, der Stuhlkontinenz und der Sexualfunktion legen einen möglichen primären Effekt der SNS auf die Sexualfunktion sehr nahe. Dies sollte in qualitativ hochwertigen Studien mit dem primären Endpunkt Sexualfunktion überprüft werden.